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Koptischer Bischof Damian übt scharfe Kritik an Kampagne gegen Benedikt XVI.

Stellungnahme des Bischofs Anba Damian von der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland zur aktuellen Presseberichterstattung über das Münchner Gutachten zu Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche:

Mit Bedauern und Bestürzung nehmen wir Kopten als ägyptische Christen, von denen viele vor dem islamistischen Terror nach Deutschland geflüchtet sind, die tendenziöse Berichterstattung der deutschen Medien über die katholische Kirche zur Kenntnis.

Die römisch-katholische Kirche ist mit über einer Milliarde Gläubigen die größte christliche Kirche, ja die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Diese Kirche verdient unseren Respekt, unser Vertrauen, unsere Hochachtung, Dankbarkeit und Liebe.

Wir sind eine Schwesterkirche, d.h. wir teilen Freude und Leid. Schon deshalb fühlen wir uns ebenfalls von den Angriffen auf die röm.-kath. Kirche betroffen. Unsere beiden Kirchen sind, theologisch betrachtet, intakte Organe im Leib Christi. Christus selbst ist das Oberhaupt der universalen, also weltweiten Kirche.

Wir Kopten haben der katholischen Schwesterkirche viel zu verdanken, ganz speziell auch hier in Deutschland. Wir danken ihr für die Überlassung zahlreicher Gotteshäuser, damit wir unsere koptisch-orthodoxen Gottesdienste feiern können.

Wir danken ihr für die Ausbildung unserer jungen Menschen in weltlichen wie geistlichen Berufen an ihren Schulen, Hochschulen und Universitäten, für ihre karikative Tätigkeit weltweit, wie auch in unserer ägyptischen Heimat, ihren großen Einsatz in der Verteidigung der Menschenrechte, aber auch für die vielen wohltuenden Begegnungen, gemeinsamen Gebete und sonstigen Aktivitäten.

Diese Kirche ist für uns und für die ganze Menschheit ein Segen. Die Welt wäre so viel ärmer, die Armen wären ohne Hilfe und ohne eine mächtige Stimme ohne sie. Niemand hat das Recht, diese ehrwürdige und segensreiche Institution aufgrund eines einzigen Problemkreises herabzuwürdigen oder zu ihrer Zerstörung beizutragen.

Die Meinungsfreiheit und Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland erlauben öffentliche Kritik an führenden Persönlichkeiten, und das ist auch gut und richtig so. Allerdings sollte man doch zwischen guter und wichtiger konstruktiver Kritik und destruktiver, diffamierender, ja ehrabschneidender Kritik unterscheiden. Letztere ist von jedem, der Anstand und Respekt vor seinem Nächsten besitzt, abzulehnen.

Jede Form von Kindesmissbrauch, gleich wer die Täter sind, darf nicht verharmlost werden und ist schonungs- und kompromisslos in aller Transparenz aufzuklären.

BILD: Koptischer Gottesdienst mit Bischof Damian und seinen Priestern in Münster

Wogegen wir uns allerdings verwehren ist jeder Generalverdacht, jede Pauschalisierung und jede einseitige Perspektive. Es mag dutzende pädophile Straftäter im Priestergewand geben. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch 99 % der pädophilen Straftaten von Laien, in den meisten Fällen sogar von Familienmitgliedern, begangen werden.

Noch weniger dürfen wir aus den Augen verlieren, dass trotz dieser Verfehlungen Einzelner die überwiegende Anzahl der katholischen Priester ihren aufopferungsvollen Dienst in tadelloser Integrität verrichtet, ein Segen für die Gemeinden und Gläubigen ist und einen unersetzlichen Dienst für unsere Gesellschaft leistet.

Die Vertrauenskrise, die aus der medial aufgebauschten Missbrauchskrise erwuchs, verlangt nach einer Antwort: Ein konstruktiver, zukunftsorientierter Plan für die Wiederherstellung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Kirche muss energisch umgesetzt werden, um der fatalen Folge einer Entkirchlichung, nämlich die daraus resultierende Entchristianisierung der deutschen Gesellschaft vorzubeugen. Intensive Investitionen in die Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel einer frühen Integration in das kirchliche Leben sollten im Zentrum dieses Zukunftsplanes stehen und ein neuer Fokus des kirchlichen Dienstes sein.

Die Verfehlungen von kirchlichen Führungspersönlichkeiten müssen ehrlich benannt, dürfen aber nicht zu politischen oder weltanschaulichen Kampagnen missbraucht werden. Sie sind in ein gesundes Verhältnis zu setzen mit den Verfehlungen anderer Konfessionen, Religionen, Weltanschauungen und politischer Ideologien dieser Erde.

Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!

In der koptischen Kirche beten wir: „Keiner ist frei von Unreinheit, selbst wenn sein Leben auf der Erde nur einen einzigen Tag gedauert hat“. Die Hirtenämter der Kirche sind nicht mit Göttern besetzt – es gibt nur einen Gott! -, sondern mit fehlbaren Menschen. Selbst Petrus, der erste Papst, das Fundament der Kirche und unser Vorbild, hat zahlreiche Fehler gemacht, von denen wir in den Evangelien lesen, bis hin zur dreifachen Verleugnung seines und unseres Herrn Jesus Christus. Trotzdem, obwohl er sündhaft und fehlbar war, hat Jesus Christus ihn mit der Gründung Seiner Kirche beauftragt und zu ihrem Oberhirten bestimmt.

Die Art und Weise, wie Seine Heiligkeit, Papst emeritus Benedikt XVI.; derzeit von den Medien behandelt wird, deren unfaire Berichterstattung, Unterstellungen und Diffamierungen, lehnen wir strikt ab. Er hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Er verdient unsere Solidarität, Hochachtung, Liebe, unser Vertrauen und unseren Respekt.

Die Welt, allen voran die universale Kirche, hat ihm viel zu verdanken. Haben wir vergessen, wie einst eine große Tageszeitung titelte: „Wir sind Papst“? Jetzt folgt, auf das „Hosianna“ von damals, der Ruf nach seiner medialen Kreuzigung und gesellschaftlichen Ächtung.

Mein Herz blutet, wenn ich sehe, wie dieser weise und integre Mann und die ehrwürdige katholische Kirche angegriffen, wie das traurige Thema des Missbrauchs zur Aufheizung einer Pogromstimmung gegen ihre führenden Vertreter missbraucht wird.

Als Bischof, Christ und Bürger dieses Landes bitte ich die deutschen Medien und die Öffentlichkeit dieses Landes: Lassen sie uns mit gesundem Menschenverstand und im Geist der Ökumene und Brüderlichkeit kirchliche Themen diskutieren, ohne die Würdenträger der Kirche zu zerfleischen und den Ruf der Kirche nachhaltig zu beschädigen!

Die katholischen Christen bitte ich, standhaft in ihrer Kirche zu bleiben. Erinnern wir uns, dass wir nicht wegen ihrer Obrigkeit, sondern allein um Christus willen in der Kirche sind. Er hat uns versprochen, dass auch die Mächte der Unterwelt Seine Kirche nicht überwältigen werden. Jenseits aller Irrungen und Wirren unserer Zeit ist und bleibt Er, der Gründer und Herr der Kirche, allein der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Kloster Brenkhausen, den 26. Januar 2022

Quelle: https://www.koptisches-kloster-brenkhausen.com/

 

Kommentare

5 Antworten

  1. die Nobelpreisträgerin Mutter Theresa auf die Frage, was sich in der Kirche ändern müsse :
    „Sie und ich“

    Diese Rationalität der Mutter Theresa wünche ich den „Ausgetretenen“
    Diese „ausgetretenen Flüchtlinge“ kommen in eine „Wünschdirwas Gesellschaft“ mit Missbrauschfällen, Morddrohungen und Lügen zu Hauf im Netz.
    Wünschdirwas wird mit Geld bezahlt. Wohl Steuergeld.
    Die Kirche sollte einmal an die aufopfernde Arbeit Mutter Theresas und der vielen Anderen erinnern, dessen braucht sich niemand zu schämen, in
    der übrigen Gesellschaft gibt es das nicht.

  2. Ich bin nun wirklich nicht zimperlich, wenn es darum geht, die zahlreichen Probleme in der katholischen Kirche anzusprechen. Schon gar nicht teile ich diese wohlwollende Berichterstattung über Kardinal Müller. Nur, um das klar zu stellen.

    Aber was hier gegen einen fast 95 Jahre alten Mann, der sich kaum mehr verständlich machen kann, losgetreten wird, ist völlig unverhältnismäßig.

    Er habe gelogen und die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche zerstört usw.

    Das jemand sich irren kann, wenn es um irgendwelche Sitzungen vor 20 Jahren geht oder daß seine Mitarbeiter den Mann schlicht nicht richtig verstanden haben, scheint in der Welt dieser selbstgerechten „Richter und Staatsanwälte“ nicht vorzukommen.

    Desgleichen wird nicht akzeptiert, dass es in der fraglichen Sitzung nicht darum ging, einen pädophilen Priester anderswo einzusetzen. Es wird auch verkannt, daß man damals – zu gutgläubig leider, wie wir heute wissen – davon ausgegangen wurde, daß solche Menschen therapierbar wären.

    Und wenn ich auch absolut gegen jede Relativierung bin und jeder Mißbrauchsfall eine Tragödie und ein Fall zuviel ist, erstaunt es schon, daß sich die Empörung über Kindsmißbrauch ausserhalb der katholischen Kirche gegen Null bewegt, obwohl es sich um 500 bis 1000 mal mehr Fälle handelt.

    1. Guten Tag,
      diesmal stimme ich Ihnen in fast allen Punkten zu, was auch nicht sonderlich oft der Fall ist.
      Die betreffende Sitzung, an die sich Benedikt nicht mehr erinnerte, ist übrigens schon über 40 Jahre her: 1980.
      Ich bin viel jünger als der Emeritus-Papst und wüßte auch nicht mehr, an welchen (mehr oder weniger langweiligen) Sitzungen ich in jener Zeit teilnahm oder nicht.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

  3. In dieser Stellungnahme stimmt vieles und eine Vor-Verurteilung in der Causa Missbrauch ist generell abzulehnen. Sogar bei einem überführten Totschläger gilt ja bekanntlich die „Unschuldsvermutng“.
    Aber: wir alle wissen, dass es in der gesamten christlichen Kirche gehörig „menschelt“ , sie also nicht ohne Flecken und Runzeln ist. Das gilt bis ganz nach oben – und Christus wird nur mit einer „fleckenlosen Braut“ in Ewigkeit regieren wollen. Also ist ein radikaler Reinigungsprozess dringendst von Nöten und jede falsche Solidarität daher der falsche Weg! Jetzt ist Busse unsd Umkehr gefragt!

  4. DAS sind Menschen.
    Wer am lautesten schreit, dem folgen sie gern.
    Doch wie es auch sei,UNSER HERR WEIß UND HANDELT DEMENTSPRECHEND.

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