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Korntaler evang. Kinderheime: Zeitzeugen-Kritik an einseitiger „Aufarbeitung“

Ein Gesprächskreis von ehem. Mitarbeitern der Kinderheime Korntal, als deren Träger die Evangelische Brüdergemeinde fungierte, äußert sich in einer Stellungnahme vom Juni 2022 kritisch über die aus ihrer Sicht unzulängliche und einseitige Darstellung und Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe früherer Heimkinder.

Dieser Gesprächskreis wurde zunächst von Walter Link († 2021) geleitet, der 2019 in seinem Buch „Die Evangelische Brüdergemeinde Korntal“ auf den Seiten 112 bis 122 zu dieser Causa bereits ausführlich Stellung bezogen und einige Stühle geradegerückt hat.

Es gehört zum fairen Denken und rechtsstaatlichen Handeln, im Falle von Beschuldigungen stets beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Nachdem wir vor vier Jahren über die Vorwürfe gegen die Korntaler Kinderheime aufgrund von Pressemeldungen berichtet haben, folgt nun die anderslautende Darstellung des erwähnten Gesprächskreises:

Wie wir die Dinge sehen Zeitzeugen melden sich zu Wort

Der andere Blick auf die Kinderheime Korntal in den 1950er bis 1980er Jahren

Seit acht Jahren bemüht sich die Evangelische Brüdergemeinde Korntal, Missbrauchsvorwürfe ehemaliger Heimkinder aufzuarbeiten. Aus Anlass der Erinnerungsveranstaltung am 25. Juni 2022 und des Aufstellens von Gedenkstelen in den Kinderheimen Korntal und Wilhelmsdorf, möchten wir ein Kreis von ehemaligen Mitarbeitern unsere Sichtweise äußern.

Um was es uns geht

Nach wie vor bedauern wir ehemaligen Mitarbeiter als „Insider“ die einseitige Aufarbeitung und öffentliche Darstellung des Heimlebens jener Zeit und der Missbrauchsvorwürfe der in den Blick genommenen Jahrzehnte.

Wir richten uns nicht gegen eine Aufarbeitung der Heimerziehung in der Vergangenheit an sich. Sie war und ist nötig. Auch bestreiten wir nicht, dass es Fälle von Missbrauch gegeben hat, die den Betroffenen Leid zugefügt haben. Auch Erziehungsfehler werden nicht abgestritten.

Wir bedauern aber das einseitige Verfahren, das für die Aufarbeitung gewählt wurde. Dadurch ist ein verzerrtes Bild der Heimerziehung in jenen Jahren entstanden, sodass sogar ein Bild von einer „Kinderhölle“ gezeichnet wurde. Die ehemaligen Mitarbeiter wurden unter einen Generalverdacht gestellt, der nicht durch gründliche Untersuchungen der Vorwürfe entkräftet wurde.

Die Mitarbeiter hatten in diesem Verfahren keine Stimme, die zu größerem gegenseitigem Verständnis oder gar Versöhnung hätte führen können und auch zu einer Einigung in der Gemeinde.

Das Bild von Kindererziehung wurde in der Öffentlichkeit verzerrt durch folgendes Zahlenverhältnis: Von ca. 1600 Heimkindern jener Zeit meldeten sich insgesamt ca. 154 Ehemalige bei den Aufklärern zum Interview, also höchstens zehn Prozent. Bei den Gesprächen ging es nicht um eine umfassende Darstellung des Erlebens im Heim, sondern um „schwarze Pädagogik“ d.h. die Erfahrung von schweren Erlebnissen und um kein Gesamtbild der Betreuung im Heim zu vermitteln.

Statt die schwierige und belastende Vorgeschichte der früheren Heimkinder zu berücksichtigen, wurden langfristige seelische Belastungen pauschal als
Folgen einer Traumatisierung während der Unterbringung im Heim gewertet.

Quelle und FORTSETZUNG der Erklärung hier: https://samphan.ictb.info/?p=795

Kommentare

3 Antworten

  1. Bei der Aufarbeitung wird viel auf Zeit gespielt. Je länger man alles hinausziehen kann, um so mehr Betroffene Opfer sterben und das spart viel Geld an Auszahlungen. Alles so widerlich von der Täterseite!!!!!

    Ich bin M.-Opfer in der kath.Kirche und könnte jetzt schon ein Buch schreiben…..

    1. Danke, Herr Andreas Wolke, für Ihre Mitteilung, die ich gerade gelesen habe und auch meine Gedanken wieder gibt mit der Zeitgewinnung. Dieser Tage habe ich ein Dokumentarfilm über Kindes/-Jugendmissbrauch in einem Buddhistischen-Kloster in Deutschland gesehen.
      Das war noch weit in die 90ger Jahre erfolgt. Sicher haben viele den Weg zum Buddhismus gewählt, um sich aus den zwängen der Kirchen zu lösen und meinten, im Buddhismus würde die Freiheit sein und man kann seine Kinder ohne Bedenken einfach da abgeben. Nach dem Krieg war sicher viel Not und entweder waren die Kinder ohne Eltern oder die Not war zu groß und man hat die Kinder in Heimen untergebracht. Ich frage mich, ob der Staat da auch versagt hat. Wir haben doch die Verfassung. Die Würde des Menschen ist unantastbar.
      Ich meine, der Staat hat die Aufgabe, zu kontrollieren, ob das auch in Deutschland eingehalten wird.
      Ich habe heute auch damit ein Problem, dass viele Menschen nach Deutschland gebracht werden und in irgendwelche Häuser oder Wohnungen verschwinden und gar nichts von der Würde des Menschen erfahren. Ich meine Frauen und Mädchen, die nach dem Gesetz der Sharia in Deutschland leben müssen.
      Mit Religion wird viel zu viel erlaubt und geduldet.

  2. Shalom. Es geht darum, die Themen so lange zu bearbeiten, dass die Menschen, denen Unrecht getan wurde, am Ende selbst einsehen müssen , dass sie nicht resilient genug waren oder gar keine Toleranz aufbringen konnten.
    Je weniger man aushalten kann, um so geringer ist die Toleranz.
    Ich mag das Wort Generalverdacht nicht. Es soll das Opfer schwächen und den Täter im Generalschutz decken.
    Wenn ich sage, ich bin auf offener Straße von einem Auto angefahren worden, da kommt ja auch keiner auf die Idee, mir zu unterstellen, ich würde einen Generalverdacht gegen alle Autos haben.
    Dass die Aufarbeitung schon 8 Jahre läuft, zeigt mir, dass es hier darum geht, sich selbst zu beschäftigen und sich selbst einen Arbeitsplatz zu schaffen.
    Das geht mit vielen Themen so. Je länger eine Sache dauert, umso unwahrscheinlicher wird es, dass jeder was aus dem Topf bekommt, weil manche dann schon in der Zeit gestorben sind.

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