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LANDLUST heute: Unsere Sehnsucht nach der Einfachheit des Lebens

Von Birgit Kelle (Leiterin von Frau 2000plus)

Großstädter sind modern, innovativ und schon viel weiter? Genau. Wahrscheinlich fallen deshalb Horden von Großstädtern am Wochenende auf dem Land ein.  558387_344678045621010_604335282_a

Nein, ich wollte niemals auf dem Land leben und vielleicht ist das Zwei-mal-zwei-Meter-New-York-Foto über dem Esstisch der Mittelweg zwischen der Sehnsucht nach der Großstadt und den Schafen, die mich morgens auf dem Weg zum Auto freundlich anblöken. Sie blöken eigentlich immer, auch nachts. Im Sommer bei geöffnetem Fenster kann man ihnen zuhören, wie sie sich unterhalten.
Die Gänse sind seit St. Martin weniger geworden, was auch an den Kindern nicht spurlos vorbei ging. Wie niedlich waren doch die hundert Küken auf der Weide neben unserem Garten. Jetzt sind sie tot. So ist das Leben auf dem Land. Dafür gibt es demnächst wieder dutzendweise Lämmchen vor dem Haus. Jedenfalls bis Ostern …

Am Wochenende brechen Horden von Großstädtern auf dem Landgut ein, an dessen Einfahrt wir wohnen. Ich glaube, sie beneiden uns ein bisschen um die Bank vor unserem Haus, manchmal finden wir ein paar von ihnen darauf sitzend, wenn sie glauben, es sei keiner zu Hause. Ihre dicken SUVs stellen uns die Einfahrt zu und ihre Insassen pilgern in den Öko-Laden die Straße runter, um zu teuren Preisen Eierlikör aus eigener Herstellung, Eintopfsuppe und Eingemachtes nach Omas Rezepten zu kaufen.

Landlust reloaded. Inzwischen liebe ich das Leben auf dem Land. Nichts ist herrlicher, als keine Nachbarn zu haben. Abends auf der Bank vor dem Haus sitzen und auf Ziegen schauen. Entschleunigung pur. Einer der drei Pfauenvögel, die mit uns die Stille teilen, hat versucht, unser Haus zu entern, wir konnten es verhindern.

0002„Landlust“, „Landliebe“, „Landidee“, „Mein schönes Land“  –  die Magazine zur neuen Lust aufs Landleben sprießen aus dem Boden und befüttern offenbar diese Sehnsucht nach der Einfachheit des Lebens. Back to the roots  –  zurück zu den Wurzeln.

Mit selbst gemachter Marmelade, selbst gestrickten Pullovern, Bastelarbeiten mit Fundstücken aus dem Wald, Öko, Bio, das ganze Programm. Allein das Magazin „LandLust“ verkauft mehr als eine Million Exemplare pro Ausgabe und hat damit sogar den „Spiegel“ überholt, der die Millionengrenze nicht mehr schafft.

Es ist eine Verabschiedung in die Einfachheit, weil man die Hektik satt hat. Weil ein Brot mit selbst geschleuderter Butter manchmal besser schmeckt als die neue Kreation des Italieners um die Ecke, bei dem man schon hundertmal war.

Weil Gartenarbeit Ruhe ausstrahlt und man im besten Sinne des Wortes geerdet wird. Weil es den Kopf frei macht, einmal nichts zu hören außer Vogelgezwitscher.

Die besten Texte schreib ich in Gedanken im Garten, mit den Händen in der Erde, beim Laubfegen und Holzsammeln. Anschließend stürze ich ins Haus und mache hektisch Notizen, damit all die herrlichen Gedanken nicht wegfliegen, die mir zwischen Unkraut und Rasenmäher einfielen.

Weil es ein erhebendes Gefühl ist, die erste eigene gezogene Tomate vom Strauch zu pflücken, wenn sie denn endlich rot ist, oder die Erdbeeren, die man monatelang vor Schnecken gerettet hat, endlich ernten kann. Nachts ist es so dunkel, dass man wirklich Sterne sieht. Die Straße hat Löcher, bei Regen ist es matschig. Gummistiefelparadies für Kinder.

Quelle und Fortsetzung des Artikels hier: http://www.theeuropean.de/birgit-kelle/5786-grossstaedter-entdecken-das-leben-auf-dem-land

Kommentare

Eine Antwort

  1. „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust…“:

    Die eine sucht offensichtlich das einfache Leben, die Natur und dergleichen: die andere sucht das „Gegenteil“ davon – die Betriebsamkeit, den „Rummel“, den „Kick“ – den „Tanz um das Goldene Kalb“.

    Zum Teil mag daran auch etwas Natürliches sein, aber mein Eindruck ist – wie auch der Eindruck der Bibelautoren – daß wir es in der zivilisierten Gesellschaft ganz klar mit einer krankhaften Entwicklung zu tun haben. Der „Tanz um das Goldene Kalb“ (bei Mose) ist keine abgeschlossene – historische – Episode. Der Tanz dauert noch an. Und er ist schlimmer geworden. Er hat sich großflächig ausgebreitet – wütet jetzt als „Kollektive Neurose“ fast weltweit und hat die große Mehrheit der Menschheit erfaßt, befallen und beeinträchtigt.

    Es handelt sich um eine Art von Bewußtseins-Störung bzw. BewußtHEITS-Störung, und das hat zur Folge, daß die Befallenen sich der Beeinträchtigung durch die Störung nicht bewußt sind. Die besonderen Mechanismen der Kollektiven Neurose sorgen dafür, daß die Beeinträchtigung ausgeblendet, verdrängt oder in der Masse der Mehrheit für keine Beeinträchtigung, sondern für NORMAL gehalten wird. Die Kollektive Neurose in der zivilisierten Gesellschaft ist MEHRHEITS-normal. Symptome, die die allermeisten haben, werden nicht mehr als „besonders“ wahrgenommen, sondern eben als „normal“.

    In einer solchen mehrheitlich kranken Gesellschaft fallen aber diejenigen wenigen auf, die NICHT – oder nicht mehr – beeinträchtigt sind. Meist werden sie als „Sonderlinge“ oder „verrückt“ eingestuft. Dabei sind sie einfach nur gesünder als die kranke Mehrheit.

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