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Landwirtschaft im Hochhaus ohne Ackerboden

Ackerflächen mitten in der Stadt, direkt vor Ort, gibt es längst nicht mehr – stattdessen werden Lebensmittel über weite Strecken hin zum Verbraucher transportiert. Mit der „Vertical Farm 2.0“, die Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit internationalen Partnern entworfen haben, wäre Pflanzenanbau in Großstädten möglich – auf mehreren Etagen, mit extrem kurzen Transportwegen und ganz ohne Ackerboden. EDEN%2dLabor

Salat, Tomaten, Gurken und Kräuter könnten dabei das gesamte Jahr über gezüchtet und geerntet werden. „In unserer Produktionsfabrik würden wir die Pflanzen unter genau kontrollierten und optimalen Bedingungen züchten“, erläutert Conrad Zeidler vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. „Dabei unterscheidet sich unser Salat oder unsere Tomate im Geschmack nicht von den Lebensmitteln, wie man sie heute in Supermärkten kauft.“

Pro Stockwerk könnten innerhalb eines Jahres fast 630.000 Kilogramm Salat oder über 95.000 Kilogramm Tomaten gezüchtet werden. Dabei würde die Grundfläche des Gewächshauses lediglich 74 mal 35 Meter in Anspruch nehmen. Auf jeder etwa sechs Meter hohen Etage könnte das Gemüse je nach Pflanze auf verschiedenen Regal-Ebenen wachsen, so dass pro Stockwerk 5000 Quadratmeter Anbaufläche für Salat oder 1700 Quadratmeter Fläche für Tomaten entstehen.

Versorgt würden die Pflanzen mit exakt dosierter Nährstofflösung und LED-Licht. Das optimale Licht, das bestmögliche Bewässerungssystem oder die ideale Anordnung der Pflanzen testen die DLR-Wissenschaftler derzeit bereits in ihrem EDEN-Labor.

Die „Vertical Farm“ besteht aus insgesamt fünf Etagen: Vier Etagen sind für die Pflanzenkultivierung vorgesehen, in der untersten Etage wäre unter anderem das Logistikzentrum angesiedelt, die Verwaltung sowie die Kühlräume für eine mehrtägige Lagerung. Im Inneren des Gebäudes – im sogenannten Kern – würde Technik wie Aufzüge oder Tanks untergebracht. 

Maßgeschneidert für verschiedene Standorte

„Wichtig ist uns, dass unser Gewächs-Hochhaus modular aufgebaut ist, das heißt, man kann es an die Bedürfnisse des jeweiligen Standortes anpassen“, sagt Projektleiter Conrad Zeidler. Wenn in Tokio der Bedarf nach Salat am größten ist und in Moskau die Tomaten sehr begehrt sind, soll sich das Konzept der „Vertical Farm“ mühelos an die Wünsche der Verbraucher anpassen lassen. Gleich bleibt dabei aber immer das Prinzip, dass Parameter wie Luftfeuchtigkeit, Licht oder auch Nährstoffe optimal eingestellt werden. „Dadurch wachsen die Pflanzen schneller und sind somit produktiver. Selbst den Geschmack können wir durch die Einstellung der Parameter beeinflussen.“

Die Nährstoffe erhält die Pflanze in flüssiger Form, so dass keine Erde notwendig ist. „Wir haben also einen sauberen und von der äußeren Welt abgeschlossenen Kreislauf, daher sind auch keine Pestizide und chemischen Insektizide erforderlich.“

Das verwendete Wasser wird in einen Kreislauf eingespeist und kann so sparsam verwendet werden. Mit einem solchen in sich geschlossenen Gewächshaus auf mehreren Etagen machen sich die Wissenschaftler auch von Wetter und Jahreszeit unabhängig. Die größte Herausforderung ist zurzeit noch der hohe Energieaufwand, den die LED-Leuchten verursachen: „Diese Energie gibt es auf den Äckern von der Sonne umsonst“.

Quelle (Text/Foto) und vollständiger Artikel mit Bildern hier: http://www.dlr.de/dlr/presse/desktopdefault.aspx/tabid-10172/213_read-16071/year-all/#/gallery/21412

Kommentare

2 Antworten

  1. Bisher hat sich das unter anderem deswegen nicht durchgesetzt, weil man ja die Bauern stützen will.

    Außerdem erhebt sich die Frage, ob sich das dann doch nicht auf den Geschmack der Früche auswirkt. Dank Kunstdünger wachsen die Pflanzen ja so gut und schnell, dass der Geschmack oft auf der Strecke bleibt. Obst und Gemüse aus dem Supermarkt schmecken meist lang nicht so gut wie die aus dem eigenen Garten. Wenn die Pflanzen dann ganz ohne Erde wachsen und mit einer „optimalen“ Nährlösung gefüttert werden, wird es sicherlich nicht besser sein.

    Grundsätzlich ist auch zu bedenken, was aus dem flachen Land werden soll, wenn auch die Landwirtschaft in die Städte verlagert wird. Bei uns ist das nicht von entscheidender Bedeutung. Aber wenn in Entwicklungsländern auch die Feldfrüchte in den Städten produziert werden, haben die Menschen in den Dörfern noch weniger eine Existenzgrundlage. Die Landflucht würde sich dadurch verstärken.

  2. Diesen Vorschlag hatte ich vor Jahren an alle Länder und den Bund geschickt, aber es kam keine Antwort. Dabei könnte man verbrauchernah fast alles produzieren, sogar Fischzucht wäre möglich, das Wasser muss sowieso bis ganz nach oben gepumpt werden. Soviel ich weiß, werden kleine ,,Gewächshäuser“ dieser Art schon seit Längerem in Israel benutzt. Daher hatte ich auch die Kenntnis über solche Produkrionsmöglichkeiten. Die benötigte Energie ließe sich – da wir schon einmal Zukunft denken – mit Geothermie gewinnen, auch da gibt es schon Erfahrungen. Geothermie steht für die nächsten 300 Millionen Jahre zur Verfügung. Ob es da noch Menshen gibt?

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