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Leben wir in einer Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen?

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

„Verteidiger einer untergehenden Kirche?“ lautet die Überschrift eines Artikels von Alois Knoller (Augsburger Allgemeine Zeitung vom 16.5.2019).

Knoller benutzt die Premiere des gleichnamigen Films von Christoph Röhl, um Kardinal Ratzinger als den Verteidiger des Glaubens „einer untergehenden Kirche“ zu zeichnen, in einer Welt, die sich „grundlegend gewandelt“ hat und in der „auch die katholische Kirche von den modernen Zeiten nicht unberührt blieb“.

Die Analyse von Röhl/Knoller ist falsch. Wer die prophetische Klarsicht des Theologen Joseph Ratzinger kennenlernen will, bräuchte nur nachzulesen, was er 1958 (!) über den Zustand der Kirche geschrieben hat:

„Die Statistik täuscht. Das dem Namen nach christliche Europa ist seit langem zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen heraus auszuhöhlen droht. Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst.“

Das heißt, dass die Betroffenen „sich nicht mehr einfach den Glauben zueignen, sondern eine sehr subjektive Auswahl aus dem Bekenntnis der Kirche zu ihrer eigenen Weltanschauung machen…, so dass ein großer Teil von ihnen vom christlichen Standpunkt her nicht mehr eigentlich gläubig genannt werden darf, sondern einer mehr oder weniger aufklärerischer Grundhaltung folgt, die zwar die moralische Verantwortlichkeit des Menschen bejaht, sie aber nach rein rationalen Erwägungen begründet und begrenzt.“ („Die neuen Heiden in der Kirche“, Hochland I/1959)

Knoller hängt seine Bewertung von Kardinal Ratzinger vor allem an den sexuellen Missbrauchsfällen in der Kirche auf. Er charakterisiert Kardinal Ratzinger als einen, „der aus tiefster Überzeugung nicht fassen konnte, dass von geweihten Amtsträgern in der Kirche schrecklichste Verbrechen verübt wurden.“

Knoller zieht dafür als Beleg das Doppelleben des Gründers der Legionäre Christi Marcial Maciel heran und unterstellt: „Warum hatte Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation Untersuchungen darüber hartnäckig unterdrückt?“.

Alois Knoller hätte leicht erfahren können, dass es gerade Kardinal Ratzinger war, der mit Nulltoleranz dagegen vorgegangen ist, als er davon – und auch bei weiteren Fällen – Kenntnis hatte.

Knoller versucht das Verhalten des Glaubenspräfekten wegen des „strengen Durchgreifens des Glaubenshüters gegen jeglichen Abweichler in der Kirche“ als besonders schwerwiegend hinzustellen.

Um seine Story abzurunden, obwohl sie mit der Titelgeschichte nichts zu tun hat, wird der Fall von Doris Wagner, „die als Ordensfrau missbraucht wurde“, herangezogen. Auch hier hätte Knoller erfahren können, dass es sich, wie durch Gerichte festgestellt wurde, um „einvernehmlichen Sex“ gehandelt hat.

Was bezweckt Alois Knoller mit dem Artikel „Verteidigung einer untergehenden Kirche?“

Die katholische Kirche sei durch die Aufdeckung der sexuellen Missbrauchsfälle „in die größte Krise seit Jahrhunderten geraten.“ – Hier verwundert, dass der Journalist, nach dem ca. 98% der Missbrauchsfälle in Familien und Vereinen geschehen, nicht darüber lamentiert, dass die Gesellschaft sich in der größten Krise befindet und nichts dagegen geschieht.

Wenn der Theologe Knoller die Kirchengeschichte besser kennen würde, wüsste er, dass die Kirche sich in den zurückliegenden 2000 Jahren schon mehrfach in einer tiefen Krise befand und sich immer wieder reformiert und verjüngt hat.

Warum zieht die Kritik gegen Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt XVI.?

Etwa auch deswegen, weil Benedikt in seinem bekannten Brief zu den sexuellen Missbrauchsfällen einen Beitrag über die wahren Ursachen der jetzigen Krise brachte und Weg zu Umkehr und Erneuerung aufgezeigt hat, während andere in der Kirche im Bund mit den Medien eine „andere Kirche“ wollen? Ihnen steht Benedikt XVI. dabei im Weg!

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert ist Herausgeber der Monatszeitschrift FELS und Vorsitzender des Dachverbands „Forum Deutscher Katholiken“

Kommentare

8 Antworten

  1. BEILE RATUT HINTERFRAGT IN EINEM ESSAY DAS „WESTLICHE DENKEN“ DER KIRCHEN
    BUCH 20. März 20190
    Die deutsch schreibende Finnin Beile Ratut, für Matthias Matussek die „wahrscheinlich … unterschätzteste Autorin des gegenwärtigen Literaturbetriebs“, rechnet in ihrem Essay „Das Fanal des…

    https://philosophia-perennis.com/2019/03/20/beile-ratut-hinterfragt-in-einem-essay-das-westliche-denken-der-kirchen/

    .

    https://philosophia-perennis.com/

    CATHOLICA
    „Blumen der Wildnis“ – Die Catholica als Hüterin des Sinnlichen und Erbin der Naturreligionen
    Von
    David Berger

    18. August 2019

    (David Berger) Auch wenn der eine oder andere mir vielleicht einen etwas minder bemittelten Kunstgeschmack oder Freude am „Sakralkitsch“ vorwerfen wird, muss ich doch hier eines gestehen: Ich fühle mich in den katholischen Gotteshäusern Südeuropas immer besonders heimisch und wohl.

    Fast immer leuchten sie in einem tiefen Gold, ergänzt durch die kräftigen Farben des Südens.

    https://philosophia-perennis.com/2019/08/18/catholica-naturreligionen/

    https://philosophia-perennis.com/

  2. Im biblischen Judentum zu biblischen Zeiten und zur Zeit Jesu Christi in Palästina vertrat man die Ansicht, dass die Juden der direkten Herrschaft und Führung Gottes durch das mosaische Gesetz des alten mosaischen Bundes nach Moses im Alten Testament unterstanden und die Heiden bzw. heidnischen Völker der indirekten Herrschaft und Führung Gottes durch die Engel der Natur und der Elemente und der Sterne. Siehe dazu auch die Henoch-Literatur nach dem Propheten Henoch und die Baruch-Literatur nach dem Propheten Baruch und das Jubiläen-Buch und die im Neuen Testament ebenfalls zitierte Elias-Apokalypse

    Kritik eines Mitgliedes einer christlichen Freikirche an den Evangelikalen zur Diskussion:

    http://bitflow.dyndns.org/german/GeorgWalter/Der_Angriff_Auf_Die_Wahrheit_2009.pdf

  3. Siehe auch zur liturgischen Katastrophe der weitgehenden Abschaffung und Aufgabe der alten lateinischen Messe als tridentinischer Messe und traditionaler „Heiliger Messe aller Zeiten“ (ZDW) und traditioneller christlicher mystischer katholischer Messe für Katholiken.

  4. Feiertag in sieben Bundesländern Fronleichnam: Was hinter dem Feiertag steckt Am Donnerstag, 20. Juni 2019 feiert die katholische Kirche das Fronleichnamsfest. Dabei wird mit Weihrauch, gestreuten Blumen oder Salutschüssen Jesus im Sakrament der Eucharistie gefeiert. Wo der Festtag seinen Ursprung hat und wo dieser gefeiert wird, erfahren Sie hier. »

    https://www.focus.de/wissen/mensch/religion/fronleichnam-was-hinter-dem-feiertag-steckt_id_10843294.html

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