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Lebensgefährliches Mandat: So lernte ich die Menschenrechtsanwältin A. Akhtar kennen

Von Michaela KollerKoller-Michaela_kwi_author_list

Bis auf die Haut war ich vom Regen nass geworden, als ich aus der Mittagspause ins Büro zurückkehrte. Das Telefon klingelte. Ich muss das in der Mittagspause nicht beantworten.

Neugierig hob ich trotzdem ab und vergaß bald, dass ich eigentlich tropfnass war: Der Name der der Englisch sprechenden Anruferin war nicht zu verstehen. Ihre Stimme klang gedämpft, offenbar rief sie aus dem Ausland an. Sie lachte schließlich, als ich ihre Frage nach meinem Namen beantwortete: Der Anruf kam aus Lahore in der Provinz Punjab in Pakistan.

Es war Aneeqa Maria Akhtar, Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin. Wir hatten uns seit Anfang 2009 nicht mehr gesprochen. Welche Freude, nun ihre Stimme zu hören!

Ich erinnere mich an eine ganz besondere Kaffeetafel zum Neujahr damals. Eine gute Freundin, die mir sogar für meine Hochzeit Schmuck ausgeliehen hatte, hatte sich mal wieder gemeldet und ich lud sie ein: „Darf ich noch einen Gast mitbringen, eine junge Frau aus Pakistan?“ fragte sie. Meine Freundin hatte sich lange für verfolgte Christen weltweit haupt- und nebenamtlich eingesetzt und so war nicht zu erwarten, dass es bei einem oberflächlichen Mädelsnachmittag blieb.

Mit Herz und Verstand: Anwältin Aneeqa Anthony bei ihren Ermittlungen. Copyright: The Voice SocietyBILD: Anwältin Aneeqa Anthony bei ihren Ermittlungen (Foto:The Voice Society)

Ganz kalt waren ihre Hände, als sie bei uns eintrafen. Bei Kaffee und Mandelzimtkuchen bekamen meine beiden Gäste allmählich rote Wangen. Das lag nicht nur am gut geheizten kleinen Esszimmer, in dem sie mit meiner Familie und mir gemütlich zusammen saßen.

Aneeqa berichtete Beunruhigendes aus ihrer Heimat und gespannt hörten wir zu: Die nationalen Sicherheitskräfte hätten einige Gebiete nicht mehr unter Kontrolle, um die Lager, wo Taliban ihre Rekruten trainieren. Gewalt, resultierend aus einer gefährlichen Mischung aus Fanatismus und Gier, nehme insgesamt zu: Zielscheiben seien selbst junge christliche Mädchen, die zu Ehen mit Muslimen, zum Glaubenswechsel und zur Prostitution gezwungen würden.

Angesichts ihrer Jugend waren die Themen, die mein pakistanischer Gast anschnitt, überraschend politisch. Die damals 27-jährige Pakistanerin hatte bereits eine Blitzkarriere hinter sich:

Schon im Alter von drei Jahren hatten ihre Eltern die Hochbegabte zur Schule geschickt, mit 14 Jahren begann sie ihr Studium an der Universität von Punjab, zunächst in den Fächern Soziologie, Journalismus und Englische Literatur  –  und daraufhin in Jura. Mit 27 Jahren ist sie bereits Dekanin am Trinity Law College geworden. Ihre Laufbahn nahm aber ein jähes Ende.

Nach einer knappen Aufforderung meiner Freundin verriet die junge Frau mehr darüber, welches Schicksal sie nach Deutschland verschlagen hatte:

Fanatiker hatten sie wegen „Gotteslästerung“ (Islamkritik) falsch beschuldigt und bedroht; sie musste daher im Ausland um Asyl ersuchen. Sie hatten zudem versucht, die Tochter einer katholischen Familie zum Glaubenswechsel zu drängen: „Diese Bigotten glauben, dadurch, dass sie Zwang auf Christen ausüben, zum Islam zu konvertieren, dass sie auf diese Weise Zugang zum Paradies gewinnen“, kommentiert sie.

Am 21. August 2008 kam es zu einer schicksalhaften Auseinandersetzung im Gericht: Muslimische Kollegen hatten die junge Rechtsanwältin in ein Gespräch über den Propheten Mohammed verwickelt. So als würde sie es nun bereuen, bekannte sie beim Kaffee, sie habe sich leichtfertig auf die Diskussion eingelassen. Sie war in eine Falle getappt: Die Kollegen warfen ihr Blasphemie, Gotteslästerung, vor.

Zwei Tage später gelang ihr die Flucht außer Landes. Seit langem wissen Menschenrechtsorganisationen weltweit, dass das entsprechende Gesetz in Pakistan missbräuchlich angewendet wird. Anzeigen wegen dieses Vorwurfs dienen regelmäßig dazu, Rache zu üben.

Quelle und Fortsetzung des Artikels hier: http://www.vaticanista.info/2015/10/06/lebensgefaehrliches-mandat/

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