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Leonardo Boff: Die Madonna im Zerrbild eines feministischen Mythos

Sein Mißbrauch Mariens zu neuheidnischen Zwecken 

Er ist einer der weltweit bekanntesten Theologen: Leonardo Boff.

Der als „Befreiungstheologe“ vor allem von linker Seite gefeierte ehem. Franziskaner (er trat inzwischen aus dem Orden aus und heiratete seine „Freundin“) wurde mehrfach vom Vatikan mit Bußschweigen belegt, genauer: von Glaubenspräfekt Kardinal Joseph Ratzinger, dem theologischen Lieblingsfeind Boffs.

Doch der brasilianische Theologe, ein Schüler Karl Rahners, nutzte das ihm verordnete „Bußschweigen“ zum Verfassen zahlreicher Bücher. Allerdings trifft die oft geäußerte Meinung nicht zu, daß er vor allem wegen seiner sozialistisch-marxistischen „Theologie der Befreiung“ von der römischen Glaubenskongregation gemaßregelt wurde. Diese spielte nur am Rande eine Rolle.

Es ging vielmehr um Boffs Synkretismus (Vermischung des Christentums mit fremden Religionen und heidnischen Elementen) und um seine Ecclesiologie (Lehre von der Kirche):  er sagte der Institution Kirche in seinen Streitschriften einen erbitterten Kampf an  und spielte die sog. „Kirche der Macht“ aus gegen eine „Kirche des Heiligen Geistes“, die nicht auf Institutionen und Ämtern, sondern auf freien „Charismen“ (Gnadengaben) aufbaue.

Daß er mit dem heutigen Papst wohl noch ein paar offene Rechnungen hat, daraus macht der Ex-Franziskanerpater kein Geheimnis. So erklärte er gegenüber der kirchenfeindlichen Illustrierten „Stern“:

„Zuerst war Ratzinger konservativ, heute ist er von Grund auf reaktionär. Er verurteilt alles Moderne, will die Kirche des 19. Jahrhunderts erhalten. Ratzinger ist ein Professorenpapst, kein Hirte. Kein Charisma, keine Ausstrahlung.“ (Nr. 30/2008, S. 154)

Nachdem diesem „uncharismatischen“ Papst zwei Millionen junge Christen in Madrid beim Weltjugendtag zujubelten, wird man sich seinen Teil über Boffs „Menschenkenntnis“ denken können.

Boffs Mariologie (Lehre von Maria) ist eine merkwürdige Mischung aus feministischer Esoterik, neuheidnischem Göttinnen-Mythos und befreiungstheologischer Deutung  – womit es ein Marienbild widerspiegelt, das der Heiligen Schrift und dem kirchlichen Dogma widerspricht.

In seinem Buch „Maria  –  das mütterliche Antlitz Gottes“ versucht er, die Madonna gleichsam zu vergöttlichen, indem er argumentiert: Gott habe sich in dem Mann Jesus Christus inkarniert  – und der Heilige Geist in der Frau Maria von Nazareth. So habe der göttliche Geist sozusagen in zwei menschlichen Personen Gestalt angenommen, das Weibliche ebenso wie das Männliche verkörpernd.

Boff dreht sich um die Frage, wie sich Gott im „ewig Weiblichen“ offenbart. Dabei geht er mit seiner Über-Interpretation der Gestalt Mariens entschieden zu weit, denn diese führt letztlich zurück ins Heidentum, in den Mythos der Göttinnen, der Muttergottheiten, wenngleich dies in einer „christlich“ erscheinenden Variante erfolgt.

Weil Boff schreibt, Maria sei „hypostatisch“ mit dem Heiligen Geist verbunden, also mit der dritten Person des dreieinigen Gottes, dann will er damit nicht lediglich sagen, daß sich der Heilige Geist in diesem Geschöpf besonders entfaltet hat, daß Maria ein vorzügliches Werkzeug des Heiligen Geistes sei; er will eine „Vergöttlichung des Weiblichen“ in Maria erkennen  –  ähnlich einer „Vergöttlichung des Männlichen“ in Jesus.

Dabei ignoriert er zwei wesentliche Unterschiede:

1. Daß Christus präexistent ist, also schon vor seiner Menschwerdung als zweite Person der göttlichen Dreieinigen von Ewigkeit her existierte

2. Das die Madonna zur Schöpfung gehört, Christus jedoch selbst  göttlicher Schöpfer ist („durch IHN ist alles geschaffen“). – Maria ist das edelste Geschöpf, das je auf Erden lebte, doch ändert dieser gnadenhafte Vorzug nichts daran, daß sie eben „nur“ G e s c h ö p f  ist.

Als wäre dies nicht genug der Verzerrung, hat sich der „Befreiungstheologe“ einen weiteren Sprung von der  christlichen Botschaft „befreit“ und neue pseudo-marianische Thesen befürwortet.

So schrieb er zB. das Vorwort zu einem Buch mit dem vielsagenden Titel  „Maria – Tochter der Erde  –  Königin des Alls“ von Pia Gyger, eine buddhistisch-„katholischen“ Autorin, die sich völlig dem ZEN verschrieben hat und als „Psychotherapeutin“ versteht  –  gleichzeitig auch als katholische Ordensfrau neuerer „Spiritualität“.

Das spekulativ verstiegene Buch wartet mit einer ganz neuen „Offenbarung“ auf, die der Autorin auf dem Wege „intuitiver Erfahrung“ (die sie dem Heiligen Geist zuschreibt) zuteil geworden sein soll:

Demnach ist der gefallene Lichtengel Luzifer  – Satan also –  nicht für immer und ewig ins Reich der Hölle verbannt; vielmehr kann er dem „ewig Weiblichen“ in Gestalt der Gottesmutter nicht widerstehen  – und die Madonna führt ihn schlußendlich mit Charme und Zärtlichkeit dem Himmel entgegen.

Für dieses 2005 im katholischen Kösel-Verlag herausgebrachte Kuriosum bzw. „Marienbuch“ verfaßte also kein Geringerer als Leonardo Boff, der „große  Befreiungstheologe“, das Vorwort, wobei er Pia Gyger schon eingangs bescheinigt, die „erfahrungsbezogene Seite der kirchlichen Lehren und Dogmen ins Wort zu fassen“, wovon freilich keine Rede sein  kann, denn die „Erlösung“ Luzifers durch Maria ist sicherlich kein Bestandteil kirchlicher Verkündigung.

Es imponiert dem ehem. Franziskaner sehr, daß die Autorin „in das Herz spiritueller Traditionen des Westens und des Ostens geht“  – konkret: daß sie Buddhismus und Christentum vermischt. So habe die „Zen-Lehrerin“ laut Boff allmählich „spirituelle Sinne entwickeln und sich für die Urkräfte der Seele öffnen“ können.

Boff fährt fort und schreibt im Stil von C.G. Jung: „Zu ihrem inneren Weg gehören archetypische Träume und innere Visionen, die Erfahrung, daß „es“ durch sie spricht und schreibt.“

Dieses „Es“, das durch die ZEN-Meisterin spricht, hat sich vor allem einem Anliegen verschrieben: „Die vollständige Integrierung der Schattenseite der Schöpfung“.  

So kann man die steile bzw. häretische These von der „Heimholung“ des Teufels freilich auch nennen. Hier wird Satan quasi „auf Teufel komm rein“ in den Himmel verfrachtet, die „Herrin“ wünscht es so….

Im weiteren Vorwort beruft sich Boff auf die Archetypen-Lehre von C.G.Jung und auf den Evolutions-Theologen Teilhard de Chardin mit seiner „kosmischen Spiritualität“, die dem esoterischen Lebensgefühl von heute sehr nahe kommt.

Dann bringt „Marienexperte“ Boff die Dinge auf den Punkt: „Das Diabolische ist gebündelt in der Gestalt des Luzifer. Er ist der Widersacher und der Neinsager vor Gott und vor dem Sinn der Schöpfung.“ –  Soweit richtig, doch das dicke Ende folgt noch: „Grenzenlose Barmherzigkeit ist ein Merkmal des Weiblich-Göttlichen, das in Maria zur Vollkommenheit gelangt ist. Pia Gyger stellt Maria als zärtliche Mutter aller unerlösten Schöpfung dar.“

Jetzt wird es theologisch noch ganz abwegig:  „Mariens lockende Liebe befähigt Luzifer, nicht länger „Ich will nicht dienen“ zu sagen, sondern „Dein Wille geschehe“. Somit hat nicht die Hölle das letzte Worte, sondern die barmherzige und göttliche Mutter.“

Abgesehen von dieser offensichtlich irrgeistigen Satanologie wird Maria als „göttlich“ bezeichnet und damit quasi zur Göttin erhoben, was einer Leugnung des dreieinigen Gottes gleichkommt bzw. seiner Verwandlung in einer „Vierfaltigkeit“.

Wir sehen also, bei Leonardo Boff ist theologisch kein Halten mehr: wer einmal damit beginnt, den Weg des unverfälschten Glaubens zu verlassen, der landet oft nicht „nur“ im Irrigen, sondern manchmal sogar im Absurden.

Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Verlags und des Christoferuswerks in Münster

 

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