Guter Mond, du gehst so stille
in den Abendwolken hin,
bist so ruhig, und ich fühle,
dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen, heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
dass ich dir nicht folgen kann!
2. Guter Mond, dir darf ich’s klagen,
was mein banges Herze kränkt,
und an wen mit bittern Klagen
die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du sollst es wissen,
weil du so verschwiegen bist,
warum meine Tränen fließen,
und mein Herz so traurig ist.
3. Dort in jenem kleinen Tale,
wo die dunklen Bäume stehn,
nah‘ bei jedem Wasserfalle
wirst du eine Hütte sehn!
Geh‘ durch Wälder, Bach und Wiesen.
Blicke sanft durch’s Fenster hin,
so erblickest du Elisen,
aller Mädchen Königin.
4. Nicht in Gold und nicht in Seide
wirst du dieses Mädchen sehn;
nur im schlichten, netten Kleide
pflegt mein Mädchen stets zu gehn.
Nicht vom Adel, nicht vom Stande,
was man sonst so hoch verehrt,
nicht von einem Ordensbande
hat mein Mädchen seinen Wert.
5. Nur ihr reizend gutes Herze
macht sie liebenswert bei mir;
gut im Ernste, froh im Scherze,
jeder Zug ist hold an ihr.
Ausdrucksvoll sind die Gebärden,
froh und heiter ist ihr Blick;
kurz, von ihr geliebt zu werden,
scheinet mir das größte Glück.
6. Mond, du Freund der keuschen Triebe,
schleich‘ dich in ihr Kämmerlein;
sage ihr, dass ich sie liebe,
dass sie einzig und allein
mein Vergnügen, meine Freude,
meine Lust, mein Alles ist,
dass ich gerne mit ihr leide,
wenn ihr Aug‘ in Tränen fließt.
HINWEISE dazu von Ernst Friedel und Felizitas Küble:
Diese Ansage eines romantischen Sängers an den „schweigsamen“ Mond wirkt wie eine Mischung aus sehnsuchtsvoller Liebesklage mit Naturlyrik in nächtlicher Stimmung, weshalb es bisweilen auch als Abendlied verwendet wird.
Der Ursprung geht auf das 18. Jahrhundert zurück, verbreitet wurde es vor allem im 19. Jahrhundert. Bekannt ist weder der Urheber des Textes noch der Melodie, daher gelten die Verse als Volkslied.
Carolin Eberhardt schreibt dazu:
„Der ursprüngliche Titel der Wehklage über eine nicht gelebte Liebe lautete „An den Mond“…Bereits ab 1800 wurde es durch verschiedene Liedflugschriften in Umlauf gebracht…
Nachdem das Stück 1838 von Ludwig Erk in seine Volksliedersammlung aufgenommen wurde, erlangte es bald eine weitere Verbreitung sowie einen größeren Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum.“
Wir finden das Lied hier: https://www.youtube.com/watch?v=A9j3fLZbkLE. Es singt der Chor Kantorei St. Katharinen unter der Leitung von Thomas Dittmann.
Titelfoto: Dr. Edith Breburda
7 Antworten
Ist mal etwas anderes als Dauerdudler und Aufputscher oder sonst Anstrengendes. Man kann mitgehen, in sich gehen und ruhig werden.
Zu Heidelore Puttkamer/
Lilijana Stahnke (u.a.):
Dieses Lied hat in meinem Liederbuch eine 7. Strophe (als letzte), die das ganze Lied in ein neues Licht rückt – und es damit als fragwürdig/zweifelhaft/bedenklich erscheinen lässt:
„Daß ich aber schon gebunden, und nur leider! zu geschwind meine süßen Freiheitsstunden schon für mich entschwunden sind; und daß ich nicht ohne Sünde lieben könne in der Welt. Lauf und sag’s dem gutem Kinde, ob ihr diese Lieb‘ gefällt?“ –
War dieser Schluss des Liedes nicht bekannt oder wurde er (verschämt?) nicht abgedruckt?
Mit dieser letzten Strophe rückt das ganze Lied in die Nähe von „Au Cla(i)re de la lune“, das man aus christlicher Sicht entschieden ablehnen muß! Denn es geht sozusagen noch einen Schritt weiter/über – springt die Hemmschwelle, die im „Mondlied“ (7. Str.) zur Sprache kommt!
Bezüglich dieser 7. Strophe (und damit des gesamten Liedes!) sollten wir uns alle an die Stelle im Evangelium erinnern, an der Christus sagt: „Wer [als Mann] einer [verheirateten] Frau mit
lüsternem Blick nach-sieht, hat mit ihr (schon) die Ehe gebrochen!“ ( …was entsprechend natürlich für den verheirateten Mann gegenüber einerFrau gilt – und umgekehrt!). –
Die spätere, „fromme“ Version ist also wohl nicht unbegründet entstanden (auch mir ist dieser wunderbar christlich-menschliche Text bekannt – über meine Mutter, die die „weltliche“ Fassung gar nicht kannte und diese, als sie davon hörte, entschieden zurückwies!). –
Im übrigen passt die wohltuende Melodie des Liedes vollkommen zum christlich-menschlichen Text der Troestung!
Shalom Aleichem,
ich bin mit dem, was Sie schreiben, ganz einverstanden.
Heute habe ich einen Kurzfilm gesehen, wo ein junges Paar die Ehe mit Jesus Christus an erster Stelle leben / leben wollen.
Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass das Ego manchmal Liebe vorgaukelt und es nur um eigene Bedürfnisse geht und diese kann kein Mensch auf Dauer erfüllen.
Jesus zuerst, in allen Bereichen.
Your blog post was exactly what I needed to hear today. Thank you for the gentle reminder to practice self-care.
Und hier der mir vertraute Text:
Guter Mond, du gehst so stille
durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille
hieß auf jener Bahn dich ziehn.
Leuchte freundlich
jedem Müden
In das stille Kämmerlein
und dein Schimmer gieße Frieden
ins betrübte Herz hinein !
Guten Tag,
das ist die spätere, „fromme“ Variante dieses Liedes, das es in mehreren Versionen gibt, aber das Liebeslied ist der Ursprungstext.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
Shalom Aleichem,
ja das Lied oder Gedicht macht in mir eine schönes melancholisches Gefühl. Es erinnert mich auch an das französische Lied.
Au Clare de la Lune.
Deutsche Prosaübersetzung
1.
Im Mondschein,
mein Freund Pierrot,
leih mir deine Feder,
um eine Nachricht zu schreiben.
Meine Kerze ist aus,
ich habe kein Feuer mehr.
Öffne mir deine Tür,
um der Liebe Gottes willen.
2.
Im Mondschein
antwortete Pierrot:
Ich habe keine Feder,
ich bin in meinem Bett.
Geh zur Nachbarin,
ich glaube, sie ist da,
denn in ihrer Küche
schlägt man den Feueranzünder.
3.
Im Mondschein
klopft der liebenswürdige Lubin
bei der Brünetten.
Sie antwortet sofort:
Wer klopft so?
Er sagte seinerseits:
Öffnen Sie Ihre Tür
für den Liebesgott!
4.
Im Mondschein,
da sieht man nur wenig.
Man suchte die Feder,
man suchte das Feuer.
Bei dieser Suche
fand man, ich weiß nicht was.
Aber ich weiß, dass die Tür
sich hinter ihnen schloss…