Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen.
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug‘ entschleiert,
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.
Reinhold Schneider (1903-1958)
Quelle: https://spv-online.ch/eo/wp-content/uploads/2016/09/KV_2016-2_Titelseite.pdf
3 Antworten
Man hört den Versen die tiefe Besorgtheit über die damals dramatische Situation im Lande an. Dann auch auch das tiefe Gottvertrauen, dass allein er noch eine Wende bringen kann und wird. Ja, liest man heute im Jahr 2023 diese Strophen, dann scheint es so, dass selbige ihre Dringlichkeit wieder (fast) voll zurückbekommen haben. Nein, ich möchte nicht sagen, dass wir schon das 1933-Level erreicht haben, aber gerade die Corona-Zeit hat deutlich werden lassen, wie zerbrechlich eine Demokratie ist. Besonders, wenn ein Land sich so sehr von Gott lossagt, wie es derzeit im Land wieder der Fall ist. Doch auch, wenn man global sieht, wie ein totalitäres System schon seine hässliche Fratze beginnt zu zeigen!
Herr, erbarme dich und stärk die Beter!
Reinhold Schneider hatte die gottlose Hybris der Nazis vor Augen. Seine Verse gewinnen in unseren Tagen zunehmend wieder an Aktualität.
Das Lied passt genau in unsere Zeit. Vielen Dank.