Von Felizitas Küble
In der Frühzeit der Reformation – im Jahre 1521 – verfaßte Martin Luther seine Auslegung des Magnificats, wie der Lobgesang Mariens lateinisch genannt wird, den uns das Lukas-Evangelium überliefert, als es vom Besuch der Madonna bei ihrer Kusine Elisabeth berichtet: „Hochpreist meine Seele den HERRN und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter…“
Luther spricht in seiner Schrift von dem „heiligen Lied der hoch gesegneten Mutter Gottes“:
„Sie singt in der Tat hierin aufs allerlieblichste von der Gottesfurcht, und was ER für ein HERR sei vor allem, welches seine Werke sind in den hohen und niedrigen Ständen.“
Er weiß es auch zu würdigen, daß das Magnificat zur täglichen Vesper (Abendgebet) der Klöster und Kirchen gehört:
„Es ist auch kein unbilliger Brauch, dass in allen Kirchen dies Lied täglich in der Vesper gesungen wird, dazu, verglichen mit anderem Gesang, auf eine besondere, angemessene Weise.“
Warum der Titel „Gottesmutter“ biblisch geprägt ist
Er schreibt mehrfach mit aller selbstverständlichkeit von der Gottesmutter oder „Mutter Gottes“, eine Ausdrucksweise also, die biblisch voll begründet ist, denn Maria hat den Gott-Menschen Christus geboren. Zudem wird sie bereits von ihrer Verwandten Elisabeth als „Mutter meines HERRN“ angesprochen, wie das Lukas-Evangelium uns schildert. Der Begriff HERR steht sowohl im AT und NT für GOTT selbst.
Die – gelinde gesagt – zurückhaltende Einstellung des heutigen Protestantismus gegenüber dem Ehrentitel „Gottesmutter“ ist weder biblisch noch theologisch haltbar. Es wäre sinnvoll, wenn Evangelische auch in puncto Maria „lutherisch“ denken würden, das käme auch der Ökumene entgegen.
Luther schreibt weiter: „Diese zarte Mutter Gottes wolle mir erwerben den Geist, der solchen ihren Gesang nützlich und gründlich auslegen könne.“
Er bittet um den Geist für ein „heilsames Verstehen und löbliches Leben daraus zu nehmen und dadurch im ewigen Leben loben und singen zu können dies ewige Magnificat.
Das helfe uns Gott, Amen.“
Übrigens hat Luther bis zuletzt an dem Kruzifix und dem Marienbild in seiner Studierstube festgehalten und sich diese Glaubenssymbole auch von den „Bilderstürmern“ nicht nehmen lassen, denen er klar entgegentrat. Es handelte sich bei dieser Strömung um den radikalen bzw. „linken“ Flügel der Reformation und war keinewegs auf die sektiererischen Wiedertäufer in Münster beschränkt.
Quelle für die Zitate: https://info2.sermon-online.com/german/MartinLuther/Das_Magnificat_Verdeutscht_Und_Ausgelegt_1521.pdf
Titelfoto: Dr. Bernd F. Pelz
2 Antworten
Luther war katholisch. Seine ganze Ausbildung war katholisch geprägt.
Warum wurden Protestanten über die Zeit hinweg so feindselig gegenüber der Mutter Gottes eingestellt? Das habe ich leider nie verstanden. Mir scheint, diese Verehrung Marias ist ihnen viel zu „katholisch“.
Einmal habe ich gelesen, dass die Protestanten so sehr an die Bibel fixiert sind und haben kein Interesse an Kirchengeschichte. Es gibt natürlich auch viele Protestanten-Gelehrte, die die Väter studierten, aber dennoch nicht überzeugt sind, dass die frühere Kirche eigentlich DIE Katholische Kirche war.
Ich kann nur dafür beten, dass Gott ihnen die Einsicht schenkt, damit sie „nach Hause“ kommen können.
Die sind nur meine einfältigen Gedanken.
Ich denke, die Evangelischen fürchten wohl, dass der Gottesmutter zu viel, also „Gott-ähnliche“ Verehrung zukommen würde. Und wie man in manchen katholischen Ausformungen beobachten kann – siehe die verschiedenen „Marienerscheinungen“ und die damit ins Rollen gebrachten Praktiken – wohl zu Recht.
Der Titel „Gottesmutter“ ist ja prädestiniert für Mißverständnisse. „Natürlich“ gesehen stimmt die Bezeichnung: sie ist Gottes (also Jesu) Mutter. Sie wird aber verfälscht, wenn sie als Gottesmutter in ihrer Funktion als über dem Sohn stehend, also selbst quasi als „Göttin“ betrachtet wird. Die Bezeichnung Gottesmutter soll auf Jesus weisen, nicht auf sie selbst.
Jesus ist nicht Gott, weil er von einer Göttin stammt. Sondern Er (der Sohn), der von Ewigkeit ist, kommt durch die gottgewirkte Zeugung in der „menschlichen“ Maria zum menschlichen Leben und ist auf Erden Gott und Mensch zugleich. Ihre große Bedeutung gewinnt Maria, da sie in dieser herausragenden Stellung als Mensch dem Gott Jesus sehr nahe stand/steht. Daher bitten die Katholiken sie um Fürbitte bei ihrem Sohn. Außerdem kann sie den Weg zu Jesus führen, wenn man, zum Beispiel im Rosenkranz (ich würde den Fatima-Zusatz weglassen), sich – Jesu Leben betrachtend – an sie wendet. Diese Erfahrung können jedenfalls viele bezeugen.