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Martin Rhonheimer wirft katholischen Lebensrechtlern jene „Unklarheit“ vor, die von Kardinal Meisner selbst verursacht wurde

Katholischer Philosoph würdigt Meisners Pillen-Erklärung als „äusserst hilfreich“

Die katholische Nachrichtenseite „kath.net“ veröffentlichte am heutigen Sonntag, den 10.2.2013, einen Gastkommentar von Prof. Dr. Martin Rhonheimer zur Debatte um die „Pillen-Erklärung“ von Kardinal Joachim Meisner sowie dessen Presseamt, die in Lebensrechtskreisen größtenteils zu Verunsicherung führte und Zweifel an der Klarheit der „kirchlichen Linie“ in Deutschland hervorrief. 

Der Schweizer Geistliche, der seit 1974 dem Opus Dei angehört, verteidigt die innerkirchlich umstrittene Stellungnahme des Kölner Erzbischofs um jeden Preis.

Dabei geht Prof. Rhonheimer in seinem nimmermüden Bestreben soweit, den Spieß einfach umzudrehen und den Lebensrechtsverbänden genau das vorzuhalten, was in Wirklichkeit den Pillen-Erklärungen von Meisner und seinem Presseamt anzulasten ist, nämlich Unsicherheit und Unklarheit.

Dr. Rhonheimers Artikel wird mit folgenden Worten eingeleitet: 

„Lebensschutzorganisationen sollten nicht noch mehr Unsicherheit und Unklarheit schaffen, sondern die Kirche und den Kölner Erzbischof unterstützen, seine Position verständlich zu machen. „

Hierzu darf zunächst gefragt werden:

Warum wird dazu aufgefordert,  „die Kirche und den Kölner Erzbischof“ zu unterstützen, als ob „die“ Kirche und Kardinal Meisner identisch seien?   –  Warum sollte denn jede Sachkritik an Äußerungen Meisners pauschal mit Kritik an „der Kirche“  gleichgesetzt werden?

Damit wird bereits im Ansatz unzutreffend und letztlich unfair argumentiert.

Der Titel des Rhonheimer-Beitrags lautet bezeichnenderweise:  „Meisners ‚Pille-danach‘-Erklärung ist absolut klar und hilfreich.“

Wenn dies gar so glasklar der Fall ist, warum wird dann an Lebensrechtsverbände appelliert, sie mögen bittschön „den Kölner Erzbischof unterstützen, seine Position verständlich zu machen.“

Foto: M. von Gersdorff
Foto: M. von Gersdorff

Wäre das nötig, wenn dessen Standpunkt hinreichend verständlich wäre bzw. gar  – wie der Titel behauptet  – „absolut klar“?

Der in Rom lehrende Philosoph Rhonheimer widerspricht sodann Dr. Simón Castellví, dem Vorsitzenden des „Weltverbandes Katholischer Ärztevereinigungen“ und Mitglied im „Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst“, weil dieser erklärt hatte, Kardinal Meisner sei betreff Pille-danach „mit ungenauen Informationen versorgt“ worden.

Dr. Rhonheimer schreibt hierzu wörtlich: „Dem ist zu entgegnen: Die Erklärung des Kölner Kardinals ist absolut klar und äusserst hilfreich.“

Weiß ein Dozent für politische Philosophie wirklich über ein medizinisch-chemisches Präparat besser Bescheid als der Präsident eines internationalen Ärzte-Dachverbands?

Es darf gestaunt werden!

Zudem hat zB. auch die kath. Ärztevereinigung St. Lukas erläutert, daß alle Präparate der „Pille danach“ potentiell frühabtreibend bzw. nidationshemmend wirken:  http://www.kathmed.de/images/bilddaten/wissenschaftliche_darlegung_wirkungsweise_postkoitalpille.pdf

Natürlich lehnt der Ethiker Rhonheimer die Einnahme einer nidationshemmenden „Pille danach“ durchaus ab, lobt aber jene Erklärungen von Erzbischof Meisner und dessen Pressestelle, die in Abrede stellt, daß diese frühabtreibende Wirkung allgemein der Fall sei.

Dr. Rhonheimer findet es sodann „sehr klug“, daß der Kardinal „die Abklärung, ob es sich tatsächlich um eine frühabtreibende Pille handelt, der Verantwortung der Ärzte bzw. des Krankenhauses überläßt“.

Der SCHWARZE PETER geht an die ÄRZTE

Ist es wirklich fair und korrekt, wenn ein Kirchenvertreter diese schwerwiegende Verantwortung im Einzelfall  –   es geht um Leben oder Tod  – letztlich den Medizinern in katholischen Kliniken zuschiebt?

Damit führt man die Ärzte in ein zermürbendes Dilemma, weil sie   – wie immer auch ihr Entschluß ausfällt  – so oder so  in eine Zwickmühle geraten:

Entscheiden sie für das Leben, dann haben sie feministische Frauenverbände, linke Medien, Modernisten usw. am Hals  –  entscheiden sie aber  gegen das Leben, dann hat dies für wirklich christliche Ärzte eine massive Gewissensbelastung zur Folge.

Bisher gab es eine klare Ansage für das medizinische Personal in kirchlichen Krankenhäusern: Die „Pille danach“ kommt nicht infrage, Ende der Durchsage.

Abgesehen davon sollten konsequente Christen selbst dann, wenn der Sachstand zweifelhaft wäre  –   falls also eine tödliche Wirkungsweise der „Pille danach“ wissenschaftlich umstritten wäre  –  grundsätzlich immer für das Lebensrecht entscheiden: im Zweifel für das Leben,  f ü r  die göttlichen Gebote!

Doch die Meisner-Erklärung schiebt letztlich der Ärzteschaft den „Schwarzen Peter“ zu   –  und präsentiert diese letztlich feige Haltung indirekt wie eine großzügige Geste, als müßten die betroffenen Mediziner dafür auch noch dankbar sein?!

Hauptsache, die Herren Bischöfe sind fein raus?!

Hierzu schreibt Dr. Rhonheimer, „die Kirche (…) überlässt die Verantwortung der Unterscheidung, ob dieser oder jener moralische Fall vorliegt, dem Gewissen des Arztes bzw. dem Krankenhaus. Damit kann man der Kirche nicht mehr vorwerfen, sie würde Vergewaltigungsopfer im Stich lassen.

Abgesehen davon, daß Rhonheimer erneut „die Kirche“ mit der Meisner-Position unsinnigerweise gleichsetzt,  so räumt er hier selber ein, daß damit die Verantwortung dem „Gewissen des Arztes überlassen“ wird   –   eben genau: soll der katholische Mediziner doch zusehen, wie er damit klarkommt!

Der springende Punkt ist offenbar für Rhonheimers Weltbild: „Damit kann man der Kirche nicht mehr vorwerfen, sie würde Vergewaltigungsopfer im Stich lassen.“ 

„Äußerst hilfreich“ für eine opportunistische Taktik

Gewiß doch, sehr „praktisch“: Selbst wenn katholische Mediziner die „Pille danach“ verweigern, dann liegt dies nicht  (wie zuvor) an einer verbindlichen kirchlichen Leitlinie, an die sie sich korrekt halten, sondern jetzt ist deren individuelles  „Gewissen“ die Ursache.

Wenn Ärzte jedoch umgekehrt die „Pille-danach“ verabreichen, dann ändert das   –  wie gemütlich  –  nichts daran,  so Rhonheimer, daß sich „die Kirche gleichzeitig ungebrochen für den Lebensschutz einsetzt“:  Sicher doch, wenngleich nur in luftigen Höhen, auf dem geduldigen Papier, in abstrakten Tönen und wolkigen Worten,  wobei die Ärzte den konkreten „Fall“ ausbaden dürfen. images (2)

Eine derart spitzfindige Strategie ist für einen gewieften Opportunismus gewiß „äußerst hilfreich“, wie Prof. Rhonheimer die Meisner-Erklärung gerne nennt. So sichert man sich geschickt gegenüber beiden Seiten ab  –  nur die katholischen Mediziner haben das Nachsehen  –  und erst recht die ungeborenen Kinder!

Mit Verantwortungsbewußtsein, Klarheit, Wahrheit und Fairneß hat eine derart unaufrichtige und scheinheilige Taktik allerdings nichts zu tun, viel jedoch mit jenem offenbar unausrottbaren Pilatus-Bedürfnis: Hauptsache, ich wasche meine Hände in Unschuld….

Am Schluß seiner Pro-Meisner-Stellungnahme räumt der geistliche (oder zeitgeistliche?) Ethiker allerdings ein:

„Freilich bleibt das Problem, dass eine differenzierte Position, wie sie der Kölner Oberhirte im Einklang mit der katholischen Lehre vertritt, nicht leicht in der Öffentlichkeit kommuniziert werden kann. Dass es in der Öffentlichkeit Missverständnisse und Fehlinformationen gibt, ist aber kein Grund, auf eine differenzierte Argumentation zu verzichten.“

Zunächst wurde doch behauptet, die Pillen-Erklärung des Herrn Kardinals sei „absolut klar“ und „äußerst hilfreich“, zudem noch „sehr klug“.  –  Na klasse!

Nun wird aber erwähnt, daß diese oberhirtliche Super-Stellungnahme „nicht leicht in der Öffentlichkeit kommuniziert werden kann“  und daß es gar „Missverständnisse“ in der Öffentlichkeit gäbe  –  oho? Wie kann dies wohl geschehen bei solch absoluter Klarheit?

Offenbar scheint doch nicht alles gar so glatt und „hilfreich“ zu sein, weshalb jetzt „katholischen Lebensschutzorganisationen“ sich möglichst selbst einen Maulkorb verpassen, zumindest aber keine unpassenden „Forderungen“ an Meisner stellen sollen, wobei der Kardinal erneut durchaus sachfremd mit „der Kirche“ gleichgestellt wird, als besäße er etwa das Charisma der Unfehlbarkeit.

Dr. Rhonheimer schreibt abschließend wörtlich:

„Katholische Lebensschutzorganisationen sollten jedenfalls durch öffentliche Forderungen an den Kardinal nach zusätzlichen Klarstellungen nicht noch mehr Unsicherheit und Unklarheit schaffen, sondern die Kirche und in diesem Falle den Kölner Erzbischof darin unterstützen, seine Position angemessen in der Öffentlichkeit zu kommunizieren und verständlich zu machen.“

Offenbar ist des Kardinals Erklärung nicht aus sich selber heraus „angemessen“ verständlich, weshalb kath. Lebensrechtler die klaffende Lücke füllen sollen, damit die „Position“ des Kölner Oberhirten in der Öffentlichkeit „verständlich“ rüberkommt, was freilich schon rein von der Sache her ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Für einen Ethiker und „politischen Philosophen“ wie Rhonheimer ist dieser auf „Kath.net“ veröffentlichte Eiertanz gewiß kein Gütesiegel; seine zum Teil verquere und verquaste Stellungnahme erweist sich vielmehr als fatale Infragestellung ethischer Prinzipien in dieser aktuellen Causa. Oder lassen sich Gerechtigkeit, Wahrheit und Klarheit, Verantwortung und Glaubwürdigkeit mit einem solch taktischen Verwirrspiel vereinbaren?

Der Kirche Christi wird damit jedenfalls kein Dienst erwiesen, dem Lebensrecht der ungeborenen Kinder aber ein schwerer Schaden zugefügt  – genauer: ein tödlicher.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Kommentare

Eine Antwort

  1. Vielen Dank für die eindeutige Klarstellung über die Pille danach. Leider wird hier in der Diskussion über die Pille danach oder auch über die der praktizierten Homosexualität wieder eines sehr deutlich. Es kommt letztlich nicht auf die großen, intellektuellen Fähigkeiten von Priestern oder Bischöfen an, sondern auf ihr festes Rückgrat, auf die Bereitschaft, für ihre Überzeugungen auch standhaft Zeugnis zu geben und den eigenen Kopf dafür hinzuhalten…(siehe Kard. Mindszenty). Das geht aber nicht, wenn die kath.Kirche, der Papst und die Bischöfe unter allen Umständen weiterhin den Konzern Kirche erhalten wollen…
    Das ist m.E. das Grundproblem. Die Hierachie redet für die Frommen gläubig katholisch und handelt in der Praxis immer mehr gegen die Weisungen Christi, zeitgeistkonform… Die Kirche will auf keinen Fall ablassen von Macht, Geld, Privilegien und gesellschaftlicher Größe und das auf Kosten eines authentisch verkündeten und gelebten Glaubens… Authentische Glaubensverkündigung hätte allerdings sofort eine enorme Schrumpfung der eingetragenen Mitgliederzahl von „katholischen Gläubigen“ zur Folge…Diese „Gläubigen=Karteileichen“ würden dann auch faktisch aus der Kirche austreten…Davor haben die Kirchenleiter wohl panische Angst…Wie lange macht der liebe Gott das noch mit, daß sein verantwortliches Bodenpersonal einen so schlimmen Etikettenschwindel betreibt, denn wo christlich-katholisch draufsteht, sollte auch christliche Substanz drinsein. Selbst wenn sich die Bischöfe in noch so feierlich inszinierte Event-Gottesdienste vor dem eigentlichen geistigen Kampf flüchten, können sie dadurch doch nicht über die eigene Feigheit hinwegtäuschen. Man ist in der Hierachie nicht mehr bereit, den eigenen Kopf für die unbequemen Forderungen Christi hinzuhalten… Wie lange noch?

    Clemens Niehaves

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