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Medjugorje – eine unendliche Geschichte?

Muß die Kirche das Ende der „Erscheinungen“ abwarten?

Seit Jahrzehnten wird in der Medjugorje-Anhängerschaft immer wieder die Auffassung vertreten, daß die Kirche kein endgültiges Urteil über jene umstrittenen Marienerscheinungen fällen könne oder dürfe, solange diese noch andauern. Schließlich könne man einen Vorgang erst dann abschließend bewerten, wenn alle Fakten bzw. in diesem Falle alle Visionen vorlägen. media-374336-2
Diese weit verbreitete Auffassung, der sogar manche Medjugorje-Kritiker aufsitzen, klingt auf den ersten Blick logisch, ist aber aus zwei Gründen unzutreffend:
1. Laut Kirchenrecht ist der Ortsordinarius (also der amtierende Diözesanbischof) zuständig für Privatoffenbarungen, die in seinem Bistum vorkommen. Lehnt er ein Erscheinungsphänomen ab, dann ist es damit kirchlich nicht anerkannt. 
Bekanntlich ist der Fall Medjugorje so gelagert, daß der jetzige Bischof Dr. Ratko Peric sich ebenso eindeutig gegen die Echtheit der Medju-Visionen ausspricht wie sein Amtsvorgänger Zanic.
Darüber hinaus hat die (ex-)jugoslawische Bischofskonferenz diesem Erscheinungsort bereits zweimal ausdrücklich ihre Anerkennung verweigert, jeweils nach Abschluß von gründlich arbeitenden Untersuchungskommissionen   –   das kritische Urteil wurde also nicht etwa aus dem Ärmel geschüttelt.

Näheres dazu siehe hier: http://charismatismus.wordpress.com/2013/11/10/medjugorje-kommission-der-bischofskonferenz-entschied-bereits-2009-ablehnend/
bildma12. Die zuständige kirchliche Leitung kann sehr wohl bereits zu einem negativen Ergebnis gelangen, solange angebliche Erscheinungen noch andauern. Angenommen, es zeigt sich, daß in den betreffenden „Botschaften“ theologische Irrlehren oder sonstige Irrtümer (die mit der Vernunft oder der Sittenlehre usw. nicht vereinbar sind) vorkommen, dann ist die Sachlage klar und kein weiteres Abwarten erforderlich. 
Zuständige Bischöfe haben sich mehrfach gegen Erscheinungen ausgesprochen, während diese noch fortdauerten bzw. teils noch jahrelang weiterliefen, etwa in den Fällen San Damiano oder Montichiari.
Besonders strikt war sowohl die bischöfliche wie auch die vatikanische Ablehnung der „Marienerscheinungen“ von Heroldsbach (1949 – 1951); alle Seherkinder wurden seinerzeit exkommuniziert. Allen katholischen Priestern war es unter unter Androhung von Kirchenstrafen verboten, nach Heroldsbach zu pilgern oder die dortigen Phänomene etwa in Predigten gutzuheißen.

Präzise Infos über die haarsträubenden theologischen Irrlehren der Heroldsbacher Botschaften siehe hier: http://charismatismus.wordpress.com/2011/06/08/heroldsbach-und-die-%E2%80%9Ehimmelsvisionen%E2%80%9C/
Wenn der Ortbischof eine bestimmte Erscheinungsstätte ablehnt, welche weit über seine Diözese hinaus von Bedeutung ist, weil z.B. Pilgerscharen aus aller Welt nach dorthin strömen, dann kann sich der Vatikan zusätzlich damit befassen – so wie dies jetzt in der Causa Medjugorje geschieht (und auch betr. Heroldsbach der Fall war).

Dies ändert freilich nichts daran, daß an sich der jeweilige Oberhirte der Diözese kirchenrechtlich zuständig für die Beurteilung einer Privatoffenbarung ist, wobei er sein Urteil in der Regel erst fällt, nachdem eine von ihm eingerichtete Kommission ihre Untersuchungen abgeschlossen hat. Diese Vorgehensweise haben auch die erwähnten Bischöfe Zanic und Peric gewählt.
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Kommentare

2 Antworten

  1. Das Problem ist, daß die Zeiten schwieriger werden. In den Fünfzigern hatte die Kirche keine Sorgen mit den Mitgliedern, deshalb war ein Verbot von Heroldsbach kein Problem – heute aber schwinden die Gläubigen in den „Wohlstandsländern“ und viele, die nach Medjugorje „pilgern“, sind noch aktive Gläubige, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen.
    Viele von diesen sind fast schon fanatisch von der Echtheit Medjugorjes überzeugt und diese würden eher sich von der Kirche abwenden, als das sie sich von Medjugorje abwenden.
    Die Kirche hätte schon früher eingreifen müssen, aber man dachte vielleicht, das Ganze würde sich von alleine erledigen, das kann auch sein, aber bisher ist noch kein Ende in Sicht.
    Ich glaube, die „Seher“ selbst würden sich langsam ein Ende wünschen, sie können aber nicht, weil dort „mafiöse“ Geschäftemacher schon lange den Laden übernommen haben.
    Vielleicht wäre sogar deren Leben in Gefahr, wenn sie die Wahrheit sagen würden…
    Spätestens nach dem Tod der „Seher“ (die aber noch relativ jung sind), wird das Ganze zu Ende gehen – oder es werden „neue Seher“ auf den Zug aufspringen…wer weiß, vielleicht wird es doch eine unendliche Geschichte?

    1. Guten Tag,
      ganz richtig analysiert und überlegt – und ich möchte noch einen Gesichtspunkt hinzufügen: Die Seherschar hat ja in den Anfangszeiten per Gospa-Botschaft angekündigt, daß am Ende der Erscheinungen ein großes Wunderzeichen sichtbar übrig bleibt. Tja, das ergibt natürlich ein dickes Problem…
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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