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Meine Auseinandersetzungen mit der 68er Ideologie und der Kentler-Pädagogik

Von Christa Meves

Diesmal möchte ich den Schwerpunkt auf zwei Bereiche legen, in denen ich versucht habe, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungswerte zu behandeln, die für Ihre Lebenswirklichkeit von Belang sein können. Und zwar mit dem Ziel, in zwei Kategorien, der Schwächung der Familie und dem Trend zur Ideologisierung der Sexualität, wissenschaftliche Wahrheit und Praxiserfahrung entgegenzusetzen.

In dieser Hinsicht war in mir seit der Mitte der 60er Jahre ein entscheidender Impetus erwacht, weil ich hier in beiden Bereichen Entwicklung erlebte, die – so konnte man von der Erfahrung im Fach der Kinderpsychotherapie her wissen – bei Kindern bleibende seelische Schäden hervorzurufen vermag, die sogar das ganze Erwachsenenleben beeinträchtigen können.

Einen pointierten Anstoß für meine Öffentlichkeitsarbeit (ich hatte ein Buch geschrieben „Die Schulnöte unserer Kinder“) im Hinblick auf die Themen Familie und Sexualität hatte mir nämlich eine Vortragsveranstaltung gegeben, zu der ich damals in der evangelisch-lutherischen Akademie in Westberlin als Referentin eingeladen worden war.

So lernte ich Kentler als Redner kennen

Damals war die Wiedervereinigung noch fern. Und doch traf ich hier auf einen Co-Referenten, der – wie er angab – im noch zugemauerten Osten Lehrer gewesen war. Er trat in einer Weise auf, die ich später Verwahrlosungslook nannte, weil dieser Redner sich merkwürdig unzivilisiert gab. Auch er hatte wie ich ein Buch über Erziehung von Schulkindern geschrieben und in unseren beiden Vorträgen waren wir zu sehr konträren Zusammenfassungen gekommen.

Der mir bisher unbekannte Vorredner, Helmut Kentler, beschwor den Beginn einer absolut neuen Zeit, bei der es auf den zur Sexualität befreiten Menschen ankäme, der einen Gott gewiss nicht mehr nötig habe. Auch die Familie sei dann durch Kitas und Kinderläden überflüssig. Der Mensch brauche vom Säuglingsalter ab vor allen Dingen die Entfaltung seiner Sexualität.

Dieser merkwürdige Mann irritierte mich in einer evangelisch-lutherischen Institution; denn er dekuvrierte sich ja als ein radikaler Atheist und Weltverbesserer. Mein Mann und ich fuhren bestürzt nach Hause und ich versprach ihm, der den Kentler-Vortrag als eine gefährliche Neuheit einschätzte, mich intensiv mit dem Erziehungsbuch dieses Referenten zu beschäftigen und darüber zu schreiben. 

Dabei ergab sich dann, dass Kentler sich mit seinen Ansichten offenbar als ein maßgeblicher Taktgeber der sog. Studentenrevolte erwies. Dieser Aufruhr steigerte sich zu einer Bewegung chaotischer Befreiungen von allem und jedem.

Das erschien mir eine gefährliche Anmaßung, die allen, vorab aber der jungen Generation schaden würde. Ich betonte deshalb in meinen öffentlichen Erklärungen, dass wir vermutlich gesellschaftlich spannungsreiche Jahre bekämen, wenn diese Auffassung um sich greifen würde.

Denn eine pädagogische Neubesinnung müsse vor allem in einer Devise der Abhängigkeit von unserem allmächtigen Gott und auf dem Einhalten der Schöpfungsordnung bestehen; denn dort sei die Wahrheit und deshalb auch möglicher Segen und langfristiger Erfolg z. B. durch Aufziehen von Kindern in gesunden Familien zu erwarten.

Kentlers Ideologie als neuer Trend

Die Kentler-Devise wurde aber nun in der Studentenrevolte ein maßgeblicher Trend. Diese plötzlich aufflammende Bewegung wurde für mich ein starker Impuls, mich auf dem Boden praktischer Erfahrung öffentlich dagegen zur Wehr zu setzen: Um das „Wie“ brauchte ich mich nicht zu kümmern. Häufig wurde ich dazu unter diesem Aspekt zu Veranstaltungen eingeladen.

Um meiner Warnung vor der vermuteten gesellschaftlichen Gefahr mehr Nachdruck zu verleihen, erläuterte ich dies mit Prognosen: Wir würden am Ende des Jahrhunderts bei hochbrandendem Trend gesellschaftlich so kaputt sein, dass Niedergang der seelischen und leiblichen Gesundheit in der jungen Generation sowie Verwirrung des Geistes alltäglich werden.

Ich veröffentlichte 1971 dazu ein Taschenbuch mit dem Titel „Manipulierte Maßlosigkeit“. Es enthielt ein Kapitel mit einer Widerrede gegen den neu hochbrandenden Atheismus in der angeblich fortschrittlichen Kentler-Pädagogik. Dabei ging ich wieder davon aus, dass der Verlust der christlichen Grundbasis in unserer Gesellschaft in eine globale Orientierungslosigkeit führen würde; denn es sei ein enorm gefährlicher Versuch, die Schöpfungsordnung zu vernachlässigen, denn damit würde auch die vorgegebene Geschlechtlichkeit und die gesundheitsfördernde Familienstruktur ins Wanken geraten und verwirrende Entwicklungen zur Folge haben.

„Manipulierte Maßlosigkeit“ als erfolgreiche Warnung

Wider Erwarten hatte dieses Herder-Büchlein einen Millionenerfolg. Mit 30.000 Stück pro Auflage ging es in einen beispiellosen Höhenflug. Was bedeutete das? Nun, es hatte in der Bevölkerung eine unterschwellige, erstaunliche Gegenwehr ausgelöst. In mir selbst unfasslicher Weise geriet ich in die Situation, meine Message in die Welt zu rufen.

Die hieß im Kern immer: „Um Himmels willen passt auf! Haltet euch an die vom Schöpfer gegebenen Grundlagen der Ausgestaltung des Menschen! Gehorcht den von IHM bestimmten Entwicklungsgesetzen, wenn ihr Zukunft haben wollt, wenn ihr auf eine seelisch gesunde, arbeitsfähige Generation in der Bevölkerung hoffen wollt!“

Dazu schrieb ich bei Herder pro Jahr zwei oder drei weitere Taschenbücher. Dabei ging ich vor allem in „Wunschtraum und Wirklichkeit“ (1972) und „Freiheit will gelernt sein“ (1974) auf die leichtfertige Liberalisierung in den westlichen Demokratien ein, die besonders aus den USA transportiert wurde. 

Aber im Nachkriegsdeutschland passte der Aufschwung auch in die Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunders. Unter dem Regime Adenauers und Ehrhards war ohnehin viel Hoffnung auf Wohlstand entstanden. Neue Möglichkeiten wurden geweckt, z. B. auch für junge Mütter, in die Erwerbstätigkeit zu gehen, um trotz des nun einsetzenden Babybooms schnell aus dem Elendsstatus der Nachkriegszeit herauszukommen.

Dieser Trend wurde nachhaltig durch die 1998 übernommene SPD-Regierung durch Gerhard Schröder vorangetrieben. Zwar war das in den 70er Jahren noch kein politisches destabilisierendes Programm der Strukturen, aber doch schon unterschwelliger Trend.

Im Grunde entstand ein sehr viel liberaleres, links orientiertes Familienmodell – angezündet von den wilden, vaterlosen Söhnen der im Krieg gefallenen Väter. Überhaupt sollte man nun vor allem aus jeglichen Fesseln befreit werden. In das Aufblühen meiner Arbeit fiel gleichzeitig das Wüten der RAF mit ihren Mordtaten.

Das waren zwei Beine im Gesellschaftsleben, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun hatten.

Fehlentwicklungen in der Pädagogik

In das Ziel ideologisierter Befreier war auch die Pädagogik eingeschlossen. Die Eltern sollten sich von den Kindern und die Kinder mithilfe einer sog. „antiautoritären Erziehung“ so rasch wie möglich von ihren Eltern befreien. Das Schlagwort hieß: „Emanzipatorische Pädagogik“.

Diese ist eine gefährliche Ideologie, denn sie sägte an den Säulen einer sonst eher zusammenhaltenden Familienstruktur und an einer angemessenen Einbindung der Sexualität in deren Verhaltensformen. Aber dadurch wurde nun der Umgang mit dem zweitmächtigsten Naturtrieb in einer unangemessenen Weise gelockert. Der losgelassene Sex um jeden Preis in jeder Lebenslage à la Kentler entspricht nicht den Entwicklungsgesetzen; denn diese sind auch für den Menschen an Wachstumsphasen gebunden.

Dieser Trend bewirkte gleichzeitig mit einer Dominanz des Feminismus eine massive Zunahme der Ehescheidungen, das Häufigwerden des Zusammenlebens unverheirateter Paare und den alarmierenden Einbruch einer geballten Phalanx von Gender-Aktivisten mit Sexverherrlichung.

Diese Ideologie ist in unserer Gesellschaft mittlerweile groß wie ein riesiges Krebsgeschwür  –  mit Metastasen ringsum. Vor ihrem pathologischen Wachstum kann heute gar nicht genug gewarnt werden. Damit das begriffen werden kann, gibt es in meinen Büchern, besonders in „Erziehen lernen“ und dem Taschenbuch „Erziehung zur Liebe“ Aufklärungsrat für die verschiedenen Altersstufen.

Mein Fazit für heute heißt:

Das lebenslängliche Familienmodell ist einst durch seine Festigkeit wesentlich erfolgreicher gewesen und lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das Wissen und Handeln der Eltern in die Eingebundenheit in Gottes Schöpfungswillen im Erziehungsalltag stützt die seelisch-geistige Stabilität ihrer Kinder.

Ja, die Liebe und der Gehorsam in Gott durch die Eltern ist für die Aufwachsenden eine entscheidende Prophylaxe gegen Schicksalsstürme. Darüber hinaus ist auch das Eingewöhnen in kirchliche Gemeinschaften von lebensstabilisierendem Wert.

Weil Gottvergessenheit auf der ganzen Linie zu einer Minderung seelischer Gesundheit geführt hat und weiterhin führt, wenn die Menschheit im Umgang mit der Natur in welchem Bereich auch immer ihr begrenztes Maß überschreitet, schwächt man ihre Hoffnung auf Zukunft. Denn es geht grundsätzlich um eine gesunde, das heißt gottentsprechende Lebensweise und damit also um Segen oder Elend und das heißt um ein opferfreudiges Leben mit Vernunft und Liebe.

Kommentare

8 Antworten

  1. Das WACHSEN ist ein wesentlicher Punkt: Wachsen -körperlich und seelisch
    kann man nur in einer intakten Familie und mit Gottes Hilfe. Dies geht nur
    stufenweise und mit der Liebe von Vater und Mutter, weil das Wachstum nur
    Stufenweise, mit großer Geduld und Sensibilität und der Hilfe Gottes im Gebet,
    voran geht. Dann erst kommt allmählich durch diese Langjährige Liebe die Zeit
    der Reife und Sexualität.
    Ich glaube , Herr Kentler hat da was verwechselt; Denn die Erfahrung von
    Jahrtausenden spricht hier Bände–Und die Sexualität hört ja dann auch
    irgendwann auf. Aber das Leben und das Ewige Leben, wie uns Platon und Jesus
    lehren geht weiter. Schon Philosophisch ist die Seele unsterblich, weil sie
    mit dem Göttlichen verbunden ist. Um wieviel mehr ist dies durch den Messias
    Jesus Christus bezeugt. Dazu braucht es die Sexualität nicht!

  2. Dank für den ausgezeichneten Beitrag dieser hochbetagten begnadeten Frau, die immer noch mit Mut und geistiger Kraft aufgrund ihrer erlernten Fachkompetenz und ihrer Berufserfahrung mit Kindern und Eltern von gläubige Warte aus in unsere Zeit hineinspricht.

    Nur an einer Stelle möchte ich eine Ergänzung anbringen.
    Frau Meves spricht zu Recht von der „Prophylaxe“, die Eltern „für die Aufwachsenden gegen Schicksalsstürme sind „, „aufgrund ihrer Liebe und des Gehorsams in Gott“.
    Dann fährt sie in einem neuen Satz fort, der das „Eingewöhnen in kirchliche Gemeinschaften“ als von „lebensstabilisierendem Wert“ erwähnt. Diesen Satz leitet sie mit „darüber hinaus“ ein, als ob dies etwas anderes bedeuten würde als das vorher genannte: in Liebe und Gehorsam „in Gott“ zu sein vor den Augen der „Aufwachsenden“.
    (vgl. „Ja, die Liebe und der Gehorsam in Gott durch die Eltern ist für die Aufwachsenden eine entscheidende Prophylaxe gegen Schicksalsstürme. Darüber hinaus Darüber hinaus ist auch das Eingewöhnen in kirchliche Gemeinschaften von lebensstabilisierendem Wert.“)

    Daran sollte – theologisch gesehen – erkannt werden, dass unsere christliche Gesellschaft schon über Jahrzehnte und Jahrhunderte daran litt, dass die Kirche als das Werkzeug Gottes sozusagen – heruntergeschraubt gesehen wurde auf die gesellschaftliche Form „´Groß´-Familie“. Ich formuliere bewusst „Groß-Familie“, da diese auch posiv in ihrem Kinderreichtum und dem zuweilen Zusammenwohnen von ein bis zwei Generationen so gesehen und kirchlicherseits – vom Klerus her – so bestätigt und bestärkt wurde. Und dies noch lange nach der sog, Sozialen Revolution in Europa!, als diese Form der Familie sich als unhaltbar erwies. – Dabei wurde übersehen, dass die Kirche als Volk und Werkzeug Gottes für die Erlösung der Welt durch „Glauben an den lebendigen Gott“, der sich zuletzt – in Vollendung – in dem Juden von Nazareth und seinen die 12 Stämme repräsentierenden „Jüngern“ ereignet hat, zunächst nicht unbedingt die natürliche Familie meint, sondern die freie Entscheidung zum Glauben voraussetzt.
    Allerdings konnte so noch die Familie in der jüdischen Form des Glaubens – als kleinste Zelle eines Glaubens-Volkes – gesehen werden.

    Jesus selbst sagte sich von seiner Familie los und wohnte in Kafarnaum!, als er seinen ureigenen Auftrag erfüllte: das Anbrechen der „Herrschaft Gottes“ zu verkünden, in der die erlösende „Umkehr“, die vor ihm Johannes der Täufer predigte, nun möglich wird. Die eigene Familie Jesu reagierte bekanntlich mit Unverständnis und wollte den „Verrückt-Gewordenen“ zurückholen.
    Erst nach dem Ereignis von Jesu Tod und Auferstehung ist der Mutter Jesu und den Verwandten Jesu – wie den unverständigen Jüngern – die Möglichkeit zugewachsen, an Pfingsten die „neue Familie“ des Gottessohnes Jesu zu bilden, in die dann auch Nicht-Juden aufgrund freier Entscheidung aufgenommen werden konnten. …

    Mit anderen Worten: Die Gemeinschaft der Kirche – freilich in überschaubaren Unterformen – als erlösendes Werkzeug Gottes, bereit – mitsamt dem Klerus – sich durch die Botschaft Gottes erlösen zu lassen im Hinblick auf die Erlösung der ganzen Menschen-Welt sollte herbeigesehnt werden!

    Nochmals Dank an Frau Meves und Entschuldigung, dass mein Beitrag langeraten ist.

      1. System Kentler: Kindesmissbrauch mit staatlicher Hilfe

        Studie der Universtität Hildesheim demaskiert das Versagen im Umgang mit Kentler’s perfider, auf Kindesmissbrauch angelegter Sexual- und Reformpädagogik

        von Andreas Späth

        (MEDRUM) Endlich nimmt die Öffentlichkeit Notiz von einigen der Opfer des mittlerweile verstorbenen Helmut Kentler. Endlich wird von Opfern gesprochen, endlich von Verbrechen und nicht mehr von „Pädagogik“. Zu verdanken ist dies jetzt einer Studie der Universität Hildesheim, die von der Berliner Senatsverwaltung gefördert wurde.

        https://medrum.de/node/16069

        https://medrum.de

  3. Sorry, ich habe nur einen Teil gelesen! Mir wurde stets vermittelt fasse dich kurz, die zweite Seite liest niemand mehr! Je aelter ich werde, desto mehr Wahrheit steckt in dieser Aussage!

    1. Was ist daran schwer zu verstehen? Frau Meves ist eine begnadete Analytikerin, die ihre Gedanken fundiert und folgerichtig zu formulieren vermag. Ich bin ihr sehr dankbar für diesen Einsatz. Gewiss, es ist schwere Kost, aber das Thema ist ja auch dramatisch. Vor allem lassen die Aussagen von Frau Meves an Klarheit und Deutlichkeit, aber auch an Wegweisung und Hilfe nichts zu wünschen übrig:
      „Um Himmels willen passt auf! Haltet euch an die vom Schöpfer gegebenen Grundlagen der Ausgestaltung des Menschen! Gehorcht den von IHM bestimmten Entwicklungsgesetzen, wenn ihr Zukunft haben wollt, wenn ihr auf eine seelisch gesunde, arbeitsfähige Generation in der Bevölkerung hoffen wollt!“
      „Im Grunde entstand ein sehr viel liberaleres, links orientiertes Familienmodell – angezündet von den wilden, vaterlosen Söhnen der im Krieg gefallenen Väter.“
      Das alles kann ich nur dankbar, wenn auch bekümmert, unterstreichen.

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