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Merkel und der Zöllner Zachäus: Warum einer echten Reue auch Taten folgen müssen

Von Peter Hahne

Gibt es eigentlich eine Steigerungsstufe von Verzweiflung, Entrüstung und Entsetzen? Wenn man dachte: Schlimmer geht nimmer, wurde man gestern eines Besseren belehrt und findet keine Worte.

Besser: heute, in den Kommentaren der sich selbst als Qualitätspresse bezeichnenden Medien. So spricht die einst investigativ-kritische und bekennende linke „Süddeutsche Zeitung“ von einer „historischen Erklärung“ der Kanzlerin, FOCUS von „genau den richtigen Worten“ und einem „richtig gesetzten Mea Culpa“, beispielhaft und selten für Politiker etc.

Der Jubel kennt keine Grenzen, die Verehrung erreicht schwindelerregende Höhepunkte.

Ja, es ist schwer, Fehler zuzugeben und um Verzeihung zu bitten. Im wahren Leben genauso wie im Paralleluniversum der Politik. Deshalb liegt BILD schon richtig: „Respekt, Kanzlerin!“ – Mehr aber auch nicht.

Denn unsere christlich-abendländisch geprägte Kultur kennt Gott sei Dank Verzeihen und Vergeben, Reue und Buße. Gerade der Karfreitag erinnert daran, dass Vergebung möglich ist — und zwar durch das Kreuz von Jesus Christus (falls es Bischöfe nicht gerade abgelegt haben, um dem Islam zu gefallen, der das nämlich nicht kennt).

Und die Kanzlerin betont immer wieder, dass sie sich als Christ sieht und ihre Partei das „C“ im christlichen

Menschenbild verdeutlichen will. Und die Medien werden nicht müde, immer wieder von der „Pfarrerstochter“ zu schreiben (wobei es sich lohnt, mal die vorhandenen Beschreibungen ihres Elternhauses zu googeln und zu lesen).

Und als solche ist sie nun zu beurteilen, von ihrem eigenen christlichen Anspruch aus: Was versteht die Bibel, die Grundurkunde des christlichen Glaubens, unter Vergebung? Darum geht es. Und da kommt man aus dem Staunen nicht raus. Das ist wirklich radikal!

Das Paradebeispiel ist die auch Nichtchristen bekannte Geschichte von Jesus Christus und dem Zöllner Zachäus, dem Mann auf dem Maulbeerbaum vor den Toren von Jericho. Der wollte Jesus sehen und hören. Und in dessen Haus kehrt Jesus dann quasi per Selbsteinladung ein. In das Haus eines Verbrechers, denn Zöllner waren sozusagen die Masken-Raffkes und Pharma-Lobbyisten der damaligen Zeit, korrupt und betrügerisch. Der Arzt Lukas hat diese für den christlichen Glauben zentrale Begebenheit aufgezeichnet (Lk 19).

Jesus hält keine Gardinenpredigt, er verkündet einfach das Evangelium, die gute Nachricht von Vergebung und Neuanfang. Und dann kommt der Schlüsselsatz der Geschichte: Der reuige Sünder Zachäus erklärt von sich aus, ohne dazu aufgefordert zu sein: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner (durch Untreue und „Fehler“ erworbenen) Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, das gebe ich vielfältig wieder.“

Wenn also, und da wären wir von Zachäus bei Angela, diese dramatische und von den Medien wie ein siebtes Weltwunder hochgejubelte Bitte um Verzeihung wirklich ernst und wirklich christlich ist (immerhin nennt sich die dezimierte Merkel-Partei ja C-DU und nicht Humanistische Union), dann müßten jetzt nach den Merkel-Worten die Zachäus-Taten folgen: Das Eingeständnis, monatelang auf falsche Brater gehört zu haben und diese sofort durch bessere zu ersetzen.

Das Internet ist voll von diesen mundtot Gemachten!

Wenn schon nicht der eigene Rücktritt (es geht ja nicht um Lappalien, sondern um die Zerstörung von Existenzen), dann doch wenigstens den der zuständigen Minister. Sofortige Starthilfen für alle bisher Pleite gegangenen Gaststätten, Läden, Hotels usw zur Wiedereröffnung. Und die Wiedergutmachung aller (unnötigen) Kollateralschäden im psychischen, physischen und materiellen Bereich.

Für all die Verantwortlichen sollte es keine Oster-, sondern die ewige Ruhe geben, was ihre Amtsgeschäfte angeht. Denn, laut Merkels Bitte um Verzeihung, ist DAS unverzeihlich. Also: sofort rückgängig machen. Darin ist die Pfarrerstochter ja (sonst) unschlagbar.

Denn es wird wohl nicht so sein, dass die Rücknahme der (zynisch ausgerufenen) Osterruhe plötzlich das Virus getötet hat. Es war wahrscheinlich in der permanent beschworenen Dramatik  so nie vorhanden, sonst wäre die Aussetzung der „Osterruhe“ und die erbetene Verzeihung völlig unlogisch und geradezu allgemeingefährlich.

BILD: Eines der Bücher von Peter Hahne: „Niemals aufgeben!

Entweder die „Osterruhe“ MUSSTE sein, oder es war vieles Schwindel, was uns Merkel und vor allem Söder (!) da dauernd auftischten, sekundiert von Kirchen und Medien.

Ja, die Kanzlerin hat auch meinen Respekt. So wenig ich diesen gestrigen Akt auch welthistorisch nenne, eher selbstverständlich. Es wäre an jeglicher Lebenserfahrung vorbei, wenn dahinter nicht (auch) die Marginalisierung der Union in den Umfragen und bei den letzten Wahlen steht oder die Tatsache, dass das alles vor den Gerichten keinerlei Bestand mehr hat.  So schlicht ist das Leben.

Das Entscheidende nach einer Bitte um Vergebung ist der Neuanfang. Das und nichts anderes ist christlich. Zöllner Zachäus läßt grüßen, der ehemalige Gauner und plötzliche Wohltäter.

Deshalb: uns Bürgern die völlige Freiheit zurückgeben, sozusagen ein Neuanfang des gegenseitigen Vertrauens. Und als Kanzlerin endlich im Bundestag die Vertrauensfrage stellen, abgestimmt in geheimer Wahl.

Wer das beides als Konsequenz seiner Reue nicht tut, hat vielleicht menschlich ergreifend, ja sogar religiös dahergeredet, aber nicht die einzig logischen Taten folgen lassen. Und das nennt man – gut biblisch – Heuchelei.

Wir danken unserem Autor Peter Hahne für die freundliche Abdruckgenehmigung seines Beitrags. – Erstveröffentlichung des Artikels hier: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/merkels-bitte-um-verzeihung-heuchelei/

Kommentare

12 Antworten

  1. Wer wie Merkel übernächtigt und umnachtet eine nicht ansatzweise durchdachte, aus dem Hut gezauberte, kopflose, das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigende und verstörende Entscheidung „raushaut“, um in der Öffentlichkeit gegenüber den Ministerpräsident(inn)en als „Sieger“ dazustehen, und hinterher bei Rücknahme des nicht durchsetzbaren Fehlgriffs mit der taktischen Demutsgeste des Um-Verzeihung-Bittens auch noch punkten will, hat nicht einmal Respekt verdient.
    Hätte Merkel gesagt: „Ich bin mit meinem Latein am Ende, ich habe den Überblick verloren und fühle mich überfordert, ich schaffe es einfach nicht mehr – jetzt muss jemand anderer übernehmen, und um weiteren Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, trete ich zurück“, dann könnte man sogar von „Größe“ sprechen.

  2. Merkels nationale Front
    von Frank W. Haubold in Im Blickpunkt

    Vom Lagerwahlkampf zur Einheitspartei: Wie Angela Merkel in ihren 16 Jahren Kanzlerschaft die demokratische Kultur der Bundesrepublik zerstörte. Kommentar Der Wind weht der […]

    https://www.geolitico.de/2021/03/20/merkels-nationale-front/

    Der Wind dreht sich gegen die CDU
    9. März 2021 // 7 Kommentare

    Unmut über die „Masken-Raffkes“, wachsende Unzufriedenheit mit dem Pandemie-Management: Die Stimmung der Bevölkerung kippt. Der Wind dreht sich gegen die CDU. Es läuft […]

    https://www.geolitico.de/2021/03/09/der-wind-dreht-sich-gegen-die-cdu/

    Im Shutdown bricht der Arbeitsmarkt ein

    Der Shutdown im Frühjahr 2020 und der andauernde Shutdown haben erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg stark an.

    https://www.geolitico.de/2021/03/04/im-shutdown-bricht-arbeitsmarkt-ein/

  3. Ich wurde unterbrochen beim Texten heut.
    …..daß ein JEDWEDER HABEN SOLLE,WAS EIN JEDWEDER BRAUCHE.
    BRAUCHE,nicht WAS SIE FORDERN!

  4. Analyse von Ulrich Reitz

    Merkel und das Gipfel-Gemauschel: Sie hätte anständig regieren können – doch sie wollte nicht

    Nun hat die Bundeskanzlerin höchstpersönlich mit der Kraft ihrer immer noch vorhandenen Regierungsautorität die Städte Tübingen und Rostock zu Vorbildern für das ganze Land erklärt. Niemand hindere einen Bürgermeister in Deutschland daran, es so zu machen wie diese beiden Städte. Das ist bemerkenswert. Denn die Empfehlung kommt ein halbes Jahr zu spät. Mindestens.

    https://www.focus.de/politik/deutschland/analyse-von-ulrich-reitz-sie-koennte-das-grosse-gemauschel-abschaffen-aber-angela-merkel-aendert-nichts_id_13130795.html

  5. Da hat sich mal wider die große Scheinheiligkeit gezeigt. Wichtig ist, dass die Bewohnenden, die schon länger hier leben, zufrieden gestellt sind. Hoch lebe die Heuchelei.

  6. Dem setze ich entgegen.
    RICHTET NICHT, UM NICHT GERICHTET ZU WERDEN.
    Geld ist der MEISTER.
    Taten der Kanzlerin sollen Folgen auf materielle Weise.
    Ja, alle sollten gleichgestellt sein finanziell.
    Aber wie d a s aussieht, laut Gott.
    Jeder habe, soviel er brauche

  7. Die Bitte um Verzeihung war reines Kalkül, war nichts anderes als Mache. Jetzt ist sie wieder reingewaschen, sie hatte das Büßerhemd für zehn Sekunden an. Schon ist sie wieder die Heilige, Menschenskinder, was diese Frau mit ihrer Macht angestellt hat, da war der Honecker ein Waisenknabe. Aber sie hat gut von ihm gelernt. Um Verzeihung müssten auch die Ministerpräsidenten bitten – und alle 17 müssten die Konsequenz ziehen: Zurücktreten, aber vorher noch alle Lockdownmassnahmen aufheben, denn sie haben absolut nichts gebracht. Der Test ist eigentlich unbrauchbar, die ,,Impfstoffe“ sind nicht seriös getestet, die Ungewißheit, ob sie überhaupt helfen, ist groß – hinzu kommt ein ,,Organisationstalent“, das weltweit ,,Anerkennung“ findet, weil man sich darüber kaputtlachen könnte. Reines Chaos – nichts als Murks (Theorie Marx, Praxis ist eben Murks, wie zu DDR-Zeiten).

    1. Natürlich war das reines Kalkül seitens der Kanzlerin.

      Sie konnte bei der bekannten Willfährigkeit der meisten Medien davon ausgehen, dass ihre „Bitte um Verzeihung“ bejubelt werden würde.
      Aber wir als Bürger und Wähler sind ja nicht gezwungen, dies ebenfalls zu tun.
      Ausserdem, so wie ich das verstanden habe, betraf ihre Entschuldigung ja nicht die verordnete „Osterruhe“ an sich, sondern lediglich die Verwirrung, die dadurch entstand.
      Nein, diese Frau ist nicht wirklich willens, freiwillig ihre Agenda aufzugeben.

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