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Mißbrauchs-Studie: Kath. Bischofskonferenz beendet ihre Zusammenarbeit mit Prof. Christian Pfeiffers Institut

Bischof Stephan Ackermann: „Vertrauen zwischen Bischöfen und Direktor ist zerrüttet“

Zwischen dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. (KFN) bestand bislang ein Vertrag über eine zu erstellende KFN-Studie über Fälle von sexuellem Mißbrauch durch Priester, Diakone und Ordensmänner (Ordensfrauen waren merkwürdigerweise von vornherein nicht mitberücksichtigt).

Zudem gibt es weitere schwerwiegende Kritikpunkte an dem Projekt, worüber wir längst berichtet haben. Leider wurde diese Einwände seitens der Dt. Bischofskonferenz nicht berücksichtigt, auch nicht durch den päpstlichen Nuntius.

Immerhin sind bereits vorigen Sommer einige Bistümer aus dem Pfeiffer-Screening ausgestiegen  –  und dies gewiß nicht ohne handfeste Gründe.

Zudem wird das Forschungsprojekt auch von kompetenter fachwissenschaftlicher Seite in wichtigen Punkten beanstandet.

Foto: KOMM-MIT-VerlagDas theologisch konservative „Netzwerk katholischer Priester“ übte ebenfalls deutliche Kritik an dem fragwürdigen Projekt, auch aus Gründen des Datenschutzes, worauf auch katholische Geistliche einen Anspruch haben.  Offenbar interessierte sich die Dt. Bischofskonferenz auch hierfür nicht hinreichend.

Direktor des besagten Forschungsinstituts ist der frühere niedersächsische SPD-Justizminister Prof. Dr. Christian Pfeiffer.  Mit ihm hat nun die Bischofskonferenz plötzlich die Zusammenarbeit beendet.

Hierzu erklärt der für Mißbrauchsthemen zuständige Bischof Dr. Stephan Ackermann in einer Stellungnahme, die wir vollständig dokumentieren:

„Am 13. Juli 2011 haben wir in einer Pressekonferenz das vom VDD als Drittmittelgeber finanzierte Forschungsprojekt ’Der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz’ vorgestellt.

Es sollte unter der Leitung von Professor Dr. Christian Pfeiffer durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. durchgeführt werden.

In der Folge begannen die ersten Vorarbeiten, insbesondere die notwendigen PreTests in zwei ausgewählten Bistümern.

Wir bedauern sehr, dass dieses Projekt mit dem KFN nun nicht fortgeführt werden wird und wir einen neuen Partner finden müssen, mit dem das Forschungsprojekt aufgegriffen werden kann. Wir waren gezwungen, heute den Drittelmittelvertrag mit dem KFN aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung zu kündigen und die überzahlten Forschungsförderungsgelder zurückzufordern.

Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet. Vertrauen ist aber für ein so umfangreiches und sensibles Projekt unverzichtbar. Darüber waren sich die Projektpartner von vornherein einig.

Das Kommunikationsverhalten von Professor Dr. Pfeiffer gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern hat aber leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen. Wir bedauern, mit Professor Dr. Pfeiffer keine einvernehmliche Lösung gefunden zu haben, um die wir uns bemüht haben.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist aber weiterhin überzeugt von der Notwendigkeit einer kriminologischen Erforschung des Themas sexueller Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich. Sie wird daher einen anderen Vertragspartner für die Durchführung eines solchen Projektes suchen. Dazu wird es in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben.

Das Forschungsprojekt fügt sich in den Rahmen des weitgesteckten Handlungsplanes, den wir seit nunmehr fast drei Jahren verfolgen. Im Frühjahr 2010 hatte die Deutsche Bischofskonferenz kurz nach der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verabschiedet, um sich der Problematik sexueller Gewalt an Minderjährigen im kirchlichen Bereich zu stellen. Dazu gehörten die Schaltung der Telefon-Hotline, die Überarbeitung der Leitlinien im Umgang mit dem Thema, die Mitarbeit am Runden Tisch der Bundesregierung, umfängliche Präventionsmaßnahmen und Fortbildungsangebote sowie die materielle Anerkennung erlittenen Leids.

Darüber hinaus wurden zwei wissenschaftliche Projekte auf den Weg gebracht. Neben dem KFN-Projekt handelte es sich um ein weiteres Projekt, das auf die Analyse forensischer Gutachten zu betroffenen Priestern abzielte und von einer Forschergruppe um Professor Dr. Norbert Leygraf (Universität Duisburg-Essen) geleitet wurde. Dessen Ergebnisse konnten wir bereits im Dezember 2012 der Öffentlichkeit vorstellen. Dieses Engagement der Kirche zeigt, dass wir uns nach wie vor um eine gründliche und transparente Aufarbeitung bemühen.

Ich bedauere, dass der jetzige Schritt unumgänglich wurde, der allein mit dem mangelnden Vertrauen in die Person von Professor Dr. Pfeiffer zusammenhängt. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass wir schon bald das Forschungsprojekt mit anderen Partnern in Angriff nehmen können.“

Kommentare

11 Antworten

  1. Viele Priester predigen vom „identisch sein“

    Unsere Worte sollen mit dem identisch sein, was wir wirklich innerlich denken und was wir sind.

    Gibt es in der Kirche eine „Identitäts-Krise“ ???

    Die HEIMLICHEN DOPPELLEBEN der Priester (Mißbrauch, Zölibatsbruch, gegenseitige
    Mißachtung) fördert ja nicht gerade das VERTRAUEN der Menschen in die Kirche.

    Wird die Situation der Kirche besser, in dem die „Gläubigen“ weglaufen ???

    Solange wir irgendwo dabei sind, haben wir die Möglichkeit etwas zu verändern, zu verbessern.

    Wenn uns als doch mehr oder weniger Außenstehende die ganze Situation innerhalb der Kirche fast aufs Gemüt schlägt, was wird es dann erst den Priestern gehen, die sich
    vorbildlich verhalten ???

    Die Kirche sollte die Menschen gesund machen und nicht krank !!!

    Wenn Priester Baldriantropfen nehmen müssen oder starke Medikamente gegen
    Depressionen, gegen das Burn-Out-Syndrom – dann muß man sich aber wirklich mal
    ernsthafte Gedanken machen.

    Ich rege mich ja schon total auf, wenn ich mitbekomme, was es innerhalb der Kirche
    für ein Hick-Hack gibt – ich darf das gar nicht so innerlich an mich heranlassen.

    Wenn möglicherweise ein Priester eine Schutzmauer um sich aufbaut, wenn der andere
    Priester das Gefühl hat, ihm geht die Luft zum Atmen verloren – weil er nicht sagen kann/darf was er denkt, um nicht andere zu verletzten usw. dann stimmt doch echt etwas nicht.

    Früher dachte ich immer theologische Menschen brauchen keine „Ellenbogen“, sie
    sind etwas „sensible“, etwas „gefühlsbetont“ – aber die müssen ja heute echt
    „knallhart“ sein.

    Wenn nicht JESUS höchstpersönlich auch in der Kirche wäre, auch im Gottesdienst wäre,
    wenn Kirche ausschließlich aus den Priestern, Bischöfen und dem Papst bestehen würde,
    da würde ich sicherlich auch die Konsequenzen ziehen und gehen.

    Bisjetzt habe ich den Glauben noch nicht ganz aufgegeben, dass JESUS für die
    Kirche und für die katholische Kirche ist.

    Sollte JESUS zu mir sagen: „Die Kirche hat nichts mehr mit mir zu tun. Komm zu mir ganz alleine, komm zu mir ohne eine Religionsgruppe“ – ich würde es so machen

    Hoffentlich steht JESUS noch zu der Kirche, sonst bekomme ich echt noch ne Krise.

  2. P.S ich vergaß: wer sich vor den Menschen zu Gott bekennt, der darf dermaleinst ihn schauen, wie er ist und mit den Engeln ihn lobpreisen, aber den Weg dahin kann man halt nur mit und in der Kirche gehen (auch wenn man das nicht weiß)

  3. Tja dann viel Vergnügen bei der Suche nach einer würdigeren Vereinigung.
    Blos blöd,dass man als normaler Mensch dann da nicht mitmachen darf, weil sündenlos und absolut gut ist halt nur Gott und die guten Engel – und Menschen sind halt weder Gott noch Engel.

  4. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Heute Morgen bin ich aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Als Christ, für den Menschenliebe ein zentrales Thema ist, will ich an dieser unwürdigen Vereinigung nicht mehr beteiligt sein.
    Lena

    1. …das kann aber nicht der Tropfen sein, wenn die Kirche die Zusammenarbeit mit Professor Dr. Pfeiffer beendet. Professor Dr. Pfeiffer, der „Fachmann“ für alle Fälle – ich weiß nicht, wie oft ich den in den letzten Jahre im Fernsehen gesehen habe.
      Man hätte sich nicht mit diesem „Fachmann“ einlassen dürfen, diesen Fehler hat man nur korrigiert.

    2. „Für Frau Lena genügte ein kleines Tröpflein!“

      Sie sind aus dem ausgetreten, was Sie in den letzten Jahren bevorzugt als „Kirche“ wahrgenommen haben und wahrnehmen wollten.

      Mit Ihrem längst überfälligen Austritt sind Sie wieder in der Welt angekommen, wo Sie auch hingehören wollen.

      Für so selbstgerechte und unfehlbare „Heilige“ wie Sie, – ist in der pilgernden Kirche der Sünder kein Platz, das haben Sie folge- und auch entscheidungsrichtig erkannt.

      Für Menschen wie Sie, mit so einem makellosen Stammbaum hätte es selbstverständlich auch keiner Menschwerdung Christi bedurft, – denn für Ihr zentrales Thema „Menschenliebe“ ist GOTT nicht Mensch geworden, – die gab es auch schon vor seiner Geburt.

      Trotzdem – Herzlichen Glückwunsch zum Austritt und grüßen Sie mir die „Heilige und vor Reinheit strahlende Welt!“

      mit freundlichen Grüßen

      aus der durch und durch „unwürdigen Vereinigung“, wie Sie die ganze Kirche so überaus selbstsicher und wissend bezeichnen.

    3. Weil ich gerade den Namen Lena lese, denke ich eben an Lena.

      Lena freut sich bestimmt, wenn möglichst viele Menschen ihre CDs kaufen,
      ihre Musik gerne hören und in die Konzerte gehen.

      Lena wünscht sich mit Sicherheit ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen ihren Fans. Wenn aber nur noch Streit herrscht zwischen den Lena-Fans, machts wohl keinen
      Spaß mehr ein Lena-Fan in der Öffentlichkeit zu sein.

      Die Lena-Fans ziehen sich immer mehr zurück, sie hören die Musik zu Hause, denn man
      muß ja nicht unbedingt in einem Lena-Fanclub sein oder in ein Lena-Konzert gehen,
      um Lena von Herzen gerne zu mögen.

      WAS ist besser, wenn sich alle Lena-Fans miteinander sprechen, sich aussprechen, sich all ihren Kummer von der Seele sprechen oder wenn sie zu Hause in ihrem Kämmerlein bleiben ?

      Lena wird sich natürlich über den „Harten Kern“ freuen, der immer noch zu ihren Konzerten kommt, denn dies sind ja Menschen auf die sie sich auf jeden Fall verlassen kann.

      Aber – und ich denke JESUS wird es ähnlich gehen, mehr noch würde sie sich freuen,
      wenn ihre FANS miteiandersprechen, sich aussprechen, sich verstehen und einen
      gemeinsamen Weg finden.

      Ich kann an JESUS denken, wenn ich spazieren gehe – ich kann Lenas Musik hören, wenn ich spazieren gehe – das ist alles schön und gut und eventuell sogar inniger.

      Aber es gehört beides Zusammen – die Stille und die Öffentlichkeit.

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