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Moskau: Katholischer Erzbischof Pezzi plädiert für eine Verhandlungslösung

„Ich denke, dass die Hoffnungen auf einen Dialog begründet sind“, erklärt der katholische Erzbischof in Moskau, Paolo Pezzi, im Interview mit dem Fidesdienst im Hinblick auf den Rußland-Feldzug gegen die Ukraine.

Es sei notwendig, eine Tür zum Dialog offen zu lassen, wie die Versuche der vatikanischen Diplomatie zeigen würden.

Auf die Skepsis im Westen hinsichtlich einer Verhandlungslösung mit der russischen Regierung, antwortet der Oberhirte damit, auch der Kriegsgegner sei „kein Feind“, sondern ein „von Gott geschaffenes Wesen, mit dem es sich immer lohnt, den Dialog zu suchen, um Probleme zu lösen“.

Erzbischof Pezzi beschränkt seine Erwartung  – nämlich ein Friedensabkommen – nicht nur auf den politischen Bereich: Wichtig sei das, „worüber wir in der Karwoche nachgedacht haben, nämlich dass wir den Frieden erkennen, den Christus uns schenkt.“

Nur aus dieser Haltung heraus sei ein dauerhafter Friede möglich.

Quelle: Fidesdienst

Kommentare

4 Antworten

  1. Ich möchte auf meine Vorkommentatoren eingehen und folgendes als grundsätzliche Prämissen vorausschicken:
    Bei der Analyse solcher Konfliktsituationen müssen Glaube UND Vernunft zum Zuge kommen. Unter Vernunft verstehe ich in diesem Zusammenhang ein gutes historisches Wissen, wie auch eine gute Informiertheit über geopolitische Zusammenhänge. Man sollte außerdem wissen, was Wahrheit ist und man sollte Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden können.

    Diese Dinge vorausgesetzt, sehe ich nach dem Ende des Kalten Krieges eine Sowjetunion, die mit ihrem Abzug aus Deutschland die Wiedervereinigung erst möglich gemacht hat. Auch das Auseinanderbrechen des Warschauer Paktes, wie auch der Sowjetunion verlief weitgehend friedlich, mal verglichen mit den Konflikten beim Auseinanderbrechen des ehemaligen Jugoslawiens. Jedenfalls sehe ich weder in Moldau/ Transnistrien, noch im Baltikum und in Georgien ein expansorisches Interesse Russlands, sondern im Wesentlichen den Willen dort jeweils lebende ethnische Russen vor Be-nachteiligungen bis hin zu Pogromen zu schützen.

    Von Anfang an wurde Russland zugesagt (Genscher, Baker), dass sich die NATO, nachdem die ehemalige DDR aufgenommen wurde, nicht weiter nach Osten ausdehnt. Diese Zusagen wurden immer wieder nicht eingehalten, was Russland ebenso häufig kritisiert hat. 2014 haben dann die USA in der Ukraine den Maidan-Putsch gesteuert und mit 5 Mrd. $ finanziert. Damit wurde eine US-affine Regierung in Kiew installiert, damit wurde aber auch eine rote Linie legitimer russischer Sicherheitsinteressen überschritten. Es kam zur Sezession der Krim, ein mit dem Völkerrecht übereinstimmender Vorgang, nach dem einige Jahre zuvor der internationale Gerichtshof mit der Selbständigkeit des Kosovo einen Präzedensfall geschaffen hat. Kiew begann außerdem einen Krieg im Osten des Landes, im Donbass, wo die große Mehr-zahl der dort lebenden ethnischen Russen sich weigerten Mitglied einer westlich orientierten und russlandfeindlichen Ukraine zu sein. 8 Jahre lang hat Russland sich bemüht über Verhandlungen mittels der Abkommen Minsk I und Minsk II zu einer friedlichen Lösung für den Osten und damit für die ganze Ukraine zu kommen. Immer wieder haben die Kiewer Regierungen auf Weisung der USA jegliche Verhandlungslösung torpediert. Gleichzeitig haben die USA das Land systematisch und bis an die Zähne hochgerüstet nicht nur mit materiellen Rüstungsgütern, sondern auch über intensivste militärische Ausbildungsmissionen. Während dieser 8 Jahre wurde der Waffenstillstand im Donbass nie wirklich 100%ig eingehalten. Insgesamt starben während dieser Zeit 14.000 Menschen (Soldaten und Zivilisten), 75% davon auf Seiten der pro-russischen Volksrepubliken (Zahlen stammen OSZE). Kurz vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatten deren Truppen (also die der Ukraine) ab dem 16./17. Februar 2022 den Beschuss des Donbass massiv intensiviert. Das war der Anlass für die russische Regierung dem Verlangen der Volksrepubliken nach staatlicher Anerkennung endlich nachzugeben (21.02.22). Ab dem 24.02.22 kam die russische Armee dann, um den Armeen der Volksrepubliken zur Seite zu stehen. Seit dem sind 10 Wochen vergangen, Russland konnte einige Städte im Donbass und der Südukraine einnehmen (Cherson, Melitopol, Mariupol bis auf Asowstal), hat viel militärische und inzwischen auch kriegsbeeinflussende Zivilinfrastruktur zerstört, aber die Ukrainische Armee, vor allem das nationalistische Asow-Regiment leistet auch erbitterten Widerstand. Die Propagandamaschinen auf beiden Seiten laufen auf Hochtouren und der Westen, vor allem USA und GB, liefern nach wie vor Waffen ohne Ende an die Ukraine.

    Der Grund, ist nur vordergründig die Selbstverteidigung der Ukraine. Der tiefere Grund, und das wird von den USA auch offen gesagt, ist, dass man den Krieg für Russland möglichst lang, verlustreich und teuer (auf Dauer un-bezahlbar) gestalten möchte. Über einen gleichzeitig vom Zaun gebrochenen beispiellosen Wirtschaftskrieg möchten sie Russland parallel so weit schwächen, ja ruinieren, dass es als geopolitischer Faktor keine Rolle mehr spielt. Damit würde für die USA für die uneingeschränkte Herrschaft auf dem eurasischen Kontinent nur noch China als ernst zu nehmender Kontrahent übrig bleiben, den man sich anschließend vornehmen möchte.

    Nebenbei bemerkt: auch der abrupte Abzug der USA letztes Jahr aus Afghanistan hat etwas zu tun mit der aktuellen Eskalation in der Ukraine. Die USA haben nach 20 Jahren in Afghanistan entschieden, dass sie sich mit diesem Einsatz nur überdehnen (also unnötig Kraft vergeuden), außerdem wurde der islamistische Terror nicht mehr als der geopolitische Hauptgegner eingestuft. Also hat man ganz nüchtern und fast wirtschaftlich entschieden, den fruchtlosen Afghanistaneinsatz zu beenden und sich auf den (Sellvertreter)- Krieg zu konzentrieren, in den man Russland einige Monate später ziehen wollte.

    Die Gründe Russlands für den Militäreinsatz sind also der Schutz der eth-nischen Russen im Osten und Süden der Ukraine und die politische Neutra-lität der Ukraine, weil wenn die Ukraine in die NATO geht, dann sind eher früher als später US-Raketen mit Atomsprengköpfen an der ukrainisch-russischen Grenze stationiert, deren Flugzeit nach Moskau, Wolgograd, St. Petersburg usw. so kurz ist, dass eine effektive Verteidigung nicht mehr möglich ist. Russland hat noch im Dezember 2021 konstruktive Einigungsvorschläge zur Wahrung seiner Sicherheitsinteressen sowohl den USA als auch der NATO vorgelegt. Die Antworten waren ernüchternd, es wurden lediglich Fake-Verhandlungen angeboten.

    Angesichts dieser Vorgeschichte und dieser Hintergründe kann ich nicht von einem „Aggressor Russland“ sprechen, wie der politische Westen es seit 10 Wochen in seiner Propaganda (im westlichen Sprachgebrauch „Bericht-erstattung“ genannt) tut. Es ist eher ein Präventionskrieg zur Abwendung einer sicherheitspolitisch katastrophalen Situation quasi mit dem ständigen US-Colt (=Atomraketen) an der Schläfe.

    Vor diesem Hintergrund kann man auch die Interviewworte des Papstes besser verstehen, wie auch die Mahnung des Erzbischofs an den Westen Bereitschaft zu Verhandlungen zu zeigen. Man hatte in Istanbul Ende März/ Anfang April schon einen gewissen Durchbruch erzielt, wo die Ukraine zu einer politischen Neutralität bereit war. Kurze Zeit später, inzwischen hatte es sicher Konsultationen der Ukraineführung mit ihren US-Marionetten-Spielern gegeben, wurde „Butscha“ aus dem Hut gezaubert und die Ab-sprachen von Istanbul waren Schall und Rauch.

    Im Übrigen: dieser Krieg ist dadurch gekennzeichnet, dass ausgesprochen wenige Zivilisten durch ihn zu Tode kommen. Ich habe gestern eine UNO-Zahl gehört von bisher gut 2000 getöteten Zivilisten. Im zweiten Irakkrieg soll es schon nach der ersten US-Bombennacht in Bagdad 10000 Tote gegeben haben. Hinzu kommt, dass die ukrainische Armee, insbesondere das Asow-Regiment ihre Stellungen bewusst in Wohngebieten (Schulen, Kinder-gärten, Krankenhäuser) aufbaut, so dass bei russischen Angriffen möglichst viele Zivilisten zu Schaden kommen, die oftmals sogar noch mit Waffenge-walt daran gehindert werden zu fliehen. Ein Verhalten das doch sehr an das-jenige des terroristischen IS in Aleppo und anderen Städten erinnert, wo sie auch Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchten. Auch solches Verhalten wird als Kriegsverbrechen eingestuft!

    So kann ich die Vergleiche Putins mit Hitler, wie @modernchrist sie hier zum Besten gibt, nur als sehr deplatziert und von viel Unwissen getragen ein-stufen. Was die zitierten Worte Jesu betrifft, nun ich bin kein Schriftgelehrter und sicher auch im katholischen Katechismus nicht sehr fit. Meine Einschätzung ist, sie beziehen sich wohl eher auf zwischenmenschliches Verhalten (zum Familienmitglied, Freund, Nachbarn, Arbeitskollegen usw.) u. treffen nicht wirklich zu auf Konfliktsituationen zwischen Völkern, vor allem dann nicht, wenn die einflußreiche und die Politik beherrschende Machtelite eines Landes sich geopolitisch als ausgesprochen aggressiv und konflikt-bereit herausstellt und damit meine ich die Machteliten der USA, nicht die von Russland.

    Nochmal: Russlands Sicherheitsinteressen sind legitim. Es ist allein die Schuld der USA diese in ihrem geopoltischen Machtstreben stets ignoriert zu haben. Schon seit der ersten NATO-Ost-Erweiterung, die, wie alle folgenden, Erweitungen der US-Einflusssphäre waren, haben Historiker aber auch Po-litiker, sogar Politiker der USA gewarnt, dass diese Entwicklung zum Krieg mit Russland führen kann. So ist es nun gekommen. So liegt der Schlüssel für Waffenstillstand und Frieden vor allem bei den USA. Diese aber wollen ihn so lange nicht, bis, wie schon gesagt, Russland so schwach ist, dass „idealer-weise“ dort sogar ein Regimechange hin zu einer Regierung möglich wird, die den Profitinteressen der westlichen Machteliten bereitwillig zu Diensten ist. Bis dahin nehmen die USA unzählige Tote und Verletzte auf beiden Seiten ungerührt in Kauf, sogar auf Seiten der doch eigentlich befreundeten Ukaine.

    Man mag darüber streiten, ob angesichts der geschilderten Vorkriegsge-schichte und Hintergründe der Einmarsch Russlands moralisch gerechtfertigt werden kann. Ich jedenfalls habe Verständnis für dieses Land und sehe die wahren und primären Aggressoren in den USA und ihren Verbündeten.

  2. Den Worten des Moskauer Erzbischof kann man nur zustimmen.
    Zurück an den Verhandlungstisch und zunächst Waffenstillstand aushandeln. Im weiteren Verlauf die geopolitischen Standpunkte verhandeln. Das muss auf Augenhöhe passieren.
    Israel bot sich an. Evtl. der Papst, Viktor Orban, jemanden aus der Schweiz. Nur mal Vorschläge.
    Viele behaupten, Russland will nicht an den Verhandlungstisch. Ich persönlich sehe und höre von beiden Seiten nichts mehr bezüglich Verhandlungen.

  3. Wenn man in Moskau bequem im Sessel sitzt, dann kann man leicht dekretieren, dass dieser brutale Agressor „kein Feind“ ist. Menschen aber, die das brutale Bomben, Zerstören von Wohnblöcken, Ermorden und Erschießen von Menschen auf der Straße,
    das Herausziehen von Opfern mit abgerissenen Beinen aus den Trümmern, das Daliegen von ihren toten Kleinkindern hautnah erlebt haben, sie haben jedoch einen „Feind“ erkannt, einen Feind, wie auch Hitler einer war! Einen Feind, der ja jeden, der die Ukraine und seine Lieben verteidigt, des Todes und Ermordens für würdig benennt. Jesus hat nicht gesagt: „Du sollst deinen Feind lieben“ , sozusagen als ultimative Aufforderung, sondern „liebet eure Feinde“. Darin steckt kein christliches Muss. Christus hätte die Widerstandskämpfer und die Insassen der KZs wohl nicht aufgefordert, die NS-Verbrecherriege um Hitler „zu lieben“ und als Menschen anzusehen, mit „denen man im Dialog bleiben“ muss. Manche sind in ihrer Lügenverstrickung und an ihren Taten für Viele als das Böse und der böse Feind hautnah zu erkennen. Es gibt solche Menschen: Stalin, Hitler, Putin und andere neben und vor ihnen! Christus hat auch nicht gesagt: Du sollst keine Gewalt anwenden, sondern „Selig, die keine Gewalt anwenden“. Denn der Verteidiger, der gezwungen ist, jemanden zu töten, um seine Lieben zu schützen, er wird schwer tragen an solchen Taten und darin keine Seligkeit sehen können – aber dennoch hat er das Recht auf Verteidigung!

    1. Guten Tag,
      natürlich hat die ungerecht angegriffene Ukraine ein Recht auf militärische Selbstverteidigung.
      Das wurde bereits in dem Artikel über Äußerungen des Papstes zu diesem Krieg auch ausdrücklich erwähnt und von Franziskus klargestellt.
      Das hat ja auch dieser Erzbischof gar nicht abgestritten – im Unterschied zu dem orthodoxen Patriarchen Kyrill, der Putins Einmarsch rechtfertigte, was ein Skandal ist.
      Wie sagte der Papst ihm mahnend: „Wir sind keine Staatskleriker“ – das trifft es genau.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

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