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Münster: Gedenken an deportierte Juden – Erinnerung an den „Rigaer Blutsonntag“

Von Felizitas Küble

Jährlich wird in Münster zu Beginn der Adventszeit der ca. 400 deportierten Juden gedacht, die im Dezember 1941 mit Güterwaggons in KZs bzw. ein Ghetto nach Riga (Lettland) gebracht wurden. Die Sammelstelle für den Abtransport befand sich an der Ecke Warendofer-Str./Kaiser-Wilhelm-Ring in Münster.

Dort fand am heutigen Sonntag, dem 9. Dezember, auch eine Gedenkstunde für die verfolgten Juden aus Münster und dem Münsterland statt, von denen die meisten den Holocaust nicht überlebten. 

Die Jüdische Synagogengemeinde und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit wollen mit dieser Mahnwache die Erinnerung an jene Zeit wachhalten, in welcher die Juden ausgerechnet im Advent ihrem fast sicheren Tod entgegengeführt wurden. Etwa 30 Bürger nahmen an diesem Gedenken teil.

Zunächst wurden Tagebuchauszüge und Notizen von Überlebenden verlesen, die jene Deportation selber miterlebt haben. Sodann wurde an den „Rigaer Blutsonntag“ erinnert, bei dem am 30. November und am 8. Dezember 1941 ca. 25.000 Juden in einem Wald an der Bahnstation Rumbula erschossen wurden. Über 1000 Täter  – meist NS-Polizisten  – waren dafür verantwortlich, darunter mehrere hundert Nazi-Helfershelfer aus Lettland.

Inzwischen beginnt – so wurde bei der Gedenkstunde berichtet –  in Riga ernsthaft eine geschichtliche Auseinandersetzung um jenes Massaker und die Mitbeteiligung eigener Landsleute.

Neuerdings nehmen auch Prominente aus Politik und Gesellschaft an den Gedenkzeremonien teil, die für die ermordeten Juden stattfinden. Diese Rückbesinnung scheint auch mit einem Film zusammenzuhängen, der in Lettland die Gemüter erregte und der den Einsatz eines Judenretters schildert.

BILD: Gedenktafel für die deportierten Juden aus Münster

An den Holocaust erinnern auch die Stutthof-Prozesse, die seit Monaten am Landgericht Münster verhandelt werden, wobei zwei inzwischen über 90 Jahre alte SS-Wachmänner als Täter angeklagt sind.  

Der deutschjüdische Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn hält allerdings wenig von solchen Prozessen gegen uralte Angeklagte, weil er befürchtet, daß sie damit gleichsam zu „Märtyrern“ gemacht werden. Er schlägt stattdessen vor, ihnen eine Armbinde mit der Aufschrift „Ich war KZ-Wächter“ zu verpassen, die sie öffentlich tragen sollen. (Näheres dazu hier: https://www.wr.de/politik/wolffsohn-ex-kz-aufseher-palij-nicht-zum-maertyrer-machen-id215146927.html)

 

 

 

 

Kommentare

Eine Antwort

  1. Nach SO langer Zeit eine entsprechende Binde zu tragen, das wäre das WIEDER AUFLEBEN LASSEN VON ETWAS, WAS HASS NEU SCHÜRT.
    EINER IST DA, DER ALLES SAH.
    ER WIRD GERECHTIGKEIT WALTEN LASSEN .

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