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Münster: Gedenken für Heimatvertriebene

Von Felizitas Küble

Ab der kommenden Woche gibt es in der Bundeshauptstadt einen offiziellen Gedenkort für die deutschen Vertriebenen. Das Berliner Zentrum will das ostdeutsche Kulturerbe würdigen.

Die aktuelle „WELT am Sonntag“ hat aus diesem Anlaß sogar eine vierseitige Sonderbeilage veröffentlicht.

Am heutigen Sonntag, dem 20. Juni 2021, erinnerte der BdV (Bund der Vertriebenen) in Münster am städtischen Gedenkstein auf dem Servatii-Platz ebenfalls an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation aus den östlichen Heimatgebieten.

Der 20. Juni ist seit dem Jahr 2015 ein staatlicher Gedenktag für die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg. In Münster wurde 2002 das städtische Denkmal zu ihrer Erinnerung errichtet.

Zehntausende Deutsche aus Schlesien, Ostpreußen, Sudetenland, Pommern, Danzig und anderen Siedlungsgebieten fanden nach 1945 in Münster ein neues Zuhause, ohne ihre alte, ihre „verlorene“ Heimat zu vergessen.

Zwischen 25 und 30 Menschen aus Münster und Umgebung fanden sich um 11.30 Uhr an dieser Gedenkstelle unweit des Hauptbahnhofs ein, um neben dem Gedenken zugleich die Wiederaufbauleistung zahlreicher Vertriebener in Münster und ganz Westfalen und darüber hinaus zu würdigen.

Die BdV-Kreisvorsitzende Roswitha Möller (siehe 1. Foto Mitte) eröffnete die Kundgebung unter freiem Himmel mit einer eindringlichen Ansprache.

Sie erinnerte an die 15 Millionen deutschen Vertriebenen, wobei über zwei Millionen den Tod fanden, vor allem ältere Menschen, Frauen und Kinder.

Noch gäbe es Zeitzeugen, die zur Erlebnisgeneration gehören und die ihre Erfahrungen aufgeschrieben haben, darunter Edmund Teuber in seinem Buch „Von Schlesien nach Westfalen“ sowie die Recherchen von Herrn Dierig über die Züge der Vertriebenen aus Schlesien.

Harald Dierig (siehe 2. Foto rechts) gehört zum Beirat der Grafschaft Glatz und ist Vorsitzender des „Denkmal Barackenlager Lette e.V.“.

Eine ebenso erschütternde wie informative Dauer-Ausstellung befindet sich im Heimathaus Lette bei Coesfeld. Im Barackenlager Lette wurden nach dem Krieg tausende Vertriebene aufgenommen. Für ältere von ihnen diente der „Heidehof“ später als Seniorenheim. In dem 1950 eigens angelegten „Heidefriedhof“ im Letter Bruch wurden viele von ihnen bestattet, vor allem Landsleute aus Schlesien – inzwischen ist der Friedhof zu einer Gedenkstätte umgewandelt, wie Frau Dierig berichtete.

Herr Dierig sprach sodann in ergreifende Weise von den Elendszügen der Betroffenen, die aus den Ostgebieten vertrieben wurden und vielfach zunächst ins Erstaufnahmelager in Warendorf gelangten und dort unter äußerst notdürftigen Umständen leben bzw. darben mußten.

BILD: Gemeinsames Vaterunser-Gebet der Teilnehmer

Einige von ihnen kamen später weiter in ein Durchgangslager nach Telgte und wurden danach in verschiedene Städte und Gemeinden des Münsterlandes verteilt. Harald Dierig schilderte erschütternde Schicksale von Vertreibungsopfern.

Zudem sprach Großdechant Franz Jung aus Münster zu den Anwesenden (siehe Foto unten). Der katholische Geistliche stammt aus der Grafschaft Glatz im südlichen Schlesien und war jahrzehntelang Apostolischer Visitator für seine Landsleute.

Er würdigte vor allem die Tapferkeit von Millionen Müttern inmitten von Flucht und Vertreibung und bezeichnete sie als „Heldinnen“, denen das Bundesverdienstkreuz verliehen werden sollte.

Nach seinen eindringlichen Worten beteten die Teilnahmer gemeinsam ein Vaterunser und erhielten seinen priesterlichen Segen.

Abschließend sangen die Anwesenden gemeinsam unsere Nationalhymne bzw. die dritte Strophe des Deutschlandliedes.

Danach gab es noch einen regen Austausch unter Vertriebenen und Zeitzeugen sowie interessierten Münsteranern. Ich sprach z.B. mit einer freundlichen Dame, deren Familie aus Breslau vertrieben wurde, wobei die Mutter damals das 11. Kind unter ihrem Herzen trug. Eine andere Teilnehmerin stammt aus Weißrußland, ist in Ostpolen aufgewachsen und lebt seit langem in Münster.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Jugendverlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

6 Antworten

  1. Erwähnt werden sollte auch, dass es sehr wohl Anfeindungen und Bedrohungen Deutschlands bzw. des Deutschen Reiches in der internationalen Presse und durch geopolitische Interessen der kapitalistischen und imperialistischen Großmächte gab.
    So etwa durch die internationale gelenkte Presse und durch geopolitische Planungen wie den Kaufmann Plan mit „Germany must perish!“ und Übergriffe der nationalistischen Regierungen Polens und der Tschechei gegen nationale Minderheiten wie etwa eben auch die Deutschen usw.
    Siehe dazu auch die Vorkriegsgeschichte http://www.vorkriegsgeschichte.de

  2. 21. JUNI 2021

    Stiftung Flucht, Verteibung, Versöhnung: Die Erinnerung an millionenfaches Leid festhalten
    Berlin (dpa) – Zur Eröffnung des Dokumentationszentrums der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Ursachen millionenfach erlittener Schicksale erinnert….

    WEITER

    https://the-germanz.de/stiftung-flucht-verteibung-versoehnung-die-erinnerung-an-millionenfaches-leid-festhalten/

    https://the-germanz.de

  3. Meine Schwiegermutter Hedwig geb.Franke stammte auch aus der Grafschaft Glatz und ist vor zwei Jahren mit fast siebenundneunzig Jahren in Dorsten verstorben.

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