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Münster: Umstrittenes „Frau Jesu“-Papyrus ist als plumpe Fälschung entlarvt

Dr. Christian Askeland untersuchte angeblich antikes Schriftstück

Seit September 2012 sorgte das „Frau Jesu“-Papyrus für Zündstoff in der Kirche und in der Wissenschaft: Muss die Geschichte zur Rolle der Frauen im frühen Christentum neu- bzw. umgeschrieben werden? upm17536-0

Im Juli 2010 war ein koptisch-ägyptisches Papyrus-Fragment  –   groß wie eine EC-Karte  –   aufgetaucht. Seine Entdeckerin, Kirchenhistorikerin Karen King von der Harvard-Universität, behauptete, auf die Frauen im Urchristentum müsse ein neues Licht geworfen werden, auch sie könnten nämlich Jünger Jesu gewesen sein.

In der vermeintlichen Quelle wird Jesus zitiert, er sprich von „Maria“, später von „meiner Frau“ und sagt: „sie wird meine Schülerin sein können.“

Die Entdeckung löste einen Sturm an Berichterstattungen zur Frage „Hatte Jesus nun eine Frau oder nicht?“ aus. Hatte eine oder seine Frau womöglich doch beim letzten Abendmahl unter den Jüngern gesessen?

Aber nun ist klar: Nicht auf die Frauen, aber auf die Quelle, also das angeblich „antike“ Papyrusstück, muss ein neues Licht geworfen werden.

Es ist nämlich eine „unglaubliche Fälschung“, wie der Gastforscher der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), Dr. Christian Askeland, sagt.

Altertumsforscher bringt Licht ins Papyrusfragment

Der 37-jährige Wissenschaftler widmet sich der neutestamentlichen Textforschung mit einem Schwerpunkt auf koptischen Bibel-Überlieferungen. Er machte sich im Rahmen des Forschungsaufenthaltes an der WWU die Mühe, in die Tiefen des umstrittenen Papyrus‘ einzutauchen, um das Rätsel zu lösen.

Zu Hilfe kam ihm ein zweites angeblich antikes Papyrus-Fragment aus den ins Internet gestellten Forschungsmaterialien der Entdeckerin Karen King, das von derselben Quelle stammt, in ähnlicher Weise aufgebaut ist und von dessen Existenz man schon länger wusste, ohne aber Bilder oder eine genaue Beschreibung von ihm zur Verfügung zu haben.

Dieser Zufallsfund förderte Erstaunliches zutage: „Beide Papyri sahen so gleich aus“, sagt Christian Askeland. Auch die Tinte sei anscheinend identisch gewesen, ebenso das benutzte Schreibgerät.

Das zweite Fragment ist aus einer koptischen Übersetzung des Johannesevangeliums und sei ganz offensichtlich eine Fälschung – buchstaben- und zeilentreu aus einem echten Papyrus des vierten Jahrhunderts kopiert.

Hinzu kam, wie der Gastforscher feststellte, dass der im Dokument verwendete Dialekt für das 7. bis 9. Jahrhundert nach Christus, auf das Karen King das Papyrus datiert hatte, gar nicht möglich sei.

Dieser besondere Dialekt sei nämlich bereits im frühen 6. Jahrhundert verschwunden. Wenn das neue Johannesevangelium-Fragment eine Fälschung sei, so die Schlussfolgerung von Christian Askeland, sei notwendigerweise das „Frau Jesu“-Fragment auch eine Fälschung.

Sicherer Beweis für Fälschung liegt vor

Prof. Dr. Stephen Emmel vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU, der den Nachwuchsforscher betreute, war von der Arbeit seines Zöglings fasziniert.

Erstaunt habe ihn, der schon 2012 Zweifel angemeldet hatte, die Entdeckung der Fälschung allerdings nicht, sei sie doch so offensichtlich gewesen: „Bislang hatte einfach der absolut sichere Beweis gefehlt“, meint Stephen Emmel.

Dass Christian Askeland seine Wege von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, seinem derzeitigen Arbeitgeber, an die WWU führten, sei ein glücklicher Umstand gewesen: „Er hat über die koptische Übersetzung des Johannesevangeliums promoviert. Somit war er genau der Richtige, der das entdecken konnte“, sagt Koptologe Stephen Emmel.

Die Fälschung hält er sogar für recht jung. „Sie dürfte in den vergangenen zehn Jahren entstanden sein“, mutmaßt der Experte.

Quelle (Text/Foto): http://www.uni-muenster.de/Rektorat/exec/upm.php?rubrik=Alle&neu=0&monat=201405&nummer=17536

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