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Narges M. erlebt ihren Muttertag hinter Gittern – Massive Frauenfeindlichkeit im Iran

Für Narges Mohammadi gibt es am Muttertag wenig Grund zum Feiern, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Fussmatte__

Die im Iran sehr bekannte Menschenrechtsanwältin und Mutter von zwei Kindern ist seit dem 3. Mai erneut in Haft. Wie viele andere Iranerinnen und Iraner ist sie inhaftiert, weil sie gewagt hatte, ihre Meinung zu sagen.

Die IGFM beklagt, dass die iranische Regierung nach außen hin vorgibt, sich für die Rechte von Frauen einzusetzen. In Wahrheit entrechte die Islamische Republik Frauen aber hochgradig, so Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.

Offiziell genießen Mütter im Iran höchste Achtung. Die Regierung hat sogar einen eigenen „islamischen“ Muttertag eingeführt, den Geburtstag von Mohameds Tochter Fatima, der nach dem islamischen Mondkalender dieses Jahr auf den 10. April fiel.

Mädchen und Frauen benachteiligt

Doch das schöne Bild täuscht. Zunächst gilt die zur Schau getragene Achtung ausschließlich Müttern. Ledige Frauen sind im Rollenbild des iranischen Staatsislam nicht vorgesehen. Fest verankert dagegen sind vielfache rechtliche Diskriminierungen und Benachteiligungen von Frauen und Mädchen, so die IGFM weiter. RTEmagicC_logo_Homepage_quad.gif

Narges Mohammadis Kinder, ihre Tochter Niyayesh und ihr Sohn Ali, werden ihre Mutter an diesem Muttertag nicht sehen können, denn sie hat gegen das Unrecht im Iran aufbegehrt. Die Rechtsanwältin ist die stellv. Leiterin des international berühmten – und im Iran verbotenen – Zentrums für Menschenrechtsverteidiger in Teheran.

Viele ihrer Mandantinnen litten und leiden unter den frauenfeindlichen Regelungen des islamischen Familien- und Prozessrechts. Beide schließen eine Gleichberechtigung von Mann und Frau kategorisch aus.

Gefängnis wegen fehlendem Kopftuch

Die Zeugenaussagen von Frauen – und auch von Nichtmuslimen – haben nach der Scharia nur den halben Wert der Aussagen von muslimischen Männern, wenn sie überhaupt zugelassen sind. IGFM-Kampagne-IKEA-Saudi-Arabien-1_01

Männer hingegen haben ein „Recht“ auf sexuellen Gehorsam, ein Züchtigungs-„Recht“ und können ihre Frauen ohne Unterhalt verstoßen, während sich Frauen nur extrem schwer scheiden lassen können. „Dieses haarsträubende Unrecht ist kein Ausrutscher. Es ist ein grundsätzlicher Fehler im System der Islamischen Republik“, stellt IGFM-Vorstandssprecher Lessenthin fest.

Jede Iranerin muss sich den islamischen Kleidervorschriften unterwerfen. Ein markantes Beispiel dafür ist die Rechtsanwältin, Sacharow-Preisträgerin und IGFM-Kuratoriumsmitglied Nasrin Sotoudeh, eine der exponiertesten Frauenrechtlerinnen des Iran. Die zweifache Mutter wurde im Jahr 2011 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, u.a. wegen „Verstoßes gegen die islamischen Kleidervorschriften“. Sie hatte in einer im Iran nie gezeigten Videobotschaft kein Kopftuch getragen.

Weitere Infos zum Iran: www.menschenrechte.de/iran

Kommentare

Eine Antwort

  1. Puh – wenn man das so liest, fällt einem unwillkürlich ein, wie es hierzulande lange zuging … und hinter frommen Kulissen weiterhin zugeht. Anders war es nur hinsichtlich der Verstoßung der Ehefrau (jedenfalls in der Westkirche).
    Aber sonst? Auch hier waren Frauen rechtlich und moralisch schlechter gestellt. Das ging bis in die 60er Jahre doch so!
    Andererseits sind es aber gerade Traditionalisten, die hier bei uns Frauen wieder unter dem Vorwand, sie damit besonders schützen und achten zu wollen, regelrecht zurücksetzen wollen.
    Vorspiele dazu gab es ja in den katholischen faschistischen Diktaturen – im österreichischen Ständestaat wurden Frauen wieder aus der Bildung zurückgewiesen, ebenso in Spanien und Portugal. Es sind Tradis, die bis heute gegen das Frauenwahlrecht und neuerdings wieder gegen ein akademisches Studium der Frau wettern. Ungehemmt feiern die übelsten Vorurteile im – in vieler Hinsicht ja berechtigten – „Antigenderrausch“ – fröhliche Urständ – von der angeblich geringeren Intelligenz bis hin zur angeblichen Unfähigkeit, Wahrheit zu erkennen…
    Und eine Kopftuchdebatte haben wir inzwischen dank der FSSPX auch, samt weiterer äußerst spezieller Kleiderkämpfe – alles im Windschatten des Kampfes gegen tatsächliche Entgleisungen in die andere Richtung.
    Ich fürchte also, dass zumindest im traditionell-katholischen „Pool“, vor allem wenn noch eine Liebhaberei zur Orthodoxie hinzukommt, die oben geschilderten Verhältnisse mental gar nicht so weit weg sind…

    Was man nur nicht zusammenbekommt: Jeanne d’Arc wurde u.a. wegen angeblichen Tragens von Männerkleidung und angeblichen Massenmordes (im Feld als Soldatin, die es angeblich gottgewollt nicht geben durfte – beim Soldaten sollte es kein Mord sein?!) nicht nur ins Gefängnis gesteckt, sondern am Ende hingerichtet.
    Pius X. hat sie seliggesprochen.
    Pius X. …

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