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Nicht die Angst soll uns beherrschen, sondern GOTT ist der HERR unseres Lebens

Von Pfarrer Thomas Dietz

Von J. S. Bach wird erzählt, dass er immer dann, wenn er an der Welt verzagte und ihm wieder einmal die kirchlichen Oberen das Leben schwer machten, sich an die Orgel der Thomaskirche setzte und musizierte. Ja, Frau Musika vermag die düsteren Gedanken zu vertreiben und die Seele wieder zu befreien!

In der Bibel stehen Lieder, die zum wertvollsten Schatz des Christen- und des Judentums gehören, die Psalmen. Es sind dichterische Texte voller Poesie, feinsinniger Lyrik und prallem Leben. In den Psalmen ist alles, das Leid wie die Hoffnung, die Sehnsucht wie die Dankbarkeit vor Gott ausgebreitet.

Im 100. Psalm heißt es beispielsweise:

Jauchzet dem HERRN alle Welt. Dienet dem HERRN mit Freuden. Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. Erkennet, dass der HERR Gott ist. Er hat uns gemacht – und nicht wir selbst – zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit loben, danket ihm, lobet seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. 

In der Liturgie unserer Kirche kann dieser Psalm zu Beginn einer kirchlichen Trauung gesprochen werden: Jauchzet dem HERRN alle Welt. – Dankbarkeit schwingt in diesen Worten, Dankbarkeit für ein Leben, Dankbarkeit für einen Menschen. Und Dankbarkeit für Glück.

Jauchzen hat etwas Kindliches, Unmittelbares und Unkontrolliertes. Bei Kindern kann man das mit Freude erleben. Viele Menschen aber haben sich diesen kindlichen Wesenszug nicht bewahrt oder aber sie verbergen ihn. Schließlich darf man das angeblich als Erwachsener nicht, jauchzen voller Freude. Warum eigentlich nicht?

Der Psalmsänger will alle Welt bewegen, mit ihm zu jauchzen? Aber nicht jedem ist immer und überall danach. Und im Angesicht des Zeitgeschehens steht einem schon gar nicht der Sinn danach. Vieles lastet schwer auf der Seele. Wie soll ich da fröhlich sein, wie sollte ich da jauchzen. Eher ist mir zum Heulen zumute!

Der Blick auf mein eigenes Leben und auf  Problemfelder kann mich so in Anspruch nehmen, dass ich nicht mehr weiter sehen kann. Sehnsüchte, unerfüllte Wünsche, von außen geschürte Ängste, politische Belastungen gewinnen eine solche Übermacht, dass ich nieder gedrückt bin und eine Hilfe nicht mehr erkennen kann.

Aber der Beter will unsere Augen aufrichten! Er hat es selbst erfahren und will es weitergeben. Er zeigt für uns das Entscheidende für unser Leben. Erkennet, dass der HERR Gott ist!

Man kann diesen kleinen Satz sehr unterschiedlich lesen. Man kann ihn so verstehen, dass es Gott gibt, dass der HERR Gott wahrhaftig ist. Es gibt ihn, unseren Gott. Erkenne es! Du darfst glauben, dass dieser Gott auch für dich da ist, dich kennt und dein Leben nicht dem Verderben preisgibt. Das ist sicher richtig.

Aber man kann diesen Satz auch ein wenig anders verstehen: Erkenne, dass Gott dein HERR ist. Was meint das ? Wir sind im Leben niemals ganz frei, auch wenn wir uns das einbilden. Irgendjemand oder Irgendetwas hat Herrschaft über uns, ist unser Herr.

Einmal sind es unsere Wünsche, die uns so besetzen, das wir gar nichts mehr anderes denken können. Ein andermal ist es der Beruf oder die Karriere, die einen Menschen verändern und ihn zu einem unerträglichen Egoisten machen kann.  Oder der Besitz, das Geld können uns beherrschen. Alles dreht sich dann darum, wie viel etwas kostet und was man sich leisten kann und wie viel ich verdiene.

Es kann aber auch die Gesundheit sein, die unser Leben bestimmt, um die wir uns sorgen und für die wir alles unternehmen. Und oft genug merken wir es gar nicht, weil wir durch Nachrichten und Medien manipuliert sind.

Was auch immer uns beherrschen will, schlimm wird es, wenn uns diese Herren narren, wenn sie nicht die Sicherheit und das Glück bringen, das sie vermeintlich verheißen.  Und nicht selten verlassen sie uns, wenn wir sie am nötigsten brauchen.

Dann beginnt die Herrschaft der Angst. Sie raubt die Nacht und zerstört unser Glück. Sie diktiert unser Tun und besetzt unsere Gedanken, sie nimmt unsere guten Gefühle und bestimmt, was angeblich unser Glück sein soll.

Und da sagt der Beter dankbar und gewiss: Gott ist dein HERR, das erkenne in deinem Leben!

Unser Gastautor Thomas Dietz ist Pfarrer im evangelischen Pfarrsprengel Schönfeld in der Uckermark

Kommentare

5 Antworten

  1. Psalmen beten ist sehr gut und führt uns zum Wesentlichen, zum Opfer, ja zum
    Opfermahl- zum Sakrament, denn dies ist Die Weisheit Gottes seit altersher.

  2. Danke Herr Dietz für diese Auslegung. Es ist doch sehr beruhigend zu wissen, daß unser Herr nicht irgendwer, sondern GOTT ist, der Allmächtige, der uns liebt.

  3. Shalom: Psalm 23

    1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

    2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

    3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

    4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

    5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

    6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

    Nur der erste Satz von Psalm 5 bereitet mir ein Unbehagen. Seit Jesus Christus uns die Feindesliebe gelehrt hat.
    Ich möchte keine Genugtuung spüren, wenn es mir gut geht und den anderen nicht . Das ist vielleicht der Zeit geschuldet, da gab es noch nicht die Erlösung.
    Alkes andere ist so der Mangel entsagt in uns, wo wir Mangel an Gott haben.
    … du schenkst mir voll ein, gefällt mir sehr gut 😍

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