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NZZ übt heftige Kritik an deutschen Medien in der Causa Wulff: "Zur Strecke gebracht"

Die angesehene Tageszeitung „Neue Zürcher Zeitung“ befaßt sich am 20.2.2012 sehr kritisch mit der Rolle vieler Medien und „Meinungsmacher“ in der Affäre Wulff.
Ohne die Fehler des ehem. Bundespräsidenten zu beschönigen, wendet sich die Schweizer Zeitung unter dem Titel „Zur Strecke gebracht“ gegen das teils hysterische, teils heuchlerische Kesseltreiben, das im Blätterwald wochenlang veranstaltete wurde, wobei gerade dem Berufszweig der Journalisten beim Thema Schnäppchenjägerei eine selbstkritische Haltung gut angestanden hätte.
Der NZZ-Kommentar von Jürg Dedial beginnt mit den Worten:
„Der Fall Wulff ist ein unrühmliches Kapitel politischer und medialer Auseinandersetzung in Deutschland. (…) Ein Trost ist immerhin, dass die Selbstgerechtigkeit der Saubermänner bei der Bevölkerung mit sichtlicher Zurückhaltung quittiert wird.“
Sodann heißt es unter einem Blickwinkel, der weltweite Horizonte abmißt:
„Andere führen Krieg und rotten ganze Völker aus. Deutschland hingegen leistet sich den Luxus, sich über der Harmlosigkeit seines Staatsoberhauptes wochenlang selbst zu lähmen. Während draussen in der Welt Millionen um ihr Überleben kämpfen, ihr soziales Gefüge zerbrechen sehen und Seuchen, Wirbelstürme und Schlächtereien zu erdulden haben, ergehen sich die politische Klasse und die Medien in unserem Nachbarland in eitlen Balzritualen und Empörungsexerzitien in einem Fall, der an Trivialität und Biederkeit fast nicht mehr zu überbieten ist.“
Die geharnischte Medienschelte führt den Autor gar zu einem frommen Stoßzeufzer:
„Wer dieses Getöse und Gezeter nun monatelang zu ertragen hatte, kann nur sagen: Gott erbarm Dich unser und lass uns gründlich darüber nachdenken, was wir der Welt für ein Schmierenstück geliefert haben. Christian Wulff, der ungelenke und glücklose Bundespräsident, ist zur Strecke gebracht worden. Damit kann man leben. Aber es wäre eine Schande, würde dieses würdelose Stück Zeitgeschichte nun mit einem «Geschafft!» zu den Akten gelegt. Jetzt gilt es erst recht, über einiges nachzudenken.“
Quelle und Fortsetzung dieses lesenswerten NZZ-Kommentar hier:
http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/zur_strecke_gebracht_1.15125869.html

Kommentare

Eine Antwort

  1. Mhm… Der Artikel ist so verkehrt nicht. Für mich war schon in den ersten Tagen die Sache an und für sich klar. Danach wurde es aber von Tag zu Tag nur noch quälender. Ich meine nicht nur die Medien, sondern insgesamt die Öffentlichkeit bzw. deren einige prominente Vertreter. So begannen etliche erst gegen Ende der Affäre die Front zu wechseln, wohl als klar war, dass es der Mann nicht schaffen und da auch bald nix mehr zu holen sein würde und da will man natürlich nicht den Zeitpunkt verpassen, noch eben mal schnell auf die „richtige“ Seite zu springen.
    Was auch immer für Fehler Wulff gemacht hat und wie sehr er auch selber sein Scheitern durch seine Auftritte mit verschuldet hat – am Schluss hat er mir da nur noch leid getan…

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