„Immer wieder gab es dubiose Praktiken“
Die Filmregisseurin, Fernsehjournalistin und Autorin Silvia Matthies befaßt sich in einem fundierten Artikel in der heute erscheinenden Wochenzeitung „Der Freitag“ mit den jüngsten Skandalen um Organtransplantationen in Deutschland.
Dabei wird von Politiker- und Medizinerseite gern der Eindruck erweckt, als handle es sich bei der Göttinger Causa um ein ganz aus dem sonstigen Rahmen fallendes Ereignis. Daß dem aber durchaus nicht so ist, beleuchtet die Verfasserin mit klaren Fakten:
„Es ist die Zeit der Beschwichtigung. „In Göttingen handelt es sich um einen kriminellen Einzelfall, nicht um einen Organspendeskandal“, sagt Günther Kirste, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Auch Politiker und Mediziner sprechen bei dem Göttinger Arzt, der die Organwarteliste zugunsten seiner Patienten manipuliert haben soll, gerne vom „kriminellen Einzelfall“.
Und der Strafrechtler Hans Lilie, Chefkontrolleur der Bundesärztekammer, versichert, bei 119 überprüften Verdachtsfällen in den vergangenen zehn Jahren habe es nur kleinere Regelverstöße gegeben – kein einziger habe „Skandalpotenzial“.
Wirklich? Seit in Göttingen die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, ist bereits einiges ans Licht gekommen, das die These vom Einzeltäter erschüttert. Doch vor allem, wenn man weiter zurückblickt, wird klar: Immer wieder gab es Unregelmäßigkeiten, dubiose Praktiken und Skandale. Einiges wurde sogar publiziert.
Doch die Politik verlegte sich gezielt aufs Wegschauen. „Die heilige Kuh Transplantationsmedizin galt, bis der Organspendeskandal von Göttingen und Regensburg hochkochte, als unantastbar“, sagt ein Insider.
Nun hat Gesundheitsminister Daniel Bahr erneut die Gelegenheit, die Augen aufzumachen: Für kommenden Montag hat er zu einem Spitzentreffen in sein Ministerium geladen.“
Quelle und FORTSETZUNG des Artikels hier: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-legende-vom-einzelfall
Webseite von Silvia Matthies: http://www.silvia-matthies.de/