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Diese Glaubenszeugen haben GOTT verherrlicht

Matthias Fröse ist Pfarrer der deutschsprachigen, russisch-orthodoxen Gemeinde des Hl. Christophorus in Mainz. Gottesdienste und Eucharistiefeiern finden dort und in Meisenheim statt: https://mainz-orthodoxie.de/
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Am 5. Oktober 2025 hielt der Priester (siehe Titelbild) eine Predigt, in der er große Heilige aus dem Frühmittelalter vorstellte, vor allem Gestalten, die viel geleistet haben für die Christianisierung der Germanen. Am 3. Oktober gedenken Orthodoxe in Deutschland jener Heiligen, deren Leben und Wirken noch vor die Zeit der Trennung zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxie (11. Jahrh.) fällt.
Hier folgt der volle Wortlaut der bemerkenswert tiefsinnigen und klarsichtigen Predigt dieses Geistlichen: 
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Liebe Brüder und Schwestern,
heute schenkt uns die Kirche ein Wort aus dem Herzen des Apostels Paulus. Er sagt: „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes.“
Und das heilige Evangelium berichtet uns vom wunderbaren Fischfang, dem Fischfang, durch den Christus die ersten Jünger beruft.
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Diese beiden Texte leuchten heute in einem besonderen Licht, da wir in diesen Tagen auch aller Heiligen der deutschen Lande gedenken. Männer und Frauen, die hier auf diesem Boden das Evangelium lebten, noch lange bevor die Trennung zwischen Ost und West, zwischen Rom und Konstantinopel entstand.
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Am 3. Oktober feiert die orthodoxe Kirche seit kurzer Zeit das Gedächtnis aller Heiligen, die hier in den deutschen Länden gelebt, gewirkt und Gott verherrlicht haben.
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Dieses Fest, liebe Brüder und Schwestern, wurde eingeführt, um sichtbar zu machen, dass in diesem Land lange vor der Christianisierung der Slawen die Heiligkeit Gottes aufleuchtete.

Bonifatius: Apostel der Deutschen

Wir erinnern uns an Bonifatius, den Apostel der Deutschen, an den heiligen Disibod, den heiligen Fridolin, den heiligen Rupert oder an die heilige Walburga, die heilige Lioba und viele andere, die Christus hier bekannt machten.
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Sie alle gehören zu der einen Kirche Christi, zu jener ungeteilten Fülle des Glaubens, die Ost und West einst gemeinsam lebten. Darum ist dieses Fest nicht nur ein historisches, sondern ein zutiefst theologisches.
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Es bezeugt, dass die Heiligkeit universal ist, dass der Heilige Geist in allen Ländern, in allen Sprachen und in allen Zeiten wirkt, nicht gebunden an Grenzen noch Nationen oder kirchliche Spaltung.
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Der Apostel ruft: „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes.“ – Dies Wort war den alten Heiligen vertraut.
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Sie verstanden, dass der Mensch, der Christus trägt, selbst ein Heiligtum wird, in dem Gott wohnt.
Bonifatius, der das Kreuz mitten in die „heiligen“ Haine der Götzen schlug, tat es nicht mit Zorn, sondern mit der Gewissheit, dass das Licht stärker ist als jegliche Finsternis.
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Er trug dieses Licht in sich, so wie der heilige Apostel Paulus es beschreibt: „Wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefäßen.“

Der HERR ruft: Fahre hinaus auf die Tiefe!

Auch wir, liebe Brüder und Schwestern sind berufen, solche Tempel zu sein – nicht aus Stein, nicht aus Macht, sondern aus Liebe und Gehorsam.
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Der HERR will in uns wohnen, um durch uns andere zu erleuchten. Und im Evangelium hören wir, wie Christus den Simon Petrus ruft und ER sagt ihm: „Fahre hinaus auf die Tiefe.“
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Und dieser Ruf gilt auch uns, liebe Brüder und Schwestern, denn wie leicht bleiben wir im seichten Wasser, im sicheren Bereich unseres Glaubenslebens: ein wenig Gebet, ein wenig Gottesdienst, ein wenig Hilfe für andere und dann ja, dann fühlen wir uns schon gläubig genug.
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Aber der HERR sagt: Fahre hinaus auf die Tiefe. – ER ruft uns in ein tieferes Vertrauen, in ein Leben, das sich wirklich auf sein Wort gründet.
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Denn Petrus antwortet: „Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Und gerade dort, wo er sich müht und nichts sieht, dort geschieht das Wunder.

Heilige handeln im Gehorsam des Glaubens

Und so ist es auch in unserem Leben. Wenn wir im Gehorsam handeln, nicht im Gefühl, dann füllt Gott auch die Netze.
Und als Petrus das Wunder sieht, fällt er auf die Knie und sagt: „HERR, geh hinweg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.“
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Christus antwortet: „Fürchte dich nicht. Von nun an wirst du Menschen fischen.“ –  Das ist kein Auftrag zur äußeren Eroberung, sondern ein Auftrag zur Verwandlung des Herzens.
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Die Menschenfischerei bedeutet, dass das Licht Christi, das in uns wohnt, andere anzieht, so wie die Sonne die Blüten der Blumen öffnet.
In dieser Woche, da wir der Heiligen, die hier in den deutschen Länden aufgestrahlt sind, gedenken, sehen wir, wie unterschiedlich diese Berufung Gestalt annehmen kann.
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Die ersten Heiligen hier auf deutschem Boden lebten in einer Zeit, als der Glaube noch ungeteilt war. Sie beteten dieselben Hymnen, feierten dieselbe Liturgie, bekannten denselben Glauben wie die Christen in Rom, in Gallien und in Konstantinopel.

Wahre Einheit des Lebens in Christus

Die Einheit der Kirche war keine äußere Organisation, sondern eine Einheit im Leben in Jesus Christus. Und so sind die deutschen Heiligen, die wir feiern, nicht westlich und auch nicht östlich, sondern einfach christlich, Kinder der einen Mutterkirche.
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Der heilige Bonifatius, geboren in England, wirkte in Hessen und Thüringen. Er war ein Mönch, ein Lehrer, ein Bischof –  auch zu Mainz – und ein Missionar. Er pflanzte den Glauben nicht mit Schwert und nicht mit Zwang, sondern mit Demut, mit Bildung und mit absoluter Treue zur Wahrheit.
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Er ordnete das kirchliche Leben, er gründete Klöster und übersetzte Texte, er bildete Schüler aus. Schließlich vergoss er als Märtyrer sein Blut im Friesenland und wurde so zu einem leuchtenden Zeugen der Liebe, die das eigene Leben für die anderen hingibt.

Missionar Disibod im Dienst des Gottesreiches

Ein anderes Beispiel ist der hl. Disibod, der im sechsten Jahrhundert aus Irland kam, um Christus in der Fremde zu dienen. Er war ein Mann tiefster Frömigkeit und schon als Kind von Gottesfurcht erfüllt. Nach Jahren seines bischöflichen Dienstes zog er sich aus Amt und Würden zurück, um auf die Pilgerschaft zu gehen, aus dem Wunsch heraus, ganz dem HERRN zu dienen.
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Seine Wege führten ihn durch Gallien und Alemannien, bis er an dem Ort kam, den wir heute den Disibodenberg nennen. Dort in der Einsamkeit gründete er ein kleines Bethaus. Er half Armen und heilte Kranke und er lehrte die Liebe Christi. Menschen aus der ganzen Umgebung kamen, um seinen Rat zu suchen. Und schließlich wuchs aus seiner Zelle eine Gemeinschaft, die nach der Regel des heiligen Benedikt lebte.
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Disibod jedoch blieb demütig am Fuß des Berges zurück in einer Hütte aus Holz und Stein. Und von dort aus leitete geistig die Brüder, bis er ganz im Frieden entschlief. Sein Andenken wurde später durch den heiligen Bonifatius geehrt, der seine Reliquien erhob und ihre Verehrung förderte.
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Dieser irische Bischof, liebe Brüder und Schwestern, der seine Heimat verließ, um Christus hierzulande zu dienen, ist Sinnbild der Kirche, die keine Grenzen kennt. Seine Bürgerschaft war prophetisch. Er zeigte, dass die Einheit der Christen nicht in politischen oder in kulturellen Zugehörigkeiten liegt, sondern im dem einen Glauben und in der Liebe Christi.

Der hl. Fridolin war ein „Wanderer Gottes“

Und wir gedenken auch des heiligen Fridolin, der aus Irland kam und am Rhein das Evangelium verkündete. Er gründete einst das Kloster in Secking und brachte den Menschen Bildung, Handwerk und Ordnung bei.
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Man nannte ihn oft den Wanderer Gottes. In seiner Gestalt erkennen wir, was wahre Mission ist, nicht das Aufzwingen einer fremden Kultur, sondern das Teilen des göttlichen Lebens. Er brachte Christus in die Herzen der Menschen, indem er ihnen diente.
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Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir das Leben dieser Heiligen betrachten, erkennen wir, dass die Kirche in jener Zeit eins war – und wir erkennen zugleich, dass Heiligkeit immer stärker ist als Spaltung. Der Geist, der im heiligen Bonifatius wirkte, ist derselbe Geist, der im heiligen Seraphim von Saroph, im heiligen Johannes von Kronstadt und im heiligen Siloan vom Athos lebte.

„Diese Heiligen gehören auch zu uns“

Die Gnade ist eine, sowie auch Christus einer ist. Wenn wir also heute in der Orthodoxie die Heiligen der deutschen Lande feiern, bekennen wir: sie gehören zu uns und wir gehören zu ihnen, denn die Kirche kennt keine Grenzen. Weder Zeit noch Raum trennen die Glieder des Leibes Christi.
Und wie immer fragen wir uns: Wie können wir das im Alltag umsetzen, liebe Brüder und Schwestern?
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Wie können wir in einer Zeit, die Gott kaum noch kennt, das Evangelium verkünden ohne Worte, ohne Predigt, ohne äußere Mission? Nun, der HERR ruft uns, dass unser Leben selbst ein Zeugnis wird.
Wenn wir als Christen verschiedener Herkunft –  Russen, Griechen, Deutsche, Serben, Georgier  – ein Herz und eine Seele sind, dann wird die Welt sehen, dass Christus in uns lebt. Denn der HERR hat gesagt: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt.
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Und in einer lauten Welt sind wir als Christen berufen, still zu werden, zuzuhören, zu beten, Raum zu schaffen für den Anderen. Und so werden wie Petrus, der in seinem Boot schweigt und Christus sprechen lässt.
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Die Heiligen, die hier lebten, hatten keine großen Mittel; sie hatten nur ihr Vertrauen und ihre Hände.
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Auch wir können in Treue kleine Dinge tun und Gott wird sie zu etwas Größerem verwandeln. Und wir können auch von den Heiligen lernen, in Einsamkeit und in der Natur Gott zu finden.
Und auch so können wir Respekt gegenüber der Schöpfung zeigen und wir können Zeugen des Schöpfers werden.

„Dieses Land mit Gottes Augen sehen“

Die Feier der Heiligen in den deutschen Landen lehrt uns, dieses Land mit den Augen Gottes zu sehen. Nicht politisch, liebe Brüder und Schwestern, sondern geistlich.
Dies ist ein Land, das von Heiligen gesegnet wurde.
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Und vielleicht liegt unsere Berufung heute darin, diesen Segen neu sichtbar zu machen.
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Paulus ruft: „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes.“ –  Wenn jeder von uns ein lebendiger Tempel ist, dann ist die Kirche die Stadt aus lebendigen Steinen. Diese Stadt kennt keine West- und keine Ostmauern, keine Grenzen der Nation, sondern nur das Licht Christi, das alle eint.
Lasst uns nun das Fest der Heiligen, die in den deutschen Länden aufgestrahlt sind, begehen als ein Fest der Einheit, denn die Heiligkeit, die einst in Mainz,
die einst auf den Hügeln von Fulda, auf dem heutigen Disiboden oder am Rhein leuchtete, ist dieselbe Heiligkeit, die auf dem Athos oder in Kiew leuchtet.
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Christus ruft uns so wie einst Petrus aufs Neue: Fahre hinaus in die Tiefe.
Fahre hinaus in die Tiefe deines eigenen Herzens, in das Wasser der Taufe, das dich zum Tempel Gottes gemacht hat. Fahre hinaus in die Tiefe der Liebe, die Mauern überwindet und tritt ein in das Mysterium der Eucharistie, indem wir mit den Heiligen aller Länder in Christus Jesus verbunden sind.
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Lasst auch unser Leben ein Netz sein, das Menschen zu Christus zieht, nicht durch Worte, sondern durch Licht.
Mögen die Heiligen unseres Landes, Bonifatios, Disibod, Fridolin, Kilian, Walburga und unzählige andere uns lehren, dass Heiligkeit keine Frage der Herkunft, sondern der Hingabe ist.
Mögen sie uns mit ihren Gebeten führen zur Einheit der Liebe, die allein die Welt retten kann. Dem HERRN Jesus Christus sei Ehre mit dem Vater und dem Heiligen Geist jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amen.
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Kommentare

3 Antworten

  1. Nach Schätzungen gibt es rund 2 Millionen Orthodoxe in der BRD. Auch das zeigt die wachsende Bedeutung anderer Konfessionen den beiden großen Kirchen. Insbesondere, was die Besucher (Aktive) angeht, gilt das! So wachsen auch Konservative!

  2. Losung und Lehrtext für Donnerstag, 9. Oktober 2025

    Der HERR sprach zu Abram: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
    1.Mose 12,1.3

    Alle, die aus Glauben leben, werden zusammen mit dem glaubenden Abraham Segen empfangen.
    Galater 3,9
    ———————–
    Alles was zu Christus lenkt bringt den Heiligen Geist und das Lebendige – das Leben.

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