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Der charismatische Pater Clemens Pilar und seine anti-esoterischen Bücher

Auf einem Auge kritisch, auf dem anderen fast blind?

Pater Clemens Pilar von der Wiener Kommunität „Jüngergemeinschaft“ wendet sich seit Jahren in seinen Büchern gegen Esoterik, „alternative“ Medizin und Okkultismus.

Auch in seinem Werk  „Esoterik und christlicher Glaube (siehe 1. Foto) rückt er einige Stühle gerade (etwa hinsichtlich des wahrsagerischen Pendelns). Das ist grundsätzlich positiv zu werten, zumal der Einsatz gegen Esoterik ansonsten größtenteils von evangelikalen Autoren kommt. Die katholische Seite hat diese Themen länger vernachlässigt. 

Pater Pilars weiteres Buch  „Christlicher Glaube in der Herausforderung unserer Zeit(2. Foto) ist zwar ansprechend aufgemacht (handliches Format, heller Umschlag), doch der Inhalt läßt streckenweise zu wünschen übrig.

Hierzu einige Beispiele:

1. Auf den Seiten 89 und 92 schreibt der Autor, die „Muttergottes in Medjugorje“ wünsche von uns das tägliche dreistündige Beten.

Abgesehen davon, daß dort durchaus keine „Muttergottes“ erscheint,  ist dreistündiges Beten pro Tag für die meisten Gläubigen schlicht nicht praktikabel, wenn sie ihrer Berufsarbeit und ihren Familienpflichten nachkommen müssen.

Es kann nicht Sinn von „Privatoffenbarungen“ sein, gewissermaßen neue „Kirchengebote“ aufzustellen, sei es stundenlanges Beten oder zweimaliges Radikal-Fasten in der Woche bei Wasser und Brot (Medjugorje-Regel).

Unsere Kirche zeigt hier weitaus mehr Maß und Vernunft als die angebl. „Muttergottes in Medjugorje“, denn die Kirche verlangt weder dreistündiges Beten noch häufiges und rigides Fasten, zumal ein Laienchrist schließlich kein Trappistenmönch ist.

2. Die „Dreifaltigkeits“-Thesen auf Seite 44 f. mit Bezug auf den Theologen Hans Urs von Balthasar erscheinen einem bodenständigen Gläubigen schon sehr spekulativ:

Der ewige Gott ist in allen drei Personen „vollkommenes SEIN“, was ja gerade das Gottsein ausmacht; daher kann man sich kaum vorstellen, daß die jeweilige Liebeszuwendung der göttlichen Personen etwas „Seinsminderndes“ oder gar „Seinszerstörendes“ sein könnte bzw. „auf volles Risiko“ geht.

Es klingt so („positives Urbild des Todes“), als ob zB das existentielle Sein von Gottvater quasi  phasenweise „aufhören“ könnte, weil und indem er sich an den Sohn in Liebe „verströmt“  –  und umgekehrt etc.

Bei solch verstiegenen Gedanken wie dem von Balthasar vorgestellten „innergöttlichen Drama“ sollte beachtet werden, daß man noch auf dem Teppich und auf biblischer Grundlage bleibt.  In der Hl. Schrift gibt und der apostolischen Tradition es für diese spekulativen Deutungen keine Belege. Auch das kirchliche Lehramt hat derlei kuriose Thesen von einem „innergöttlichen Drama“ nie verkündet.

3.  Auf S. 115 schreibt Pater Pilar, jedem von uns gelte der Auftrag, zu heilen und Dämonen auszutreiben.

Mir ist nicht bekannt, daß Christus den Exorzismus und eine sog. „Heilungsgabe“ der allgemeinen Volksmenge aufgetragen hat – vielmehr übergab er diese Sendung seinen Aposteln und Jüngern – und damit der Kirche selbst, die ihre Kleriker mit solchen Vollmachten betrauen kann. 

Was die „Heilung“ betrifft, so hat uns Christus das Sakrament der Krankensalbung geschenkt, dessen Spendung wiederum Sache der Priester ist  – und nicht etwa der Laien.

4. Was Pater Pilar auf S. 130 mit dem sog. „Ruhen im Geist“ (trance-artiges Rückwärtskippen) berichtet, ist fehl am Platze. In der Heiligen Schrift kommt diese angebliche Geistesgabe nirgends positiv vor. Dort pflegen Menschen, wenn sie vom Geist Gottes „überwältigt“ sind, mit vollen Bewußtsein nach vorne auf die Knie zu fallen (siehe auch der hl. Thomas nach der Auferstehung Christi), aber keineswegs gleichsam bewußtlos nach hinten.  Der Heilige Geist schaltet den Verstand nicht aus, sondern erhellt ihn und macht ihn erst richtig  „wach“.

Aufschlußreich, wie der Autor auf S. 130 schildert, daß eine charismatische Gruppe das „Umfallen“   e r w a r t e t  hat   –  und wie er ziemlich aufgeregt gewesen sei, als es erst nicht so recht klappen wollte, aber dann doch noch ein „Ruhen im Geist“ erfolgt sei. Dieses Umkippen im Schwarmgeist wird von mir wegen seiner „umwerfenden“ Wirkung auch als „Hammersegen“ bezeichnet.

Hier zeigt sich eine erlebnishungrige, rein gefühlsorientierte Erwartungshaltung, die nach besonders ekstatischen Erfahrungen Ausschau hält, weil ihr der nüchterne und besonnene Glaube offenbar nicht ausreicht.

Es erscheint recht merkwürdig, wenn ein Geistlicher wie Pater Pilar im Bereich der Esoterik alles sehr scharf und teils sogar überkritisch sieht, aber gleichzeitig ein solch problematisches Phänomen wie den charismatischen „Hammersegen“ verherrlicht.

Wohlgemerkt: Des Autors Kritik an esoterischen Praktiken  – auch bei sog. „alternativer“ Medizin  –  mag grundsätzlich durchaus berechtigt sein, teils allerdings überzogen (etwa wenn er auch die „Kügelchen“ bzw. Homoöpathie verurteilt – auch ich sehe das skeptisch – aber ohne Panikmache!)

Aber wo bleibt seine kritische Haltung gegenüber schwärmerischen Praktiken? Warum ist der Verfasser auf dem einen Auge soo scharf-sehend  – und auf dem anderen weitgehend blind?

Wegen dieser Schieflage halte ich sein Buch „Christlicher Glaube in der Herausforderung unserer Zeit“ (trotz positiver Ansätze)  insgesamt nicht für empfehlenswert.

Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Verlags und des Christoferuswerks in Münster
Kontakt: felizitas.kueble@web.de

Kommentare

10 Antworten

  1. Kann mir jemand Auskunft geben ob der Healing Code ,Esoterisch ist,meine Freundin hat den Krebs von den Ärzten aufgegeben ,sie meint von den Healing Cod Gebeten geheilt zu werden ….Vielleicht können sie mir eine Antwort geben .Mit freundlichen Grüßen Dorothea

    1. Guten Tag,
      der Healing-Code versucht offenbar, verschiedene mentale Methoden, Meditationen, Atemübungen, „Gebete“ und Körpertechniken zu kombinieren. Ich habe mich damit nicht näher befaßt, doch scheint dies ziemlich esoterisch beeinflußt zu sein. Heilung von einem – medizinisch als unheilbar definierten – Krebs kann ich mir auf diesem Wege nicht vorstellen.
      Falls Ihre Freundin gläubig und katholisch ist, kann sie um das Sakrament der Krankensalbung oder einen kirchlichen Krankensegen bitten. Dies hilft in jedem Fall der Seele – und bisweilen auch dem leiblichen Befinden. Als Christen halten wir uns zudem, mag es auch schwerfallen, an das Wort aus dem Vaterunser-Gebet: „Dein Wille geschehe!“
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  2. Liebe Frau Kůble,
    ich bin sehr froh dass es ihre Seite gibt und habe sie schon seit längerem abboniert. Ich habe das Buch von Pater Clemens Pilar „Yoga Astro Globuli“ gelesen, von dem ich begeistert war.
    Nun wollte ich weitere Bücher bestellen und habe Ihre „Bedenken“ über den Autor gelesen. Als Konvertitin bin ich über Ihre Aufklärung sehr dankbar, auch gerade was Medjugorje betrifft. Man kann von streng gläubigen Katholiken haarsträubende Ansichten darüber hören.
    Vielen Dank für Ihre Arbeit und es ist gut dass es Sie gibt.
    Viele Grüße
    Ingrid Heinemann

    1. Liebe Frau Heinemannn,
      vielen Dank für Ihre freundlichen Worte über diesen Artikel, diese Webseite und unsere Arbeit etc.
      Ja, gerade für Konvertiten ist manches, was sie im katholischen Raum antreffen, schwer „einzuordnen“.
      Ich weiß dies aus dem Kontakt mit einigen Konvertiten, wobei ich mit dem Historiker Volker Jordan gemeinsam ein Interview-Buch herausbrachte („Endlich zuhause – mein Weg zur Kirche“).
      Wenn Sie möchten, wäre es schön, gelegentlich die theologischen bzw. persönlichen Gründe für Ihren Eintritt in die katholische Kirche zu erfahren.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Die Muttergottes erscheint in Medjugorje. Das ist sicher. Auch ich kenne Pater Clemens persönlich und er hat mir auch weitergeholfen. War jahrelang im Okkultismus / Esoterik verfangen, wurde schwer depressiv und hatte mit Paranormalen Aktivitäten zuhause zu kämpfen. Seit ich angefangen hab täglich Rosenkranz zu beten und beichten zu gehen ist alles gut geworden, heute hab ich mehr Kraft und Freude als ich jemals zu hoffen wagte. Jesus hat alles neu gemacht. Finger weg von Esoterik! Da kommen nur die bösen Geister.

    Gottes Segen

  4. Die Muttergottes erscheint seit 1981 in Medjugorje! Das Buch „Medjugorje Die 90 er Jahre“ von Sr. Emmanuel kann ich jedem es empfehlen, es kann die Augen für die Wahrheit öffnen, welche die Medjugorje Gegner nieder halten wollten!

  5. Ich kenne Pater Clemens Pilar persönlich und bin für seinen Dienst sehr dankbar, da ich selber in der Esoterik war.
    Medjugorje war für mich entscheidend, daß ich aus der Esoterik wieder rauskam – und von „Geboten“ ist da auch keine Rede – es sind „Bitten“ der Muttergottes. Wasser und Brot würde ich nicht als „Radikal-Fasten“ bezeichnen – alleine wenn man bedenkt, daß alle 3 Sekunden ein Mensch aufgrund von Hunger stirbt.
    Was das „Ruhen im Geist“ betrifft kann ich nur sagen, daß es sich hier ganz sicher nicht um eine zwingende Kraft handelt. Ganz im Gegenteil. Die meisten Menschen lassen sich mehr oder weniger selber fallen. Manche Prediger, die das anbieten, schubbsen auch die Leute.
    Keinesfalls verliert man das Bewußtsein dabei. Das höchste, was man spürt, ist etwas in der Art von einem kleinem Windhauch.
    Ich bin auch kein Fan davon, genauso wie P. Pilar wohl nicht – aber ich finde auch nichts Schlimmes daran. Nun, da sich manche so furchtbar daran stoßen, pflege ich mich dann einfach auf die Knie fallen zu lassen. Keine Macht hat mich daran gehindert.
    Die Kirche hat ja auch Regeln festgelegt, wann man knien und wann man stehen soll bei der Messe – und die Menschen machen das eben. Es ist in der Bibel nirgends beschrieben. Genauso sehe ich das auch.

    1. Guten Tag,
      zunächst zum Thema Fasten: Die kath. Weltkirche verlangt von ihren Gläubigen den Fleisch-Verzicht am Freitag und das Fasten am Aschermittwoch und Karfreitag – das bedeutet: Fleichverzicht und sich nur 1 x am Tag satt essen.
      Das Medju-Fasten zweimal die Woche bei Wasser und Brot ist von ganz anderem Kaliber: dergleichen hat die Kirche niemals verlangt, den Laien nicht einmal empfohlen. Selbst in den Klöstern war dergleichen nciht üblich.
      Zudem ist das Medju-Fasten eher eine Aufforderung als etwa nur eine Bitte; es gehört zu den fünf wesentlichen „Steinen“ von Medju. Ich erinnere zB an die „Botschaft“ der angeblichen „Gospa“ vom 14.8.1984: „Ich möchte, dass die Menschen in diesen Tagen mit mir beten, und das in möglichst großer Anzahl, dass sie mittwochs und freitags streng fasten, dass sie jeden Tag wenigstens den Rosenkranz beten.“ – Es heißt hier klar: „Ich möchte…!“, ist also eine Willensbekundung von „oben“.
      Zum „Ruhen im Geist“ schreiben Sie, das „höchste“, was man „spürt“, sei „etwas in der Art von einem kleinem Windhauch“.
      Das mag für Sie zutreffen, doch die diesbezüglichen Erlebnisberichte in charismatischen Zeitschriften klingen oft erheblich gefühlsbetonter und enthusiastischer – viele erfahren beim „Rückwärtskippen“ ein Durchrieseltwerden etwa wie vom elektrischen Strom (dieser Vergleich kommt häufig vor), manche erleben dabei auch „Visionen“, hören „himmlische Musik“, andere wiederum haben schreckliche Erlebnisse und seitdem „dämonische“ Anfechtungen (das erfuhr ich von Leuten, die in Bad Soden-Salmünster waren).
      Es ist unhaltbar, den eigenen Glauben auf – noch dazu kirchlich nicht anerkannte – „Erscheinungen“ wie Medjugorje zu gründen oder auf subjektive Erlebnisse vom „Windhauch“ bis zum „elektrischen Strom“ etc.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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