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Pater Frans van der Lugt SJ: Vor neun Jahren Mord an Stephanus-Preisträger von 2013

Märtyrer des Monats April 2023

„Es darf nicht wahr sein, dass die Welt nichts tut. Wir wollen leben!“ – Der niederländische Jesuitenpater Frans van der Lugt veröffentlichte Anfang 2014 aus der umkämpften westsyrischen Großstadt Homs Videos, die er mit seinem Mobiltelefon aufgenommenen hatte.

Er versah sie mit Botschaften und sandte sie auch an Kontakte im Ausland. In den Jahren 2011 und 2012 wurde die  –  kulturhistorisch bedeutende  –  drittgrößte Stadt Syriens zum Schauplatz von erbitterten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und regierungstreuen Milizen einerseits und andererseits radikalislamischen Rebellen. Die dortige Zivilbevölkerung litt massiv unter dem Artillerie- und Luftwaffeneinsatz sowie der Belagerung.

Pater van der Lugt (siehe Foto) harrte in der Jesuitenniederlassung im inneren Kern der Stadt aus, die für eine Reihe von Zivilisten zur Zufluchtsstätte geworden war. Durch das Hilfswerk seines Ordens leistete er mit zwei Mitbrüdern, die im äußeren, von der Armee kontrollierten Ring eingesetzt waren, einen aufopferungsvollen Dienst.

Sie verteilten Lebensmittel und Medizin an rund 6.000 Familien – ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit. Während des Bürgerkriegs in Syrien versuchte Pater van der Lugt zudem, zwischen den Rebellen und der syrischen Regierung zu vermitteln.

Im September 2013 erhielt das Hilfswerk der Jesuiten den Stiftungspreis der Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen. Damit sollte die Standhaftigkeit der Patres in dieser Lage der Bedrängnis gewürdigt werden. Pater Ziad Hilal nahm den mit 5.000 Euro dotierten Preis in Frankfurt am Main stellvertretend für seine Mitbrüder Frans van Lugt und Ghassan Saloui entgegen, die nicht von der Seite der Notleidenden weichen wollten.

Die Lage spitzte sich Wochen später dramatisch zu, weil kaum noch Hilfe durchdringen konnte. Ende 2013 starben in Homs erstmals Menschen den Hungertod. Damals lautete die Videobotschaft des Jesuiten: „Die Menschen werden wahnsinnig vor Hunger. Sie bekommen Panikattacken, Paranoia, psychotische Schübe. Die Gesichter der Menschen in den Straßen sind fahl, ihre Körper kraftlos!“

Pater van der Lugt entschloss sich erneut, bei den wenigen Dutzend Bewohnern zu bleiben, die noch in den Trümmern der Altstadt lebten. „Ich habe die Menschen hier in Homs in all ihrer Großzügigkeit erlebt“, sagte er in einer seiner letzten Videobotschaften. „Ich habe mit ihnen die guten Zeiten geteilt, nun teile ich den Schmerz mit ihnen.“

Einen Monat, bevor die Stadt von Regierungstruppen eingenommen wurde, drangen bewaffnete Männer am 7. April 2014 morgens gegen 9.30 Uhr in die Jesuitenkommunität ein, schlugen den Pater und ermordeten ihn mit Kopfschüssen. Vermutlich handelte es sich um Angehörige der dschihadistischen Al-Nusra-Front.

Papst Franziskus verurteilte den Mord an dem knapp 76-Jährigen und forderte, den Bürgerkrieg zu beenden: „Seine brutale Tötung erfüllt mich mit tiefem Schmerz, und sie lässt mich an die vielen Menschen denken, die in diesem gemarterten Land leiden und sterben.“

Bei seinem goldenen Priesterjubiläum 2009 hatte Pater Frans van der Lugt seine eigene Berufungsgeschichte geschildert: „Als ich eines Tages in die Kapelle kam, sah ich den gekreuzigten Jesus. Beim Betrachten verstand ich, dass das Kreuz fleischgewordene Liebe Gottes ist, die kein Ende hat.“

Im Nachruf der „Jesuiten in Zentraleuropa“ heißt es:
„Geboren wurde Frans van der Lugt am 10. April 1938 in einer Bankiersfamilie in Amsterdam. 1959 trat er nach dem Abitur in den Jesuitenorden ein. Bereits 1964 lernte er im Libanon Arabisch und war 1966 zum ersten Mal in Syrien. Nach dem Studium der Theologie und Psychologie wurde er 1971 zum Priester geweiht. Von 1980 an baute „Abuna“
(Pater) Frans auf einem Landgut außerhalb von Homs das Zentrum „Al-Ard“ („Die Erde“) auf, eine Schule mit Internat für Kinder mit Behinderungen.

Sein Ziel war es, die Menschen mit all ihren Unterschieden durch gemeinsame Erlebnisse zusammenzubringen. „Ich sehe keine Muslime oder Christen“, sagte er, „ich sehe nur Menschen“. Berühmt waren außerdem die tagelangen Wanderungen…mit ihm, zu denen sich Christen, Muslime und Agnostiker zusammenfanden. Dabei beeindruckte er durch seine Spiritualität, aber auch durch seine Ausdauer. Klagen über Müdigkeit beantwortete er mit der Aufforderung: … „Vorwärts“.

Nach seinem Tod gründete sich 2015 die Gruppe „Frans Hikes“ („Frans Wandern“) und führt seitdem regelmäßig Wanderungen in seinem Geist an verschiedenen Orten Europas durch.“

Beitrag der Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen (Walter Flick)

Quelle: Jesuitenpater Frans van der Lugt: Vor neun Jahren Mord an Stephanus-Preisträger | Stephanus Stiftung für verfolgte Christen (stephanus-stiftung.org)

Porträtfoto des Paters: Kirche in Not

 

Kommentare

2 Antworten

  1. Was für eine großartige Gottesliebe und Nächstenliebe dieser Pater van der Lugt in sich trug.
    Alles aus Liebe zu Gott und den Menschen.

    Er hätte auch gehen könnnen, denn der Jesuitenorden schrieb ihm sicherlich nicht vor ,an dem Ort des Krieges zu bleiben.
    Er entschied sich dort zu bleiben, wohlweisslich des Risikos, dort getötet zu werden.

  2. Wie gut, dass Sie immer wieder an solche Blutzeugen und Märtyrer für den Glauben und für die Menschlichkeit erinnern. Dieses Schicksal erschüttert zutiefst. Und wie tröstlich, dass wir an die Auferstehung aus all dem Leid glauben, den Himmel wissen, wo Gott alle Tränen abgewischt hat und absolute Versöhnung herrscht. Ohne das Wissen um den Himmel, um die Wohnungen, die Christus für die Tapferen und Glaubenden vorbereitet hat, ohne sie wäre das Leben entsetzlich, sinnlos und eigentlich pervers.
    Das gleiche gilt für die KZ-Opfer, die vielen Menschen, die allein weil sie Priester oder Gläubige waren, nur deswegen inhaftiert und zu Tode schikaniert wurden. Sie konnten nur deswegen durchhalten, weil sie an die Begegnung mit Christus im Tod glaubten. Und Jesus, der Gottessohn, hält sein Wort! Wie schal ist das Gerede mancher Theologen, es gebe keinen Himmel, der Himmel sei hier auf Erden – wann denn? Und wie empathielos, solchen Menschen, die solches Kreuz durchlitten haben, einen Himmel hier auf der Erde zu verschreiben und zu verkündigen.

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