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Pater Mathew Naickomparambil: Wenn Visionen der Selbstverherrlichung dienen

Von Felizitas Küble

Seit Jahrzehnten gehört der aus Kerala in Südindien stammende Geistliche Mathew Naickomparambil zu den bekannten Heilungspredigern, die vortragsreisend auch durch deutschsprachige Länder ziehen und ihre charismatischen Veranstaltungen durchführen.

Typisch ist dieses Plakat von 2019 (siehe Abbildung), das zu Heilungs-Exerzitien mit Mathew Naickomparambil in Wien aufruft dort ist oben gleich von „Geistausgießung und Heilung“ sowie „Wirken des Herrn duch Zeichen und Wunder“ die Rede. Es handelt sich hierbei um wesentliche Signalworte aus dem schwärmerischen Spektrum.

Pater Mathew berichtet in der Publikation „Wiedergeburt im Hl. Geist“ über seine einstige „Gotteserfahrung“, die bei ihm die besonderen Geistesgaben, insbesondere der „Prophetie“ und „Heilung“ hervorgerufen habe.

Sein Buch erschien passenderweise im stark charismatischen, kirchlich nicht anerkannten „Haus Raphael“ in Bad Soden-Salmünster, dem die „Heilungsnonne“ Sr. Margaritha Valappila vorsteht.

Das visionäre Erlebnis des Paters datiert vom September 1970, wobei er damals mit 23 Jahren „erstmals die göttliche Berührung“ erfahren und vom „Heiligen Geist erfüllt“ worden sei: „Ich durfte etwa 15 Minunten lang die Fülle der göttlichen Liebe erfahren.“ (S. 9)

Hier stellt sich für bodenständige Gläubige doch die Frage, warum Mathew als gläubiger Katholik den Heiligen Geist denn nicht schon bei der Taufe und Firmung empfangen hat – und warum er die „göttliche Liebe“ nicht in den weiteren Sakramenten (Beichte, Kommunion) erfahren hat.

Gemeint sind aber im charismatischen Kontext beim Begriff der „Gotteserfahrung“ keine Sakramente als übernatürliche Begegnung mit Christus, sondern grundsätzlich gefühlsmäßige Erlebnisse oder gar rauschhafte religiöse Ekstasen.

Dabei fällt auf, daß die Einstiegs-Visionen dieser „Heilungsprediger“ nicht selten im Grunde eine Selbstverehrung begünstigen und ausdrücken.

Nehmen wir Pater Mathew beim Wort, der davon berichtet, wie „Jesus ihn berührt“ habe:

„Ich bereitete mich um 6 Uhr früh gerade auf meine morgendliche Meditation vor. Da sah ich ein einzigartiges Bild. Ein von oben kommender Lichtstrahl ergoß sich über meinen Kopf. Ich schloß meine Augen. Mit innerer Sicht schaute ich eine göttliche Vision – einen Feuerball, rund wie ein Vollmond.

Himmlische Freude und göttliche Liebe erfüllten mein ganzes Wesen. Innerhalb weniger Minuten glich ich einer Säule aus Licht. Der liebende Gott schenkte mir die Erfahrung der „Taufe im Heiligen Geist„.

Auf Seite 11 heißt es dazu weiter:

„Ich erinnere mich gut an jene Monate, die ich in meinem Zimmer verbrachte, als ich unfähig war, irgendetwas anderes zu tun als zu beten. Es waren Tage seelischer Qualen. Während dieser Tage sprach Gott durch Visionen und Prophezeiungen.“

Offenbar stand er nach seiner besonderen „Gotteserfahrung“ unter einem dauernden Gebetszwang – und dies gleich monatelang. Kein Wunder, daß er von „seelischen Qualen“ spricht. Aber anscheinend macht er sich nicht klar, daß der wahre Gott niemals zu etwas zwingt, auch nicht zum Beten.

Der authentische (echte) Heilige Geist ist ein Geist der Freiheit und Freiwilligkeit, nicht eines „frommen“ Zwanges. Von wirklicher „Geist-Taufe“ also keine Spur!

Zwischendurch spricht der Autor in dritter Person von sich selber bzw. von seinen himmlischen Eingebungen: „Es sind unbezahlbare Botschaften hier enthalten, Botschaften eines barmherzigen Gottes an einen demütigen Diener.

Auf S. 25 geht es ähnlich weiter – stets bezogen auf seine eigenen spirituellen Sonder-Erfahrungen:

„Gott selber führt diejenigen, die ihm lieb sind und segnet sie mit dem großartigen Geschenk der Vereinigung mit ihm.

Ganz offensichtlich berührte der barmherzige Gott seinen demütigen Sohn in der Fülle der Zeit. Gott ergoß seine mächtige Liebe über ihn. Nach langen Jahren des Ausharrens und der Kreuzigung salbte Gott ihn mit Liebe und nahm ihm den Grund seines Kummers aus seinem innersten Herzen fort.“

Es ist hier wohlgemerkt nicht von Christus die Rede, sondern von Pater Mathew selbst – er würdigt seine eigenen Gnadengaben, spricht sogar von „Kreuzigung“, von der „Fülle der Zeit“, erneut von sich als „demütigem Sohn“ usw.

Anscheinend bemerkt er in seiner selbstgefälligen Wolke, auf welcher er sich befindet, nicht einmal, welche theologisch-spirituellen Zumutungen er hier präsentiert.

Wie ganz anders verhielt sich der Apostel Petrus, der einst zu Christus sprach: „Geh hinweg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“ (Lk 5,8)

Der 2. Teil unserer kritischen Auseinandersetzung mit dem Buch dieses indischen „Heilungspriesters“ f o l g t .

Kommentare

12 Antworten

    1. Guten Tag,
      der Pater kommt aus Indien, zudem ist er kein Weltpriester, sondern ein Ordensmann, folglich ist sein Ordensoberer in Indien für ihn zuständig und dieser scheint seine Aktivitäten zu akzeptieren, die ja auch einen gewissen „Erfolg“ einbringen. Zudem ist Kerala in Südindien schon lange sehr charismatisch geprägt, von daher wundert man sich über nix.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

        1. Guten Tag,
          solange er nicht bei der Diözese angestellt ist (etwa in einer Pfarrei), er zudem ja im Orden inkardiniert ist, hat der Ortsbischof nicht viel zu sagen, jedenfalls kirchenrechtlich gesehen. Die Ordensleitung müßte ihm Einhalt gebieten!
          Freundlichen Gruß
          Felizitas Küble

        2. Guten Tag,
          mir fällt noch ein: falls Sie mit „Diözesanen Bischöfen“ die Ortsbischöfe in deutschsprachigen Ländern meinen: Für kirchliche Räume könnten sie ein Auftrittsverbot aussprechen, ansonsten sind ihre Möglichkeiten begrenzt.
          Was natürlich immer machbar wäre: Eine theologisch-spirituelle Warnung vor diesem Unfug im Bistumsblatt, dabei durchaus Roß und Reiter nennend. Da ist noch ein riesiges Defizit vorhanden.
          Freundlichen Gruß
          Felizitas Küble

          1. mir ging es nur um kirchliche Häuser ect
            es ist sehr gut daß Bischöfe bei anderen Räumlichkeiten nichts mit zu reden haben

      1. Warum ist Kerala eigentlich so charismatisch geprägt? Wie ist es dahin gekommen?

        Auf kath.net meinte einmal ein Kommentator, man müsse bei indischen Priestern Exerzitien machen. Die indischen Priester verkündeten den wahren Katholizismus. Die europäischen seien alle mehr oder weniger von reformatorischem Gedankengut durchdrungen. Ich weiß nicht, wie er auf so eine Idee kam, aber nach dem, was man hier über indische Priester hört, ist da auch nicht alles Gold, was glänzt.

      2. Ich verstehe nicht, wie ein Ordenspriester für so etwas Zeit hat. Vielleicht habe ich eine falsche Vorstellung von Orden, aber ich dachte, die werden quasi wie eine Firma geführt. Das heißt die Oberen schauen „was für Aufgaben haben wir? Und wie können wir die einzelnen Patres dafür einplanen?“ Da wundert mich doch sehr, dass ein Pater komplett freigestellt werden kann, um sein eigenes „Ding“ zu machen.

        1. so ist und war das nie, es reicht, wenn die Oberen mit dem einverstanden sind, was der Pater macht
          Wenn ich z.b. an Pater Thaddäus Laux denke, der war Jahrzentelang unterwegs und hat seine Sachen gemacht
          oder Pater Fridolin Außersdorfer, der war Jahrzente lang selbstständig und hat sein Kloster nicht gesehen

      3. Leider haben die Jesuiten in Indien damals auch Bücher und Bibliotheken mit heiligen Schriften der Thomas-Christen und Thomas-Kirchen Indiens nach dem Apostel Thomas verbrannt. Weswegen sich Teile von diesen dann nicht der katholischen Kirche anschlossen.
        Sondern in einer Kirchenunion mit der alten syrischen bzw. assyrischen Kirche von Antiochia in Syrien (auch in der apostolischen und bischöflichen Tradition u.a. nach dem Apostel Petrus stehen, weiterhin nach dem Apostel Thaddäus und eben Thomas, auch die Jakobus-Liturgie nach dem Apostel Jakobus wurde als liturgischer Schatz bewahrt). Die Gemeinde von Antiochia war die zweiälteste Gemeinde des Urchristentums nach der christlichen Ur-Gemeinde in Jerusalem. Die alte syrische bzw. assyrische Kirche von Antiochia erlaubt auch die Priester-Ehe.

    2. Man denke nur an den Stefansdom in Wien, wo Kardinal Schönborn in seiner Gegenwart des öfteren live die „Muttergottes von Medjugorje“ durch einen „Seher“ erscheinen ließ.
      Ähnlich den Live-Marienerscheinungen im Pilgerzentrum Kevelaer durch den Wallfahrtsseelsorger Schulte-Staade und einen späteren Weihbischof………
      Beschwerden darüber wurden vom Generalvikariat erst gar nicht beantwortet, bzw. bei der Beratungsstelle für Sekten und Weltanschauungen wurde darauf hingewiesen: „Wenn unsere Bistumsleitung so etwas duldet, möchte ich mich nicht hineinhängen, ich möchte mich nicht mit der „Schaltzentrale“ (!) anlegen“. (So die damalige Diözesanbeauftragte wörtlich bei einem Gespräch im Februar 2013).
      Es wäre sehr viel möglich, dagegen zu tun, wie die Redaktion auch schreibt, aber unsere Bistümer lassen das einfach so laufen.
      Oder wie ein münsteraner Kirchenrektor Dr. NN mir am Telefon sagte: „Mir ist es nicht wichtig, ob die Sache echt ist oder nicht, kirchlich anerkannt oder nicht, wichtig ist doch, daß sich die Menschen in Massen dadurch bekehren und in Massen zu den Sakramenten gehen…“
      Das wird in anderen Bistümern wohl ähnlich gehen.

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