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Pflegetarifstreit: Regensburger Bischof Voderholzer verteidigt Caritasverband

Bischof Voderholzer hat sich in seiner Predigt am Gründonnerstag im Pflegetarifstreit hinterdie Caritas gestellt:

„Wenn die Arbeitnehmervertreter wirklich etwas Gutes für die Frauen und Männer in den nichtkirchlichen Einrichtungen tun wollen, dann sollen sie sich dafür einsetzen, dass überall so gut bezahlt wird wie bei der Caritas, und nicht der Kirche, die in Gestalt der Ordenskrankenhäuser und anderer Einrichtungen in diesem Bereich
Pionierarbeit geleistet und Maßstäbe gesetzt hat, ihren Dritten Weg bestreiten.“

Es geht um den Vorwurf, die Arbeitsrechtliche Kommission des Deutschen Caritasverbandes habe verhindert, dass den Pflegekräften eine bessere Bezahlung zuteil werde, weil sie sich geweigert hat, der Ausdehnung eines von den Gewerkschaften ausgehandelten Flächentarifvertrags in der Altenpflege auf die gesamte Pflegebranche zuzustimmen.

Mittlerweile hätten sogar die Kritiker selbst einräumen müssen, dass die Caritas wesentlich besser bezahle als andere Träger sozial‐caritativer Einrichtungen, so der Bischof. Für ihn dränge sich vielmehr der Verdacht auf, dass es in der Kritik an der Caritas gar nicht um gerechtere Bezahlung der Pflegekräfte gehe. Vielmehr solle dem sogenannten „Dritten Weg“ der Garaus gemacht werden.

Der „Dritte Weg“ ist eine besondere Form der Tarifeinigung, die die Katholische Kirche in Deutschland für sich und ihre Einrichtungen geschaffen hat, um Arbeitsvertragsbedingungen auszuhandeln. Die Arbeitsbedingungen werden nicht durch weltliche Instrumentarien wie Tarifverträge, Streiks und Aussperrung, sondern durch paritätisch besetzte arbeitsrechtliche Kommissionen festgelegt.

Bischof Voderholzer belegte die Tarifpolitik konkret mit Zahlen: Der Mindestlohn, etwa für einen Pflegehelfer, eine Pflegehelferin sieht nach dem allgemeinverbindlichen Tarif 11,80 € vor. Der Caritas‐Tarif sieht über 4 Euro mehr die Stunde vor, nämlich 15,90 €. Dasselbe gilt für den Mindestlohn einer examinierten Pflegekraft. Nach allgemeinverbindlichem Tarif werden hier 15,00 € bezahlt. Nach dem Caritas‐Tarif 19,20 €.

Zudem fehlen beim allgemeinverbindlichen Tarif die betriebliche Altersversorgung und Regelungen zu Arbeitszeitmodellen.

Quelle: Bistum Regensburg

Kommentare

8 Antworten

  1. Da scheint zwischen christlicher Lehre und Bischofssalär eine Lücke zu klaffen. Man könnte dies auch als eine erhebliche Diskrepanz bezeichnen.
    Bischof Voderholzer vergleicht hier Äpfel und Birnen (Kirche und Gewerkschaft). Zudem vergißt er, daß die Bezahlung der Caritas nach wie vor eine Armutsrente garantiert. „Wenn die Arbeitnehmervertreter wirklich etwas Gutes für die Frauen und Männer in den nichtkirchlichen Einrichtungen tun wollen“, dann ist es ihre Verpflichtung für Löhne innerhalb der Caritas zu sorgen, die keine Armutsrenten mehr zulassen! Nur durch solche Abschlüsse kann Verdi, diese zur regierungs- u. arbeitgeberfreundlichen verkommenen Pseudogewerkschaft, unter Druck gesetzt werden.
    Dabei ist hier nicht die Rede von Luxusgehältern wie sie ein Bischof sich von staatlichen Steuergeldern einkassiert, es ist von einer Entlohnung die Rede, die nicht in der Armut endet. Die Zeiten sind lange vorbei wo für ein „Vergelt’s Gott“ die Haut zu Markte getragen wurde. Auch scheinen die Zeiten vorbei zu sein, wo in der Kirche das Wort Gottes gepredigt wurde. Wie anders ist es zu verstehen wenn ein Bischof Arbeitgeberinteressen zum Wort Gottes erklärt? Herr Bischof kassiert ein üppiges Honorar aus dem Steuersäckel und für die „niederen“ Kirchenangestellten geht es zurück ins Mittelalter. Ganz nach dem Motto Gott wird’s schon richten.
    Nein Herr Voderholzer, das wird Gott nicht tun! Gott wird sich da heraushalten. Er hat uns die Erde überlassen. Diese Aufgabe mit dem Richten obliegt ihnen. Sie sind doch ein Hirte in der Kirche. Also ist es ihre Aufgabe dafür zu sorgen das die ihnen anvertrauten Schafe nicht in der Armut enden. Ich als examinierte Pflegefachkraft kann ihnen nur bescheinigen mit ihrem Ansinnen ein ausgesprochen schlechter Hirte zu sein! Und das werden sie und auch ihre Kollegen sein, solange eine Autoreparatur mehr wert ist als die Pflege von Menschen.

      1. Und nun?
        „Bei der Caritas verdienen Pflege-Fachkräfte gut“ schreibt die Caritas.
        Nein, dem ist nicht so. Solange eine Armutsrente am Ende dabei herumkommt, kann es keine „gute“ Entlohnung sein. Sich dabei mit anderen Arbeitebern zu vergleichen, die eine schlechtere Bezahlung anbieten, empfinde ich als unverschämt. Auch ist mir egal ob die anderen Arbeitgeber sich beschweren oder nicht. Am Ende wird abgerechnet. Und diese Abrechnung wirft ein sehr schlechtes Bild auf kirchliche Träger und ein sehr viel schlechteres Bild auf sogenannte Hirten die sich nicht um ihre Herde kümmern, aber dafür umso mehr um weltliche Herrscher und sich von denen fürstlich bezahlen zu lassen. @ Caritas, nicht auf andere mit dem Finger zeigen, sondern an die eigene Nase fassen!

        Trotz meiner Aufregung bei dem Thema wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest.

  2. Pflegetarifvertrag
    Das Veto der Caritas und seine Folgen
    Ein neuer Tarifvertrag sollte für bessere Bezahlung in der Altenpflege sorgen. Die Arbeitgeberseite der Caritas, einer der größten Player, stimmte dagegen. Von einer Minderheit in der Branche lasse man sich nichts aufzwingen, so die Begründung. Dafür erntet der katholische Wohlfahrtsverband heftige Kritik. Von Thomas Klatt

    https://www.deutschlandfunk.de/pflegetarifvertrag-das-veto-der-caritas-und-seine-folgen.886.de.html?dram:article_id=493844

    https://www.deutschlandfunk.de

  3. In seinem „System der nationalen Ökonomie“ entlarvt Friedrich List den händlerischen Ungeist der liberalkapitalistischen Wirtschaftstheorien von Adam Smith und David Ricardo. Nach deren Meinung (bereits vorgeprägt durch David Hume 1691) wird der Wert der Güter nicht durch ihren Gebrauchs -, sondern durch ihren Tauschwert bestimmt. Mithin ist also nicht die werteschaffende Arbeit, sondern der wertevermittelnde Handel das Wesentliche.

    Entscheidend ist auch nicht, ob Güter sittlich oder unsittlich, nützlich oder schädlich, gesund oder ungesund sind, sondern daß es für sie einen Marktbedarf gibt. Die Übersteigerung des händlerischen Denkens gipfelt in der Forderung nach arbeitsteiligem Umbau aller Volkswirtschaften der Erde zu Absatzplantagen der Weltwirtschaft und Zinskolonien der Hochfinanz.

    Dieser Umbau soll sie zur nationalen Selbstversorgung unfähig und vom internationalen Zwischenhandel abhängig machen. Alle Wirtschaftsstrukturen sind so umzugestalten, daß sie immer neuen Handel erzwingen. Die Wege zwischen Rohstoffen, Fertigprodukten und ihrem Absatz müssen so verlängert werden, daß sie dem Zwischenhandel riesige Profite verschaffen.

    Ein Kommentar von Marouan El-Kassem dazu: Die Forderung nach arbeitsteiligem Umbau aller Volkswirtschaften Global gipfelte in der Etablierung einer Globalisierten Ökonomie. Diese Globalisierung outsourcte wesentliche Wirtschafszweige in Entwicklungländer, deren Lohnniveau niedrig angesiedelt war und Künstlich weiter gedrückt wurde. Die negativen Folgen übertrugen sich Parallel auch auf Wirtschaftlich starke Nationen die zunehmend die Löhne ihrer Werktätigen drücken müssen, um im Internationalen Handel Konkurrenzfähig bleiben zu können. Schattenseiten jener neoliberalen Entwicklung spiegeln sich in einer Dramatischen vermögensumverteilung von Arm nach Reich. Die zwangsläufige Reaktion ist Kollaps des Systems. Inflation = Krieg (Reset)

  4. Der Bischof hat recht; die Entlohnung der Caritas ist wirklich nicht die schlechteste. Er sagte aber auch, dass es bei den kirchlichen Einrichtungen nicht um Gewinnmaximierung, sondern um einen evangeliumsgemäßen Umgang miteinander geht. So wird es sicher auch einmal gewesen sein, in den letzten Jahren erlebe ich es leider anders: Das Geld hat auch hier die Oberhand übernommen. Ich frage mich in der letzten Zeit auch; ob die Menschen in der Leitungsebene überhaupt noch wissen, was ein evangeliumsgemäßer Umgang sein soll. Werden sie entsprechend weitergebildet? Es reicht nicht, fromme Sätze ins Leitbild zu schreiben und immer wieder zu zitieren wenn man diese nicht auch lebt, oder? Christentum ist doch mehr als nur „holder Knabe im lockigen Haar“. Ja, bin tief enttäuscht von der Leitungsebene unseres kirchlichen Trägers.

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