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Predigt beim ökumenischen Gottesdienst nach dem Marsch fürs Leben in Berlin

Wir dokumentieren hier den vollen Wortlaut der gehaltvollen Predigt von Martin Lohmann (siehe Foto). Der katholische Theologe und Publizist ist Vorsitzender des Bundesverband Lebensrecht.
Diese Ansprache hielt er während des Ökumenischen Gottesdienstes in der Berliner Hedwigskathedrale am 22. September 2012:
 
Liebe Mitchristen,
liebe Schwestern und Brüder,
liebe Freunde des Lebens,
die Lesung aus dem Römerbrief (Röm 12, 9-18) ist uns bekannt. Vielleicht zu bekannt und vertraut, so dass wir geradezu innerlich einklingen möchten in ein frommes Zustimmen.
Ja, ja, wir sollen einander lieben, Respekt zeigen  –  und vor allem: Wir sind eingeladen, unsere Verfolger zu segnen.
Spätestens an dieser Stelle scheint sich etwas in uns zu sträuben. Spätestens an dieser Stelle wird es sehr ernst. Spätestens an dieser Stelle mischt sich in unsere Vertrautheit mit dem Text aus der Heiligen Schrift so etwas wie ein leiser Protest.
Und wir verbinden es mit anderen Aufforderungen, die ebenfalls ziemlich unverfroren provokant sind. Der Feindesliebe zum Beispiel. Und jetzt auch noch ein Segen für diejenigen, die uns verfolgen?
Ganz ehrlich: Wenn nicht hier, wo denn sonst sollte deutlich werden, dass die Heilige Schrift keine verstaubte Angelegenheit aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden ist.
Klingt das nicht so, als würde uns der Apostel Paulus das soeben erst aufgeschrieben haben, nachdem er in den vergangenen Jahren und auch heute miterlebte, wie das Zeugnis für das Leben angepöbelt, niedergeschrien und verunglimpft wird?
Und als Antwort fällt dem wortgewaltigen Apostel, der einmal selbst zu den Verfolgern der Wahrheit gehörte und Christus und dessen Getreue brutal bekämpfte, nichts Besseres ein, als uns zum Segnen zu animieren?
Obwohl: Er muss es ja wissen! Von beiden Seiten gewissermaßen.

SEGNET die VERFOLGER: Der selbstdurchlebte Rat des Apostels Paulus

So gesehen können wir es ihm gar nicht verübeln, wenn er uns diesen – ich möchte sagen – belastbaren und selbsterfahrenen, ja selbstdurchlebten Rat gibt.
Ich bin sicher: Er weiß, dass das wahrlich nicht immer leicht ist. Denn die Verunglimpfung des Kreuzes, das ein heiliges Zeichen ist, weil an ihm der Gottessohn gehangen ist, weil es das Zeichen für Erlösung ist und bleibt  –  die Verunglimpfung des Kreuzes tut wirklich weh. Die Verleumdungen, die viele von uns bisher erfahren mussten und auch künftig erfahren werden, ebenfalls.
Und es ist ganz normal, wenn wir darauf nicht mit einem ängstlichen oder ergebenen Danke-sehr antworten. Dass man sich wehren will, das ist nur zu verständlich – und es ist menschlich.
Nein, keine Sorge, niemand von uns spinnt oder hat den Pfad der Tugend verlassen, wenn er ganz normale Regungen verspürt.
Dennoch: Es gibt nichts Besseres als Rat als eben genau jenen, den auch wir heute bekommen. Warum? Weil wir doch letztlich wissen und wissen dürfen, dass Hass und Gewalt, dass Verwirrung und Missachtung niemals wirklich stärker sein können als die Liebe.
Und weil wir die Zusage haben, dass die Wahrheit siegen wird, dass sie uns befreien wird, dass die Wahrheit frei macht.

Die Wahrheit macht frei – eine göttliche Zusicherung!

Das ist kein frommes Gesülze, sondern eine göttliche Zusicherung. Und das ist nun mal sicher:

Gott macht keine Fehler!
Gott verspricht sich nie!
Gott führt nie in die Irre!
Gott sagt niemals die Unwahrheit!

Wenn ER uns durch Seinen Sohn Jesus Christus garantiert, dass die Wahrheit siegen wird  –  dann ist das eine garantierte göttliche Garantie.
Und zu dieser Wahrheit gehört das, wofür die Freunde des Lebens seit zehn Jahren öffentlich mitten in der deutschen Bundeshauptstadt Zeugnis ablegen. Wofür sie sich engagieren. Wozu Lebensschützer sich hier und anderswo bekennen.
Es ist das Bekenntnis zur Unteilbarkeit und Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Eines jeden Menschen. Ob noch im Mutterleib wachsend oder schon geboren, ob gesund oder nicht, ob behindert begabt oder unbehindert begabt, ob reich oder arm,
ob jung oder alt, ob weiß oder schwarz.
Es ist das Bekenntnis zum Schutz des Lebens, ob gerade durch Zeugung entstanden oder längst geboren, ob mit schwerer Krankheit oder einfach nur alt. Das ist das Bekenntnis zur Wahrheit, die von Gott kommt.
Wer diese Wahrheit nicht verschweigt, klärt auf in einer Gesellschaft, in der viele Angst vor wahrer Aufklärung haben.
 
Es darf nicht sein, dass die Grundlage von echter Humanität zerstört wird
– durch Tötung im Mutterleib,
– durch Wegspritzen alter Menschen,
– durch tödliche Forschung mit Embryonen,
– durch die tödliche Lüge angeblicher harmloser Tests,
– durch mörderische Selektion von Menschen,
– durch die Wiederkehr des Scheidens in lebenswertes und unwertes Leben!
Wer die Wahrheit, wer das Leben will, ist gegen Euthanasie! Nicht durch die Hand eines Menschen sollen Menschen sterben, sondern – wenn die Sterbestunde kommt – an der Hand eines Menschen!
Wache Menschen leisten Widerstand gegen die Diktatur des Relativismus, in der das süße Gift des brutalen Egoismus, das rücksichtslose Kreisen um das eigene Ego überall den Geist vernebelt! Und sie sagen friedvoll und klar JA ZUM LEBEN. Ja zur Kultur des Lebens!
Sie lassen sich nicht beirren vom Widerstand derer, die Angst vor der Wahrheit haben und meinen, sie durch primitives Gebrüll verhindern zu können. Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht. (Joh 3,21)
Und: Veritas liberabit vos – Die Wahrheit wird euch frei machen! (Joh 8,32)
Das gilt. Das gilt  –  auch für die Verfolger der Wahrheit. Ihr Widerstand ist ja Beleg dafür, dass sie schon fürchten, die Botschaft von der Wahrheit des Lebens könnte ankommen. Sonst bräuchten sie nicht so zu schreien.
So lange uns vom gefallenen Engel berichtet wird, wird uns auch berichtet, wie sehr er alles versucht, die Wahrheit durch Verwirrung und Nebelschwaden zu verhindern.
Selbst den Gottessohn hat der Diabolos, der Durcheinanderwerfer, versucht. Und genau dieser Gottessohn, kein Geringerer als ER, gibt uns die Kraft, ebenfalls entschieden zu widerstehen und friedvoll zu bleiben.

Christus traut uns zu, unsere Verfolger zu segnen!

Ja, und es ist ebenfalls dieser Bruder und HERR, der bei uns ist, dessen Kreuz wir buchstäblich mittragen dürfen  –  und der uns zutraut, unsere Verfolger zu segnen. Das ist nicht absurd oder frömmelnd. Das ist segenschaffend, gnadenreich, Gutes verbreitend.
Segnen  –  das heißt im Lateinischen: benedicere. Gutes sagen. Jemandem etwas Gutes sagen. Jemandem etwas Gutes zusagen. Gutes zusprechen. So wie wir heute unserer Gesellschaft sehr Gutes zugesprochen haben.
Es gibt nichts Besseres, als jemanden dem Herzen des himmlischen Vaters zu empfehlen.
Es gibt nichts Stärkeres, als selbst diejenigen, die das Leben und die Wahrheit verfolgen, dem allmächtigen Schöpfer und barmherzigen Gott anzuempfehlen.
So sehr der Satan aus tausend Lügen keine einzige Wahrheit schaffen kann, so sehr gilt ganz gewiss: Gott kann alles Böse, alle Lügen und alle Sünden in Segen verwandeln. Er allein kann es. Und Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir ihn darum bitten.
Denn er ist ein Gott des Lebens, ein Gott der Wahrheit, ein Gott der Liebe  –  voll und ganz.
Zehn Jahre Marsch für das Leben in Berlin. Wer Augen hat zu sehen und lesen, und wer Ohren hat zu hören, der übersieht und überhört das Zeugnis nicht. Die Bewegung wächst. Der Strom des Lebens ist ebenso wenig aufzuhalten wie die Wahrheit. Ganz sicher!
Bitten wir nicht nur heute, sondern täglich und immer wieder, in Stoßgebeten und überall in unserem Alltag, um Segen – für die Kinder, für die Mütter, für die Väter, für die Politiker, für die Ärzte, für die Journalisten, für alle Lebensrechtler, für uns und unsere Angehörigen, aber auch für die noch Blinden und Tauben, für die Verfolger, für die Sünder, für alle.

Wer Leben schützt, wirkt segensreich!

Christus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! (Joh 14,6)  –  Wer sich für das Leben einsetzt, setzt sich für die Wahrheit ein. Wer Leben schützt, wirkt segensreich! An Gottes Segen ist alles gelegen.
Noch einmal: Die Wahrheit macht frei. Die Wahrheit ist Freiheit. Freiheit im Leben. Freiheit zum Leben. Wir hoffen nicht nur einfach so. Wir haben festen Grund zur Hoffnung! Und keinen, wirklich keinen einzigen Grund zur Angst.

Deus Vita Est: Gott ist das Leben.
Deus Caritas Est: Gott ist die Liebe.
Deus Veritas Est: Gott ist die Wahrheit.
Deus Libertas Est: Gott ist die Freiheit.

Wir dürfen darauf vertrauen. Wir dürfen die Wahrheit leben. Wir sind  –  jeder ist  –  geliebt zu einem Ja zum Leben. Wir alle sind zum Segen Berufene! Wir alle sind zur Wahrheit Berufene! Wir alle sind Geliebte und Gesegnete!

Foto: Mechthild Löhr, CDL

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