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Protest in Münster: Ein Gastmahl gehört nicht in die Kirche!

Von Felizitas Küble

In Hiltrup, einem Vorort der westfälischen Metropole Münster, wurden Mitte November vorigen Jahres 80 eingeladene Gäste in einer uralten Kirche mit einem 3-Gänge-Menü bewirtet.
Dieser ungewöhnliche,  ja skandalöse Vorgang wurde von der Regionalzeitung „Westfälische Nachrichten“ (WN) und noch mehr vom Bistumsblatt „Kirche und Leben“ (KuL) nicht nur völlig unkritisch, sondern sogar ausgesprochen positiv gewürdigt. Herausgeber dieser Kirchenzeitung ist der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn.

Am 3.12.2013 veröffentlichten die „Westfälischen Nachrichten“ meinen nachfolgenden Leserbrief fast vollständig. Außerdem wurde dort die ebenfalls kritische Zuschrift von Frau M. Schulze-Mengering abgedruckt.

In der ersten Januar-Ausgabe dieses Jahres wurde meine Beschwerde (allerdings stark gekürzt) zudem auch im Bistumsblatt „Kirche und Leben“ veröffentlicht.
Wir dokumentieren hier den vollen Wortlaut des Leserbriefs an die WN:

Foto: E. Gründler
Foto: E. Gründler

Zum WN-Artikel „Ein Festmahl an einem ungewöhnlichen Ort“ vom 19.11.2013
WN-Redakteur Jennifer Felmer berichtet von einem „Dankeschön-Dinner“ mitten in der Kirche „Alt St. Clemens“ in Münster-Hiltrup. Dort wurde ausgerechnet zum 100-jährigen Bestehen ein „großes Gastmahl“ veranstaltet, wobei 80 geladene Gäste aus pflegenden und helfenden Berufen eingeladen wurden. 
Die Idee, diese manchmal zu wenig beachteten Berufsgruppen mit einer solchen Feier zu würdigen, ist an sich lobenswert, doch der normalkatholische Christ reibt sich die Äuglein und fragt, warum das feierliche 3-Gänge-Menü nicht im Pfarrheim serviert wurde.
Kaplan Werner Knoor wird mit der Aussage zitiert, man habe „eine Feier organisieren wollen, die über den normalen Gemeindealltag hinausgeht und trotzdem christlich ist“.
Ist es wirklich „christlich“, nämlich dem Vorbild Christi entsprechend, das Gotteshaus für eine Essensveranstaltung umzunutzen, Kirchenbänke herauszuräumen und diesen heiligen Ort für rein weltliche Lustbarkeiten zu vereinnahmen? – Hat man vergessen, daß Jesus einst die Geldwechsler aus dem Tempel trieb und ihre Tische umwarf?!
Hat man zudem erfolgreich verdrängt, daß Christus im Tabernakel der Kirche sakramental gegenwärtig ist? Wo bleibt hier ein Mindestmaß an Ehrfurcht vor dem Höchsten?!
Wie sollen Ungläubige und Agnostiker uns Christen noch ernst nehmen, wenn wir Gotteshäuser zwecks „Gastmahl“ in Wirtshäuser umgestalten?!  –  Wie mag es wohl auf Kirchenferne wirken, wenn sie erleben, wie wenig Respekt heute selbst Geistliche vor einem geweihten Kirchenraum haben?! afc127c26a

Wie kann man erwarten, daß sog. „Fernstehende“ das Besondere und Heilige in einem Gotteshaus noch wahrnehmen, wenn sogar ein Priester in seiner altehrwürdigen Kirche ein 3-Gänge-Menu aufführen läßt?!
Das Gotteshaus selbst ist durch die Kirchweihe jeder unpassenden Nutzung entzogen und allein für Gebet, Sakramente und Gottesdienst bestimmt. Daher heißt es auch im CIC bzw. Kirchenrecht (can. 1220), daß „alle, die es angeht, dafür zu sorgen“ haben, daß von einem Gotteshaus „ferngehalten wird, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“.   
Laut can. 1211 CIC steht grundsätzlich fest, daß heilige Orte  –  also auch Kirchen  –  durch „schwer verletzende, mit Ärgernis für die Gläubigen verbundene Handlungen“ geschändet werden. Erkennt der Ortsordinarius (Bischof) eine solche Schändung, darf dort laut Can 1211 erst wieder Gottesdienst gehalten werden, wenn das Sakrileg durch einen Bußritus behoben ist.
Etwas anderes wäre es, wenn  es sich um eine profanierte, durch den Bischof „außer Dienst gestellte“ Kirche handeln würde, was hier aber nicht der Fall ist.
In solch klaren Fällen versteht das Kirchliche Gesetzbuch (CIC)  keinen Spaß an heiliger Stätte, denn das Gotteshaus ist durch die Kirchweihe jeder unangebrachten Nutzung entzogen und allein für Liturgie, Gebet und Sakramente bestimmt. 
Daher regelt Can. 1210, daß an einem geweihten Ort nur zugelassen werden darf, was dem Kult, der Frömmigkeit und der Ausübung und Förderung der Gottesverehrung dient und daß auch bei einer Einzelfalls-Sonderregelung durch den Bischof dafür zu sorgen ist, daß von einem Gotteshaus „ferngehalten wird, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“.
Felizitas Küble, 48167 Münster
Unser Artikel wurde auch auf KATHNEWS veröffentlicht: http://www.kathnews.de/ein-gastmahl-gehoert-nicht-in-die-kirche
 

Kommentare

19 Antworten

      1. Ein 3-Gänge-Menü in der Kirche kann aus „richtigem Essen“ bestehen –
        aber in der katholischen Kirche kann es auch sein, dass jemand humorvoll wirken wollte
        1. Gang = geistige Nahrung
        2. Gang = Leib Christi
        3. Gang = Blut Chriisti
        Zu meiner ersten Heiligen Kommunion haben wir auch in der Kirche das Blut Christi trinken dürfen, das war auch ein einmaliges Erlebnis und unvergesslich.
        Haben die in dieser uralten Kirche eine Heizung ?
        Wie groß ist die Kirche eigentllich ?
        Mußten die die Kirchenbänke beiseite stellen, um dort Biertische aufzustellen ?
        Wer hat das Festessen organisiert ???
        Die Menschen, die immer helfen, es sind ja doch immer die gleichen.
        Biertische aufklappen, Bierbänke aufklappen, Tische decken, Geschirr zur Kirche schleppen, Gläser zur Kirche schleppen. Das Essen muß warmgehalten werden, dafür gibts ja Wärmebehälter. Getränke müssen wohl nicht gekühlt werden, ist ja kalt genug dort.
        Die Personen, für die das Fest organisiert wurden, sind genau die Personen, die immer helfen – also außer einer Menge organisiatorischer Arbeit ist nicht viel dabei rübergekommen.
        Ich war bei dem Fest nicht dabei, ich habe nichts gesehen.
        Gibts ein paar Fotos von diesem Ereignis, die würde ich gerne mal sehen.
        So – intensiver möchte ich mich nicht damit beschäftigen, sonst rege ich mich noch mehr auf.
        Die Kirche ist ein Haus zum Beten, das gilt nach wie vor.
        Hier ist das Pfarrheim inklusive WC zwar direkt neben der Kirche.
        Abgesehen, dass JESUS es nicht wünscht, dass wir in der Kirche „weltliche 3-Gänge-Menüs“ zu uns nehmen, hätte ich auch wirklich keine Lust all die DINGE vom Pfarrheim in die Kirche zu transportieren (möglichst noch mit dem Auto).
        Ein weltliches 3-Gänge-Menü wird sicherlich nicht auf Papptellern serviert, also muß man anschließend die schmutzigen Teller noch zurück zum Pfarrheim transportieren, bevor man sie dann spülen kann.
        So eine AKTION paßt nach SCHILDA – aber doch nicht nach Münster.

        1. Guten Tag,
          die betreffenden Zeitungsartikel über jenes „Gastmahl“ sind leider nicht online, sonst hätte ich dazu verlinkt.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble
          (Die Kirchenbänke wurden für jene 3-Gänge-Menü-Veranstaltung aus dem Gotteshaus entfernt.)

    1. Dort gibts zwei Kirchen.
      Die eine aus dem 13. Jahrhundert und die andere aus 1913.
      Die ältere war schon einmal verweltlicht wprdwn umd wurde in den 80er Jahren wieder geweiht
      Ich kanns mir zwar nicht vorstellen aber vielleicht reicht denen ja doch dIe Kirche aus 1913
      Gefeiert wurde ja scheinbar in der Kirche Alt sankt Clemens
      WAR DER BISCHOF AUCH GELADEN.
      Gottesdienste finden da noch statt habe ich gelesen.
      Was gabs eigentlich.
      Gaensebraten mit Knoedel und Rotkraut sicher.
      Jesus hat frueher in den Häusern gegessen und gebetet aber im Tempel nur gebetet
      WENN OBDACHLOSE IN DER KIRCHE SCHLAFEN MACHTS JA NOCH SINN obwohl ich es auch traurig finde.

  1. Das muss ich zu meinem bereits abgeschickten Kommentar auch noch loswerden:
    In einer größeren Kirche in Münster hörte ich mal ein Chorkonzert, in dem u.a. der
    Chor der Priester aus Mozarts „Zauberflöte“ in einer musikalischen Andacht gesungen
    wurde. Das ist ein wunderbarer Chor, und in Mozarts Musik höre ich ohnehin den Christus. Aber der Text dieses Chores „O Isis und Osiris, welche Wonne!“ ist in einer christlichen
    Kirche deplatziert, Isis und Osiris sind nun mal fremde Götter. Die sollte man Gläubigen
    nicht im christlichen Altarraum servieren. Ich konnte gut verstehen, dass der Pfarrer
    sauer war.

  2. Für mich gilt der Satz „Soli Deo Gloria“. Soweit ich weiß, wurde dieser Satz auch von J.S.Bach vertreten. Der Tempel dient allein der Ehre Gottes. Das göttliche Mahl ist von gewöhnlicher
    Speise zu unterscheiden. Auch die Musik in der Kirche dient zunächst der Ehre Gottes und der Innerlichkeit des Menschen im Hinblick auf Gott. Sie ist nicht Selbstzweck. Applaudieren aber ist eine Abreaktion der innerlich entstehenden Energie, die zu Gott aufrichten soll.
    .
    In einer neueren Hiltruper Kirche habe ich vor ca. 3 Jahren mal ein Chorkonzert mit Shanties gehört. Der Chor stand im Altarraum und sang „What shall we do with the drunken sailor?“ u.ä.m. Und eine Sängerin sang hüftschwenkend Lieder, die mich an eine Bar erinnerten. Natürlich wurde kräftig geklatscht. Als ich dann beim Herausgehen ins Weihwasserbecken griff, kam ich mir vor wie in einem falschen Film. Mich hat das damals richtig verwirrt.
    In der Diaspora kennt man sowas nicht.

  3. Sehr geehrte Frau Küble,
    Münster ist leider nicht der einzige Ort wo das passiert.In der Mönchengladbacher Citykirche wurden schon öfter “ Gastmähler “ in der Kirche gehalten.Nicht nur das ,da tanzen auch schon mal die muslimischen Derwische in der Kirche. Die Kirche wird dort für viele Veranstaltungen genutzt ,die nichts mit dem katholischen Glauben zu tun haben.

  4. Gastmahl (Essen) in einer „noch im Dienste“ stehenden Kirche ist unangebracht, selbst wenn dazu der geeignete Raum fehlt. Die Kirche hätte das Gastmahl auch in einem Restaurant/Gasthof durchführen können. Mit dem heute gelegentlich dankenden „Applaus“ für Orchester und Sänger etc. in der Kirche nach Hochfesten habe ich auch meine liebe Mühe; ich mache einfach nicht mit.

  5. Interessant, diese Sache!
    Frau Kübler, auch ich finde Ihre Kritik einseitig und überzogen.
    Denn auch die Kirche ist ja in allen Bereichen in Entwicklungen einbezogen, denen sie gar nicht ausweichen kann. Alles Neue wird doch – gerade in der Kirche – erstmal kritisch beäugt und beargwöhnt: Die ersten Orgeln waren umstritten, das Einbauen von Kirchenbänken – unglaublich, sich vor Gott nicht auf die Knie zu werfen, sondern zu setzen! Usw. usf.
    Dann in den 6oern die Bands, die Gospels, Saxophon, Schlagzeug! Hilfe, Teufelszeug! Dann, ab den 7oern, ersetzte man gelegentlich Kirchenbänke durch Stühle, riß z.T. Altes heraus, um zu modernisieren, heute baut man für diese Kirchen wieder neue Bänke.
    Hunderte Beispiele, gerade jetzt, zum Jahresanfang, Sektempfang für die Stadtoberen mit Orgelkonzert in der Kirche usw.
    Wer regt sich heute über Orgeln in der Kirche auf, über Kirchenbänke oder andere Sitzgelegenheiten? Über Bands, Saxophone, Gospels?
    Papst Franziskus ist doch in persona das beste Beispiel für Bewegung, Reibung. Ich finde, das tut gut, und seit wie vielen Jahrzehnten wird von einer Erneuerung der kath. Kirche gesprochen…
    Übrigens habe ich als Kirchenmusiker schon oft bei Neujahres- u.a. Empfängen oder einfach als Teil von Konzerten Sekt und Orangensaft in Kirchen erlebt, Schnittchen bei Orgel-oder Jazzmusik, mit und ohne Segen des Pfarrers, in evangelischen, einmal auch in einer kath. Kirche, unter der Fürsorge vielbeschäftigter, liebenswürdiger älterer Damen und auch bei deutlicher Kritik evangelikaler Jugendlicher – panta rhei.

  6. Etwas Besonderes bieten – das Innere eines Kirchenraumes kommt da gerade recht.
    Die Präsenz des Tabernakels und des Kruzifixes, das Ewige Licht, die Bilder des Kreuzweges, vielleicht noch eine schöne Marienstatue – in solch einer Umgebung tafelt es sich doch besonders schön. Da kommt wahre Freude auf!
    Ob wohl der eine oder andere Gast so etwas wie Scham oder Gewissensbisse verspürt hat?
    Oder hat hier das Essen angesichts des etwas anderen „Ambientes“ besonders gut gemundet?
    Ein 3-gängiges Menu im Pfarrsaal einnehmen, das kann jeder!
    Es ist unglaublich, was mittlerweile alles durchgeht!

  7. Sehr geehrte Frau Küble!
    Ich finde, Sie werfen Äpfel und Birnen in einen Korb.
    Ein „Dankeschön-Dinner“ mit dem Grundprinzip eines Wirtshauses gleichzusetzen, läßt an Ihrem Einschätzungsvermögen zweifeln.
    Die „Heiligkeit“ dessen, was in der Kirche stattfindet, wird im Bewußtsein des ausrichtenden Veranstalters, des „Verantwortlichen“, Gebenden, entschieden. Und wenn es dabei um ein im christlichen Sinne gemeintes „Danke“ an das christliche / soziale Wirken von Mitmenschen geht, finde ich das nicht unheilig. Es wird den Herrn gefreut haben, glaube ich.
    Ich finde Ihre Kritik überzogen.

    1. Auch wer „heureka“ ruft, hat gelegentlich nichts gefunden – erst recht nicht ein „Grundprinzip eines Wirtshauses“, das von einem „Dankeschön-Dinner“ zu unterscheiden wäre.
      Auch hängt die „Heiligkeit“ dessen, was in der Kirche stattfindet, keineswegs (nur) vom „Bewußtsein des ausrichtenden Veranstalters“ ab (das Dritten sowieso nur vermutungsweise erkennbar ist). Vielmehr gibt es verbindliche Geschmacksurteile über „heilig“ und „unheilig“, „erhaben“ und „alltäglich“ usw.
      Ein vergnügliches Schmausen in der Kirche, also in Gegenwart des Allerheiligsten, ist unabhängig vom Bewußtsein oder der Bewußtlosigkeit des Veranstalters eine eher unheilige Angelegenheit.

  8. Eine solche Beschwerde geht in der deutsch-katholischen Kirche den Oberen mal eben am A… vorbei. Auf anderen Gebieten (z.B. in Zollitsch’s Reich) ist man da schon viel weiter.

  9. Gibt es nicht eine Stelle in den Briefen des hl. Paulus, wo er sich gegen das Speisen in oder im Anschluß an gottesdienstliche Versammlungen wendet und (rhetorisch) fragt, ob seine Adressaten nicht Häuser dafür hätten?

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