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Regensburg: Bischof Rudolf Voderholzer über Papst Benedikt und seine Theologie

Auszüge aus einem INTERVIEW von Michaela Koller mit dem Regensburger Oberhirten Rudolf Voderholzer:

Wir haben in diesen Tagen den 10. Jahrestag der Wahl des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger zum Papst gefeiert. Was ist Ihre Prognose: Wird Papst Benedikt XVI. als Kirchenlehrer in die Geschichte eingehen?

Bischof Dr. Rudolf VoderholzerKollerPapst1

Er wird als der Theologenpapst in die Kirchengeschichte eingehen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich lese das auch an der großen Nachfrage nach seinen Gesammelten Schriften ab, die sein theologisches Werk zusammenfügen, die aber auch die Grundlage für die Lehrverkündigung des Papstes als obersten Hirten der Kirche bilden. Wo ich hinkomme in der Welt, erlebe ich eine ganz große Wertschätzung. (…)

FOTO: Papst Benedikt und die Vatikankorrespondentin Michaela Koller

Der emeritierte Papst schreibt gerade einfachen gläubigen Menschen einen „hellen Blick für das Wesentliche“ zu. Schwierige theologische Inhalte transportierte der Theologenpapst selbst von überraschender Verständlichkeit. Ist diese Maxime der Einfachheit auch schon in der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils bei Joseph Ratzinger zugrunde gelegt?

Die Freundschaft mit Christus als Mitte des Glaubens

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Bischof Voderholzer (siehe Foto):

Das ist auch ein roter Faden: aus der Mitte heraus denken. Der Glaube ist deshalb einfach, weil er in einer Person gründet und Antwort ist auf die Selbsterschließung Gottes in Jesus Christus.

Deswegen ist der Glaube für jeden einfach, der aus dieser Christusbeziehung heraus lebt, der sich durch Jesus Christus und den Heiligen Geist den Weg zum Vater öffnen lässt.

Der Glaube ist keine Sache der Intelligenz oder großen Belesenheit oder Gelehrsamkeit, sondern eine Frage der persönlichen Beziehung. Um auf den einfachen Kern hinzuweisen, bedarf es einer guten Verkündigung und der Einsicht in die Hierarchie der Wahrheiten und ihren inneren Zusammenhang. Sie müssen von einer Mitte her gesehen werden, und das ist die persönliche Beziehung, die Freundschaft mit Jesus Christus, dem Herrn seiner Kirche.

Sprechen wir über den Wahrheit suchenden Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI.. Welche Quellen theologischer Erkenntnis sind in seinen frühen Arbeiten herausgearbeitet?

Bischof Voderholzer: RadioVatikan

Joseph Ratzinger geht hier ganz klar von der immer gültigen Lehre der Kirche aus, die Melchior Cano im 16. Jahrhundert in der Lehre von den „Loci theologici“ formuliert hat. Die wichtigsten Quellen des Glaubens der Kirche sind die Heilige Schrift, die Glaubensüberlieferung der Kirche (Tradition), die Autorität der Kirchenväter, der scholastischen Theologen und besonders auch der Heiligen. 

All das ist mit einer großen Wertschätzung der menschlichen Vernunft verknüpft, die hilft, wenn sie sich für Gott öffnet, den Glauben zu verstehen. Auch die Vernunft sowie die Philosophie sind ein „theologischer Fundort“ (locus theologicus); sie gehören zu den loci alieni.

Warnung vor „neuem Heidentum in der Kirche“

Joseph Ratzinger hatte die Lebensrealität in der mitteleuropäischen und amerikanischen Zivilisation schon immer mit großer Nüchternheit eingeschätzt. Es gibt sehr frühe Schriften, die von einem neuen Heidentum in der Kirche sprechen.

Freilich ist für ihn diese Situation nicht normativ in dem Sinne, dass die Kirche ihren Glauben an die Situation anpassen müsste. Es ist umgekehrt eine Herausforderung, die Verkündigung zu intensivieren und das, worauf es im Glauben ankommt, den Menschen verständlich zu erklären und auch vorzuleben.

Mit Blick auf aktuelle Debatten: Welche Bedeutung hat denn die Lebenswirklichkeit der Menschen etwa in den Vorlagen, die Joseph Ratzinger für Kardinal Joseph Frings von Köln erstellte?

Bischof Voderholzer:

Das Problem, das wir gegenwärtig haben, ist ja, dass eine Lebensrealität, die sich vom Glauben entfernt hat, plötzlich zur Norm oder Glaubensquelle erklärt werden soll. Das ist in der Kirche nie so gesehen worden. bischof

Es hätte keine Zehn Gebote, prophetische Weisungen oder den Umkehrruf Jesu gebraucht, wenn das, was sowieso schon geschieht, für in Ordnung bzw. dem Willen Gottes entsprechend betrachtet worden wäre. Man muss die Realität nüchtern sehen und dann eine Antwort darauf finden, wie man die Botschaft Jesu glaubwürdig verkünden kann.

„Größe und Schönheit des Glaubens darstellen“

Selbst Jesus musste aber erleben, dass auf seine Predigt hin viele Menschen sagten: Seine Rede ist hart, wer kann das ertragen. Und dann sind sie wieder gegangen.

Jesus läuft aber nicht den Leuten hinterher, sondern fragt die Apostel: Wollt auch ihr gehen? Petrus antwortet dann: Herr, wohin sollen wir gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens (vgl. Joh 6,60–71).

Es wäre ein wichtiges Modell für die Gegenwart, nicht die Preise herunterzusetzen, sondern das, was wir haben, aufzupolieren, in aller Schönheit und Größe darzustellen. Diesen Vorschlag hat auch Joseph Ratzinger sehr früh gemacht. In diesem Zusammenhang verstehe ich auch seine Rede von der „Entweltlichung“.

Quelle und weiterer Text: http://www.vaticanista.info/2015/04/22/joseph-ratzingers-bedeutender-einfluss-auf-offenbarungs-und-kirchenlehre-des-konzils/

2. Teil hier: http://www.vaticanista.info/2015/04/22/freundschaft-mit-jesus-christus-als-roter-faden/

Fotos: Michaela Koller (1), Bistum Regensburg (2), Archiv

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