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Robert Spaemann zu den "Dubia": Die vier Kardinäle haben korrekten Weg eingehalten

Kürzlich gab der bekannte katholische Philosoph Prof. Dr. Robert Spaemann ein Interview zum umstrittenen päpstlichen  Schreiben „Amoris Laetitia“. Das Gespräch wurde in Italien und im englischen Sprachraum veröffentlicht. Die traditionsorientierte Initiative PMT (Pro Missa Tridentina) hat den Text im Originalwortlaut zur Verfügung gestellt:Foto Michaela Koller

1) Was denken Sie über die Entscheidung von vier Kardinälen, zuerst ihre “Dubia” dem Papst zu unterbreiten und danach den Brief bekannt zu geben?

Mit den vier Dubia erfüllen die Kardinäle ihre Pflicht, als „Senatoren“ der Kirche dem Heiligen Vater mit Rat beizustehen. Es handelt sich hier um einen wirklichen Notfall, in dem eine Spaltung der Kirche droht.

Der oberste Schlichter in der Kirche ist der Papst. Zu bedauern ist es, dass nur vier Kardinäle in dieser Sache initiativ geworden sind. Die Weigerung des Papstes, auf den Appell der vier Kardinäle zu antworten, erfüllt mich mit großer Sorge, weil das oberste Lehramt abtaucht.
Natürlich ist es schwer, eine Doppelrolle zu spielen, einerseits als Partei, andererseits als Richter. Und die Rollen dürfen nicht vermischt werden. Und niemand kann dem Papst diese Doppelverantwortung abnehmen.
Die vier Kardinäle haben den korrekten Weg eingehalten. Der Papst ist der erste Adressat der Dubia. Meines Erachtens hätte das Schreiben zwar über die Glaubenskongregation laufen müssen. Aber jedenfalls haben die Absender keinen „öffentlichen Brief“ geschrieben, sondern sich unmittelbar an den Heiligen Vater gewandt. Die Öffentlichkeit haben sie erst aufgesucht, nachdem der Papst sich weigerte, zu antworten.

„Tiefe Abneigung des Papstes zu JA-oder-NEIN-Entscheidungen“papst_letzter_tag_01

2) Wie interpretieren Sie die Stille Papst Franziskus‘ gegenüber Bedürfnissen, die von einer objektiven Situation der Verwirrung der Gläubigen motiviert sind? Wenn auch nur wegen der verstärkten Desorientierung der Massenmedien?
Der Papst hat offenbar eine tiefe Abneigung gegenüber Ja-oder-Nein-Entscheidungen. Aber Christus, der HERR der Kirche, stellt seine Jünger oft vor solche Entscheidungen. Gerade in der Frage bezüglich des Ehebruchs schockiert er die Apostel durch die Einfachheit und Klarheit seiner Lehre.
3) Vielleicht besteht die tückischste Rechtfertigung, um in einigen Fällen die Kommunion für geschieden Wiederverheiratete zu öffnen, in dem Hinweis, dass diese Personen nicht der Sakramente beraubt werden dürften, da es nicht möglich sei, ihre subjektive Situation zu bestimmen. Die Objektivität solle nicht auf Kosten der Subjektivität gehen. Was können Sie uns in dieser Hinsicht sagen?
Es ist ein großer Irrtum, zu denken, die Subjektivität sei der letzte Maßstab für die Spendung der Sakramente. Zwar ist jedes Handeln gegen das Gewissen schlecht, aber Handeln aufgrund eines irrenden Gewissens ist es ebenfalls. Das lehrt ganz eindeutig der heilige Thomas von Aquin. Auf diese Weise kann ein „casus perplexus“ entstehen. Gelöst werden kann die Perplexität nur durch „Bekehrung“, durch Öffnung des Gewissens für die objektive Wahrheit. Der Ort der Auffindung der Wahrheit ist einerseits die Vernunft, andererseits die Offenbarung Gottes.
4) In den Dubia Nr. 2,4,5 wird der Heilige Vater gefragt, ob man einige Lehren «die auf der Hl. Schrift und der Tradition der Kirche beruhen», noch für gültig halten müsse. Ist es nicht schockierend, dass man sich fragen muss, ob man den Quellen der Offenbarung noch vertrauen solle?
„Wollt auch ihr gehen?“, diese Frage stellt Jesus seinen Jüngern, als die Menge vor den Worten Jesu die Flucht ergreift. Petrus argumentiert nicht, sondern fragt nur: „Wohin sollen wir denn gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Quelle (englischsprachig): http://www.onepeterfive.com/robert-spaemann-it-is-deplorable-that-only-four-cardinals-have-taken-the-initiative/

Fotos: Michaela Koller, Radio Vatikan

 

Kommentare

3 Antworten

  1. Alleine die Kennzeichung des Papstes als eines Mannes, der sich vor einem Ja und einem Nein scheut, disqualifiziert ihn aufs Schlimmste. Wie war das mit „Eure Rede sei jaja, neinnein“?!
    Dennoch werde ich den Eindruck nicht los, dass das alles so kommen muss, dass es nicht anders geht. Hier gärt etwas aus, wie es Jesus selbst in seinen Endzeitreden angekündigt hat.
    Dass der Papst im Advent, wo wir besonders Johannes des Täufers gedenken, der wegen seines Einstehens für die Ehe ermordet wurde, zurückweicht, ist ein Tatsache, die man als Tatsache verstehen und richtig einschätzen muss:
    Er glaubt also nicht daran, dass die Treue zwischen Gott und Kirche unverbrüchlich sein müsste – dafür steht nämlich die Ehe.
    Sehen wir uns an, was er alles treibt, wie er die Seelen verkauft und mit den Antichristen flirtet, während er den Seinen keine Antworten mehr geben will…

    1. Schön formuliert und es spricht mir aus dem Herzen. Die Christen wurden doch schon längst für eine politische Ideologie gespalten. Stand gestern vor dem Denkmal von Martin Luther und wenn man nicht all seine Sünden, zu denen er sich als Mensch bekennt (Antisemitismus) gut heißt, da finde ich es eine Frechheit von Kirchenvertretern, seine menschliche Eigenschaft, nicht frei von Schuld zu sein, derart hoch zu spielen, um seine Fehler im antisemitistischen Sinne zu missbrauchen oder warum sonst verbündet sich der Bischof mit Muslimen und Grünen, die eigentlich das freie Christentum hassen?
      Wir können glücklich sein, ein Reformationsjahr zu haben, aber sollten bedenken, dass einige Kirchenfürsten versuchen, das Reformationsjahr für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen und ihre chaotischen Ideologien uns als Reformation verkaufen wollen, und das dumme Schaf soll nicht merken, dass man unsere christliche Religion missbraucht. Da wären die Auswüchse, wo Christen neuerdings Gott in Allah umtaufen, obwohl dieser zur Unterdrückung, Versklavung und Ermordung aufgerufen hat. Auch dieser Genderwahnsinn, der Menschen entwürdigt……..

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