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Rückblick auf die Passion unseres HERRN und das Ostergeschehen

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Die Passionswoche fasst wie in einem Mikrokosmos die Mission Jesu mit seinen Reden und seinem Tun zusammen. Er mobilisiert die Menschen, erfährt aber auch Ablehnung durch die Führer des Volkes. Seine Sendung mündet ein in die Verurteilung und Kreuzigung.

Am Palmsonntag feiern wir den Einzug Jesu in Jerusalem. Der HERR verzichtet nicht darauf. Er hat ihn gewollt. Aber er geschah anders als bei den Herrschern dieser Welt. Jesus saß auf einer Eselin. Trotzdem „geriet die ganze Stadt in Aufregung“, wie Matthäus berichtet. Danach folgten die letzten Auseinandersetzungen mit seinen Feinden.

BILD: Prof. Gindert als Redner auf dem von ihm gegründeten Kongreß „Freude am Glauben“

Zwei Tage vor Ostern sagte er zum wiederholten Mal, dass er den Juden zur Kreuzigung ausgeliefert werde. Seine Jünger verstanden ihn auch diesmal nicht.

Wie können wir uns das erklären?

Als die Jünger mit dem HERRN das Ostermahl hielten, hatte er ihnen zuvor die Füße gewaschen. Das war ein einprägsames Zeichen für den niedrigsten Dienst, den die Sklaven in der damaligen Zeit zu leisten hatten. Der HERR forderte sie auf, das auch dem Nächsten zu tun. Das war die Umkehr der Rolle von den Niedrigen zu den Hochgestellten. Wären Frauen anwesend gewesen, hätte er selbstverständlich auch ihnen die Füße gewaschen.

Wir werden bei diesem Ostermahl Zeugen für die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut des HERRN mit dem Auftrag an die Jünger, dieses Geschehen für die Vergebung der Sünden weiter zu vollziehen.

Wir erleben außerdem mit, dass sich Judas aus ihrer Mitte entfernt, um seinen Verrat auszuführen.

Judas ist für viele eine rätselhafte Gestalt

Aus dem Evangelium wissen wir: Er führte die Kasse und entwendete Geld für sich. Er nahm 30 Silberlinge, um seinen HERRN auszuliefern. Aber wir wissen auch, dass er die Verurteilung Jesu zum Tod nicht wollte. Er brachte dem Hohen Rat das Geld zurück, das dieser aber nicht annahm. Judas warf die Silberlinge in den Tempel und erhängte sich.

War eine wirksame Reue nicht möglich? Sicher! Denn Jesus starb am Kreuz für alle Sünder, auch für die Verräter. Judas bereute die Konsequenzen seines Verrats. Es war aber mehr verlangt, nämlich die Gesinnung zu verändern, die zu dieser Tat geführt hatte und das Erbarmen Gottes für sich anzunehmen. Dazu war er nicht fähig.

Wo ist Judas? Wir wissen es nicht. Wohl aber kennen wir das Wort des HERRN: „Es wäre für ihn besser, wenn er nicht geboren wäre“.

Die Treueschwüre der Apostel

Bei diesem Ostermahl erleben wir auch die Treueschwüre der Jünger, insbesondere die des Petrus. Waren sie nicht ernst gemeint? Sicher! Die Jünger verbrachten drei Jahre mit ihm. Sie haben viele Wundertaten dabei erlebt: Die Brotvermehrung, Krankenheilungen, die Erweckung von Toten, den Seesturm, den Massenabfall. Sie blieben trotzdem bei ihm. 

Sie gaben auch die richtige Antwort, als er sie fragte: Für wen halten die Leute den Menschensohn? – Sie waren überzeugt, Jesus ist der Messias. Wir müssen aber annehmen, dass sie eine andere Messias-Vorstellung als der HERR hatte, nämlich: Christus würde das Reich wieder aufrichten, indem sie rechts und links von ihm sitzen würden.

Wo platzte dieser Traum?

Womöglich bei der Gefangennahme Jesu nahe dem Ölberg, als sich Jesus ohne Widerstand fesseln ließ und vor den Hohen Rat geführt wurde. Petrus hatte bei dieser Gefangennahme noch mutig das Schwert für seinen HERRN gezogen.

Was war das für ein Hoher Rat und war das Urteil formal in Ordnung?

Der Hohe Rat war schon versammelt. Auch das Urteil stand fest, bevor noch ein Wort gesagt worden war. Denn der Hohe Priester Kajaphas hatte mit seinem Wort „Es ist besser, dass ein Mensch stirbt, als dass das ganze Volk zugrunde geht“, die übergroße Mehrheit hinter sich.

Das „Volk“ musste für diesen Schauprozess für die Machtambitionen des Hohen Rates herhalten. Denn ihnen ging es um Machterhaltung im Schatten der römischen Besatzer, mit denen sie sich arrangiert hatten. Jesus konnten sie nicht, wie das Beispiel mit der Frage zeigt „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen“? für ihre Zwecke instrumentalisieren.

Konflikte zwischen Pharisäern und Sadduzäern

Der Hohe Rat war keine homogene Einheit. Pharisäer und Sadduzäer stritten sich nicht nur in der Frage der Auferstehung nach dem Tod. Auch in der Nähe zur römischen Besatzungsmacht gab es deutliche Unterschiede.

Auf diesem „Schauprozess“ wurde das vorgesehene Verfahren eingehalten. Jesus sollte aber gezwungen werden, den Urteilsgrund – die angebliche Gotteslästerung – selbst auszusprechen. Der Hohe Priester stellte Christus die Fangfrage: „Bist du der Sohn Gottes?“, die Jesus im gewünschten Sinne beantwortete.

Die Ratsherren hielten sich für „gebildet“ und verachteten das einfache Volk. Diese „Bildung“ hielt sie aber nicht davor zurück, den Lazarus zu töten, den Jesus von den Toten auferweckt hatte und der der lebendige Beweis seiner Vollmacht war.

War Pilatus ein Rechtsbrecher und Feigling?

Da der Hohe Rat das Todesurteil nicht vollstrecken konnte, stand Jesus nun vor Pilatus, dem Vertreter der römischen Macht. Sein Bild bereitet uns Probleme. Pilatus wurde mit dem „Fall“ konfrontiert. Er hatte ihn nicht gesucht. Die Rechtslage war für Pilatus klar: Jesus ist unschuldig. Pilatus war soweit über ihn informiert, dass er wusste, der Hohe Rat hat ihn aus „Neid“ überliefert.

Er schwankte in seinem Urteil. Seine Frau hatte sich an ihn gewandt, er möge mit einer Verurteilung keine Schuld auf sich laden. Als Pilatus erfuhr, dass Jesus aus dem Gebiet von Herodes stammte, sah er eine günstige Gelegenheit, Jesus an ihn abzuschieben. Herodes versuchte, Jesus ein Wunder zu entlocken und ihn in einer Show seinen Gästen vorzuführen. Als das nicht gelang, schickte er Jesus mit einem Narrenkleid zu Pilatus zurück.

Um mit den anklagenden Juden zurechtzukommen, bot Pilatus ihnen die Geißelung an – ein Rechtsbruch! – um ihn dann frei zu lassen. Aber Todfeinde können nicht bestraft werden. Sie müssen eliminiert werden. Nur der Tod beruhigt sie. Wir kennen das aus totalitären Staaten.

Die jüdischen Führer wussten, dass es zu den Aufgaben der römischen Stadthalter gehörte, die Menschen in den besetzten Gebieten zu befrieden, solange kein Aufstand gegen die Römer vorlag. Pilatus wusste, dass die leitenden Juden einen Draht nach Rom hatten. Ihr letzter Trumpf war: „Wenn du Jesus freilässt, bist du kein Freund des Kaisers“. Diese Karte stach. Der Weg war frei für die Kreuzigung.

Mit der Volksmenge, welche die Kreuzigung Jesu forderte, waren nicht die Israeliten insgesamt gemeint, sondern jene, die sich dafür instrumentalisieren ließen. Das war damals nicht anders als heute.

Was hat mich an Ostern beeindruckt?

Unsere Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Jesu, aber auch das Geschehen mit seinen Jüngern. Sie hatten sich aus Angst vor den Juden hinter verschlossenen Türen verrammelt. Sie brauchten den HERRN, der sie wieder aufgerichtet hat und ihnen eine Perspektive gab. Sie fühlten sich als Versager.

Da trat er in ihre Mitte mit den Worten: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Empfanget Heiligen Geist. Denen ihr die Sünden nachlasst, denen sind sie nachgelassen; Denen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten“. Kein Wort des Tadels.

Diesen Heiligen Geist brauchen auch wir und eine Perspektive – gerade auch in Deutschland!

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert gründete den Dachverband „Forum deutscher Katholiken“ mit den Kongressen „Freude am Glauben

 

Kommentare

6 Antworten

  1. Auch die Parsen bzw. monotheistischen Zarathustrier bzw. Zoroastrier warteten auf einen göttlichen Erlöser, siehe dazu die „Magoi aus dem Osten“ im Neuen Testament der Bibel und den Propheten Daniel.

    Christuswege – siehe auch zu den Parsen bzw. monotheistischen persisch-medischen Zarathustriern oder Zoroastriern nach dem Propheten Zarathustra bzw. Zoroaster

    http://www.christuswege.net

  2. Wir werden bei dem Passahmahl Jesu mit seinen Jüngern nicht „Zeugen der Verwandlung“ von Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu, sondern Jesus spricht darin ein Gleichnis für uns. Jesus sagt auch nicht, dass wir dieses Geschehen zur „Vergebung der Sünden“ ausführen sollen, sondern „zu Seinem Gedächtnis“ – also an Seine Heilstat am Kreuz. Die Bibel spricht hier ein sehr eindeutiges Wort….

  3. Jesus war Jude. Alle die ihm nachfolgten waren ebenso
    Juden. Seine Familie, Maria und Josef, Juden.
    Alle seine Jünger, Juden.
    Er wurde von römischen Soldaten getötet!

    Erst mehr als dreihundert Jahre nach Christus nannten
    sich die Christen, Christen. Bis dahin waren sie eine jüdische Sekte.

    Die Römer waren entsetzliche Juden- und Christenverfolger. Zum Glück hatte sich das später gegeben und Rom wurde christlich erobert. Nach grausamer Christenverfolgung.

  4. Für die im Artikel behauptete Tötung des Lazarus durch die Ratsherren hätte ich von Hn. Gindert gerne die Informationsfundstelle! Mir ist von diesem Vorgang bisher nichts bekannt.

    1. Guten Tag
      in Joh 12,10 heißt es, daß die Hohenpriester beschlossen haben, auch Lazarus zu töten.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

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