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Saarland: Wird es das erste zweisprachige Bundesland in Deutschland?

Das Saarland soll nach dem Willen der schwarz-roten Landesregierung das erste zweisprachige Bundesland in Deutschland werden. Bis 2043 solle sich Französisch zur zweiten Verkehrssprache entwickeln. 0022

„Die ab dem Jahr 2013 geborene Generation soll alle Chancen erhalten, damit sich die französische Sprache neben der deutschen Amts- und Bildungssprache bis zum Jahr 2043, also innerhalb einer Generation, zur weiteren Verkehrssprache im Saarland entwickeln kann“, heißt es in der am vorigen Dienstag von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) vorgestellten sogenannten „Frankreichstrategie“ der saarländischen Landesregierung.

Leitwort: „Tor zu Frankreich“

Mit dieser solle das Saarland zur „Brücke nach Deutschland und als Tor zu Frankreich“ werden.
Als Teil der Strategie soll Französisch bereits ab der frühen Kindheit, beginnend in der Kita und Grundschule, durchgehend vermittelt werden. Französischsprachige Erzieher und Lehrer sollen die frühkindliche Spracherziehung gewährleisten.
In den Grundschulen werde ab der 1. Klasse der Französisch-Unterricht flächendeckend eingeführt. Der Ausbau der Ganztagsschulen biete dabei die Chance, die Französischförderung noch zu stärken.

Französisch als Einstellungskriterium

An den Schulen und in den Kitas solle die „Rekrutierung muttersprachlichen Personals oder französischsprachige ausgebildeter Fachkräfte“ ebenso intensiv geprüft werden, wie die Einrichtung „binationaler Fachklassen“. Bei der Ausbildung der Grundschullehrer solle der „Frankreichorientierung“ eine „besonderer Stellenwert“ eingeräumt werden.
Auch die Landesverwaltung will auf dem Weg hin zu einem zweisprachigen Bundesland mit gutem Beispiel vorrangehen. So sollen Französisch-Kenntnisse als Einstellungskriterium vorausgesetzt werden sowie alle Beschäftigen einen Anspruch auf „Sprachaus- und Fortbildung“ erhalten. Auch könnten französische Bürger gezielt für bestimmte Aufgaben in der Verwaltung angeworben werden.
Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer warb bei der Bevölkerung für eine breite Unterstützung ihrer Frankreichstrategie. Nur wenn diese von der Bevölkerung mitgetragen werde, könne sich das Saarland tatsächlich zu dem einzigen mehrsprachigen Bundesland entwickeln, erläuterte die CDU-Politiker.
Quelle: www.jungefreiheit.de
FRAGE unserer Redaktion zu dieser Meldung: Wo bleibt der Einsatz unserer deutschen Politiker für eine längst fällige, zweisprachige Entwicklung im Elsaß?  – Dort gäbe es weitaus mehr Anhaltspunkte für eine zweisprachige Kulturpflege „von Staats wegen“.

Kommentare

11 Antworten

  1. Als germanischer Lothringer fühle ich mich ganz wütend.
    Denn die französische Regierung hat nach wie vor all die ethnischen Minderheiten auf ihrem Territorium unterdrückt und deren Sprachen und Dialekte zerstört.
    Ein bedeutender Teil von Lothringen (und natürlich Elsass) war seit dem frühen Mittelalter deutschsprachig gewesen, nachher zweisprachig Deutsch-Französich, was ein besonderes Reichtum war.
    Dies wurde durch die jakobinische Propaganda ZUNICHTE gemacht, sodass nun junge Leute nur noch Französisch reden können (und sehr schlecht Englisch wie überall hierzulande).
    Ich raste völlig aus, wenn behauptet wird, dass die Zerstörung unserer Sprache und Identität (und die der Catalaner und Occitaner in Süd-Frankreich, Bretons, Basken und so weiter und so fort) eine GUTE SACHE war, und dass sie sich darüber freuen, dass junge Menschen einsprachig Französisch sind.
    Aus diesem Grund bereite ich zurzeit eine INTERNATIONALE PETITION, damit die französische Regierung überall regionale Sprachen als Amtssprachen und Verkehrssprachen anerkennt, sodass sie auch pflichtig in den Grundschulen gelehrt werden, genauso wie es im Walen passiert.
    http://lotharlorraine.wordpress.com/2014/04/03/a-daunting-task-defending-human-rights-in-france/
    Denn es ist eine Schande für eine moderne westliche Nation, Völkerrechte auf solch eine unverschämte Weise zu verletzen.
    Ich habe nichts gegen die Zweisprachigkeit von Saarrland wenn sie AUCH von Elsass-Lothringen nachgeahmt wird.
    Ich will übrigens ganz klar darüber sein, dass ich jegliche Form von Rassismus ablehne und der Überzeugung bin, dass Hautfarbe überhaupt keine Rolle spielen sollte.
    Liebe Grüsse aus Lothringen.

  2. >>Wo bleibt der Einsatz unserer deutschen Politiker für eine längst fällige, zweisprachige Entwicklung im Elsaß? – Dort gäbe es weitaus mehr Anhaltspunkte für eine zweisprachige Kulturpflege “von Staats wegen”.<<:
    Eine unweise, unsensible, Frage.
    Der Kundige weiß: Speziell die Elsässer sind traumatisiert durch das mehrmalige Hin- und Her zwischen Frankreich und Deutschland. Es gibt eine Unsicherheit / Phobie bei denen, die traditionell / überwiegend deutsch gesprochen haben davor, nicht als (echte) Franzosen anerkannt zu werden, wenn sie – vor allem in der Öffentlichkeit – deutsch reden.
    Leider konnte ich bei Besuchen im Elsaß – meine Großmutter war dort gebürtig – selbst die Erfahrung dazu am eigenen Leibe machen.
    In vielen anderen Grenzgebieten gibt es solche Traumata NICHT – und die Menschen diesseits und jenseits der Grenze(n) sind meistens der Sprache der "anderen Seite" kundig und haben keine Probleme damit, sie auch anzuwenden.

  3. Für einen großen Teils der (bildungsnahen) Bevölkerung könnte ein lange gehegter Wunsch ,also keine Erfindung der jetzigen großen Koalition, in Erfüllung gehen.
    Die saarländische Landesregierung plant, Französisch flächendeckend und intersiver als bisher(!) zu unterrichten. Es gibt schon länger franz. Erzieherinnen in saarl. Kindergärten und franz. Lehrer an saarl. Grundschulen. Aber eben nicht in allen.
    Was ist daran auszusetzen, wenn diese Möglichkeit jetzt allen angeboten wird?
    Woher kommt die abwegige Vorstellung, das Saarland möchte deshalb Randprovinz Frankreichs werden?
    Ca. 70 % der Saarländer wollen nicht einmal, dass das Saarland mit Rheinland-Pfalz fusioniert, um seine Schulden los zu werden!
    Es ist hingegen nicht zu leugnen, dass Mehrsprachigkeit gerade heute viele Vorteile bietet.
    Antwort auf die Frage der Redaktion:
    Selbst wenn es auf französischer Seite kein oder wenig Verständnis für dieses Vorhaben gäbe (was definitiv nicht der Fall ist!), selbst wenn „deutsche Politiker“ für manche zu spät, zu wenig oder gar nicht aktiv werden, ist das wirklich ein Grund, Bildungsinitiativen zu unterlassen? Können wir es uns mit gutem Gewissen leisten, eine solche Chance nicht wahrzunehmen?
    Kann man sich nicht mehr vorstellen, dass einer den Anfang macht und andere folgen werden? Warum muss ich mein Engagement von anderen abhängig machen?
    Und warum muss immer alles eins zu eins aufgerechnet werden? Sollten wir uns nicht freuen, dass eine nachhaltige Bildung vernünftig gefördert wird? Wem hat es jemals geschadet, den eigenen Horizont zu erweitern.
    Warum also nicht in Sprachen investieren?
    Gut, vielleicht glaubt der eine oder andere, dass indigene afrikanische oder amerikanische Sprachen für eine pluralistische Gesellschaft in Deutschland geeigneter sind oder dass es doch billiger ist, einen „15-Language Advanced Global Translator“ im Ausland zu benutzen, als selber den Mund auf zu machen und wenigstens das Essen einigermaßen verständlich zu bestellen.
    Auch solche Auffassungen fallen ja unter den Schutz der Meinungs- und Entscheidungsfreiheit.
    Eine Freiheit, die für das Saarland aber ebenfalls einzufordern ist. Denn in Sachen Bildungspolitik brauchen sich die Saarländer von niemandem bevormunden zu lassen, weil die Zuständigkeit in dieser Frage eine rein saarländische Angelegenheit ist (einschließlich der Saarländer unter den Kommentatoren und Redakteuren). Soviel Toleranz und Demokratie müssen schon sein. Gegen gute Ratschläge ist nichts einzuwenden, aber die sind eher selten.
    Das Saarland hat nach dem 2. Weltkrieg seit fast siebzig Jahren mit den benachbarten Franzosen und Luxemburgern freundschaftliche Beziehungen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene aufgebaut.
    Als weiteren Schritt für ein europäisches Zusammenwachsen im Sinne eines Johannes Hofmann, Charles DeGaulle, Pierre Mendès-France, Konrad Adenauer und Helmut Kohl begrüße ich diese Richtung weisende Entscheidung als Ausdruck einer wahrhaft europäischen Gesinnung. Vive la Sarre, vive la France!
    Fragt jetzt jemand, wo Deutschland bleibt?
    Natürlich auf der Gewinnerseite; weil gut ausgebildete Bürger am meisten zur Sicherung sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse beitragen.
    Übrigens: wer ist bloß auf den absurden Gedanken gekommen, dass die Weltsprache Englisch im Saarland abgeschafft wird, nur weil in 30 Jahren etwas mehr
    Französisch gesprochen werden soll. Hält man die saarländische Landesregierung für so fantasielos und hinterwäldlerisch? Traut man den Saarländern nicht zu, sowohl ein bisschen Französisch zu parlieren als auch auf Englisch small zu talken?
    Im Gegensatz zu anderen Bildungsdesastern wie z.B. der so genannten Bildungsplanreform 2015 in BW finde ich den Plan der saarländischen Landesregierung, Sprachenkompetenz zu fördern, besonders wertvoll und unterstützenswert.
    Mit freundlichen Grüßen aus der saarländischen Provinz!

    1. Im Prinzip ist natürlich nichts dagegen einzuwenden. Gerade ich bin sehr sprachinteressiert. Außerdem hatte ich erst den Artikel falsch verstanden. Ich dachte erst, Französisch sollte zweite Amtssprache werden. Und das hätte ich nicht gut gefunden.
      Allerdings: Es wäre besonders schön, wenn es ein Partnerschaftsprojekt Deutschlands und Frankreichs wäre. Das Saarland lernt Französisch, Lothringen lernt Deutsch. Aber davor wird Frankreich sich tunlichst hüten. Warum wohl?
      Auch generell versucht Frankreich, seine Sprache auf möglichst rein und seine Bevölkerung möglichst „francophone“ zu halten.
      Und ich halte es nicht ganz aus der Luft griffen, das andere Bundesländer da „nachziehen“ werden. Wenn es sich dann um die Sprachen der Nachbarländer Deutschlands handelt, ist es ja in Ordnung. Wenn aber irgendwelche Ströbeles dann meinen, z.B. in Berlin Türkisch als zweite Verkehrssprache einzuführen (was bei diesem Herrn nicht aus der Luft gegriffen ist!), dann ist das m.E. absolut kontraproduktiv.

  4. Schade, das Rad der Geschichte lässt leider nicht rückwärts drehen. Zweimal schon hatte Frankreich versucht, sich das kleine, von französischen Truppen besetzte Saarland dauerhaft als neues Staatsgebiet einzuverleiben. Zweimal hatte die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für die Rückkehr nach Deutschland gestimmt. Dumm gelaufen. Was wäre uns Restdeutschen alles erspart geblieben: Erich Honecker (geboren im saarländischen Neunkirchen), Oskar Lafontaine und jetzt Frau Kamp-Karrenbauer. Fühlt sich doch die Dame mit ihren Steuererhöhungsphantasien wesensverwandt mit dem französischen Staatspräsidenten und Lebemann Hollande. Was nicht ist, das kann ja noch werden. Können wir die Dame samt ihrer Entourage nicht einfach an Frankreich abtreten?

  5. Die Zweisprachigkeit des Saarlandes wird das große Vorbild für die Zweisprachigkeit anderer Bundesländer werden. Allerdings wird dort eher Türkisch als Französisch zweite Amtssprache werden.

  6. Nicht nur im Elsaß sondern auch in Lothringen gäbe es mehr Anlaß für eine zweisprachige Kulturpflege von Staats wegen. Wieso müssen unsere Politiker alles zum Nulltarif anbieten?

    1. Sorry, aber was heißt hier „Nulltarif“? Das kommt von der saarländischen Regierung selbst, wohl um das Saarland „internationaler“ oder wettbewerbsfähiger zu machen. Nirgendwo ist davon die Rede, dass Frankreich da Druck machte oder auch nur seine Finger im Spiel hätte. Deswegen halte ich den Ausdruck Nulltarif für irreführend.

  7. Ich halte das für etwas bedenklich. Zwar bin ich sehr für das Sprachenlernen, auch im Hinblick auf die Völker“verständigung“ (im wahrsten Sinne des Wortes), und weil Europa und die Welt sowieso immer weiter zusammen rückt.
    Eine bewusste „Zweisprachig-Machung“ finde ich jedoch übertrieben. Wenn es im Saarland eine starke französischsprachige Minderheit gäbe, wäre es vielleicht eine interessante Idee. Aber die gibt es ja nicht. Außerdem hat das möglicherweise auch politisch eine gewisse Brisanz, wegen der besonderen Vergangenheit des Saarlandes.
    Den Hinweis auf das Elsass finde ich aber völlig „daneben“. Weil es eine ganz andere Konstellation ist. Wenn die gewählte Volksvertretung einer Region so etwas entscheidet ist das eine Sache; wenn von außen Druck ausgeübt wird, ist es etwas ganz anderes. So etwas lehne ich entschieden ab.

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