Von Hamburg bis Horb: Mehr Vernunft mit „Klamotten“
Wie einige Nachrichtenagenturen – darunter dpa und epd – kürzlich gemeldet haben, gilt in der katholischen Sophie-Barat-Schule in Hamburg-Rotherbaum mit Beginn des neuen Schuljahres eine geänderte Kleiderordnung.
Hotpants, bauchfreie Zonen und tiefe Ausschnitte bei den Mädels sind nicht mehr angesagt. Richtig ist, daß auch die – bisweilen von Jungs getragenen – „tiefhängenden Jeans“ (bei denen oft die Unterhose zu sehen ist) untersagt wurden.
Natürlich wird bei solchen „Maßnahmen“ gerne ironisch die Prüderie-Keule geschwungen. Dabei wird nicht nur übersehen, daß die Schule kein Badesee ist und daß ordentliche Klamotten durchaus einer besseren Konzentration im Unterricht dienen, sondern daß in diesem Falle Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam die reformierte Kleiderordnung beschlossen haben.
In der neuen Regel heißt es, Kleidung sei nicht nur eine Frage von Stil und Mode, sondern auch ein „Zeichen von Respekt“ – und weiter: „Dabei kann allzu freizügige und nachlässige Garderobe ungute Gefühle auf Lehrer- aber auch auf Schülerseite hervorrufen“. – Auch Shirts mit sexistischen oder rassistischen Sprüchen sind nicht mehr erlaubt. Wer keine passenden Klamotten mitbringt, kann auf die Schulkleidung zurückgreifen, die zur Verfügung gestellt wird.
Alles typisch sittenbrav-„katholisch“, gar altfränkisch? – Mitnichten.
Erst im Juli sorgte die staatliche Werks-Realschule in Horb-Altheim für ähnliche Schlagzeilen. „Schülerinnen werden zwangsbekleidet“, hieß es seitens des „Spiegel“ – und die linksalternative Berliner Tageszeitung „taz“ äußerte sich in einer alles andere als stubenreinen und daher nicht zitierfähigen Sprachweise.
Anlaß für das Protestgetöse war das Rundschreiben der 37-jährigen Schulleiterin Bianca Brissaud an die Eltern, die sich über „sehr aufreizende“ Kleidung mancher Schülerinnen beschwerte. Daher kündigte sie eine neue Hausordnung an, die gemeinsam mit Schülern und Eltern erstellt werden solle.
Bis dahin gelte die Regel: „Wer zu aufreizend gekleidet ist (zB. bauchfreies Shirt, Hotpants), der bekommt von der Schule ein großes T-Shirt gestellt, das er/sie sich bis zum Schultagsende anziehen muss.“
Auch diese Schule übersieht gewisse Klamottenflegeleien bei den Herren der Schöpfung keineswegs: tiefhängende Schlabberhosen mit „Einblick“ zur Unterwäsche sind dort ebenfalls nicht mehr erlaubt.
Dies sind zweifellos vernünftige Maßnahmen, die Schule machen sollten. Eine optimale Lösung wäre aus meiner Sicht die Einführung von Schul-Uniformen: sie würden nicht nur einer angemessenen Sittlichkeit gerecht, sondern auch dem Geldbeutel der weniger bemittelten Eltern, die von ihren Sprößlingen sonst gedrängt werden, teuere Markenkleidung zu kaufen, weil die Schüler nicht als „Aldi-Kinder“ bespöttelt werden möchten.
Felizitas Küble leitet hauptamtlich den katholischen KOMM-MIT-Verlag und ehrenamtlich das ökumenische Christoferuswerk in Münster
5 Antworten
Das ist eine gute Idee, was die Kleiderordnung in der Schule betrifft. Ich bin auch nicht unbedingt für eine Uniform, hätte aber keine Probleme damit. Es ist außerdem auch Schutz für die Kinder, denn man muß möglichen Vergewaltigern nicht gerade die Tür aufmachen, indem man seine Kids wie Freiwild herumlaufen läßt. Ich jedenfalls kann nicht darüber lachen, wenn kleine Mädchen bauchfrei in den Städten unterwegs sind. Um so mehr wundere ich mich über Leute, die immer und überall was dagegen zu meckern haben. Wenn wirklich etwas passiert sind d i e gerade die ersten, die dann am rumjammern sind.
Klamotten müssen nicht teuer sein. Und so arm sind viele nicht mehr, wenn sie ihre Kids mit dem neuesten iphone ausstatten können, und jeder einen eigenen Computer hat.
Uns reichte damals das Bonanzarad – und daß wir unbeschwert draußen spielen konnten.
Kleidung ist eine individuelle Angelegenheit, wenn es allerdings in den Statuten einer konfessionellen oder ideologischen Schule vorgesehen ist, eine bestimmte Kleidung zu tragen, geht man entweder nicht hin oder fügt sich. In einer öffentlichen Schule sollte individuelle Freiheit herrschen ( als ich Kind war, hätten sich meine Eltern gar keine Schuluniform für mich leisten können, da musste man nehmen, was man bekam).
Ich finde es gut, dass Schulen darauf Wert legen, dass die Schüler angemessen gekleidet sind. Und ich muss sagen: So ungewöhnlich sind solche Vorschriften nicht. An einem Gymnasium in Düsseldorf habe ich in einem Klassenzimmer auch so einen Hinweis gesehen.
Ich bin eigentlich gegen Uniformierungen, aber wenn massiv mit Markenklamotten angegeben wird und die von der Gruppe auch verlangt werden, halte ich einheitliche Kleidung für Schüler gut.
Allerdings sollte es nicht eine Uniformen im britischen Stil sein, à la Anzug und Krawatte für Jungs, Bluse und karierter Rock für Mädchen. Aber wenn es unspektakuläre Kleidung ist, dafür aber einheitlich und erschwinglich, halte ich es heutzutage für das geringere Übel.
Wenn es so gebracht wird, find ich das gut. Aber man sollte doch vielleicht keine Uniform verlangen.
Bei den Kindern meiner Schwester, die in den USA lebt, gibt es schon lange solche Vorschriften, die aber den Kleiderstil ansonsten offen lassen. Die dürfen dort nur noch Hemden und Shirts tragen, die bis zur Hüfte reichen. Hosen und Röcke dürfen nicht zu eng und nicht zu kurz sein – natürlich für beide Geschlechter.
Als neulich in der (altrituellen) Messe ein Herr vor mir kniete, dessen Jeans den halben nackten (!) Hintern freigab, ging mir das wirklich entschieden zu weit. Aber auch ein anderer junger Herr, der immer mit knallengen Hosen in die Hl. Messe kommt, keine Jeans, dafür ein dünner Stoff, und darüber nichts, was den Genitalbereich verdecken würde – ist m.E. nicht angemessen gekleidet.
Ein paar Damen mit allzu kurzen Röcken gibt es auch, auch eine mit einer etwa ähnlich knallengen Hose wie der junge Herr. Irgendetwas hakt da bei den Betroffenen ja ganz offenkundig aus!
Dennoch – eine Uniformierung ist nicht wünschswert! Das bringt wieder andere Probleme mit sich, aber eine Kleiderordnung, die allzu enge und allzu knappe Kleidung ächtet, ist angemessen.
Wie man in manchen Tradikreisen beobachten kann, könnte das Ruder nämlich sonst derart umkippen, dass man bei einem Messbesuch nicht mehr sicher ist, ob man gerade unter Islamisten, einer Mittelalter-LARP-Veranstaltung oder Christen ist…
Volltreffer! Und ich dachte, dass gäbe es nur in meiner Kirche 🙂