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Sechs Argumente für die Erdbestattung

Von Pfarrer i. R. Wolfgang Tschuschke

In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Feuerbestattungen bei uns in Deutschland stetig angewachsen. Das ging einher mit einer fortschreitenden Entfremdung der Menschen vom christlichen Glauben.

Zunächst waren es Atheisten, Protestanten oder kirchenferne Katholiken, die sich für eine Leichenverbrennung entschieden haben. Dann aber haben sich mehr und mehr „ganz normale“ Katholiken angeschlossen. Neuerdings kann man auch in Todesanzeigen von Priestern das Wort „Urnenbeisetzung“ finden.

Ist es also gleichgültig, auf welche Weise wir uns bestatten lassen?

Früher war es einfach. Für Katholiken kam nur die Erdbestattung in Frage. Bei einer Verbrennung des Leichnams gab es kein kirchliches Begräbnis.

Das hat sich geändert. Seit 1964 hält die Kirche das Verbot der Leichenverbrennung nicht mehr aufrecht. Jetzt heißt es im kirchlichen Gesetzbuch: Nachdrücklich empfiehlt die Kirche, daß die fromme Gewohnheit beibehalten wird, den Leichnam Verstorbener zu beerdigen; sie verbietet indessen die Feuerbestattung nicht, es sei denn, sie ist aus Gründen gewählt worden, die der christlichen Glaubenslehre widersprechen (CIC, 1176,§ 3).

In dem letzten Satz ist daran gedacht, daß jemand die Verbrennung seines Leichnams als ein Zeichen gegen den Glauben anordnet. Dann würde ihm das Begräbnis versagt. Aber das versteht sich ja von selbst. Wer den Glauben nicht hat, will sich ja gar nicht kirchlich begraben werden. Ohne Schnörkel gesagt: Man kann sich verbrennen lassen und bekommt dann auch ein kirchliches Begräbnis.

Unsere katholische Kirche gibt uns also in dieser Frage keine klare Weisung mehr. Leider. Jetzt muß jeder selber entscheiden.

Hören wir noch einmal auf das, was im kirchlichen Gesetzbuch gesagt ist: Nachdrücklich empfiehlt die Kirche, daß die fromme Gewohnheit beibehalten wird, den Leichnam Verstorbener zu beerdigen. Die Beerdigung des Leichnams ist also ein fromme Gewohnheit. Was ist daran fromm?

1. Wir schließen uns damit dem Beispiel des HERRN an. Nach seinem Tod am Kreuz wurde sein Leichnam nicht verbrannt, sondern beerdigt. Der Fromme will seinem HERRN im Leben ähnlich werden und auch im Sterben. Deswegen möchte er, daß man es mit seinem Leichnam so hält wie bei Christus. Denn die Art der Bestattung ist keine Äußerlichkeit und keine Nebensache.

2. Die Kirche hat den Brauch der Beerdigung jahrhundertelang geübt. Es ist ein Zeichen von Frömmigkeit, sich den überlieferten Bräuchen der Kirche anzuschließen.

3. Unser Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes, sagt der Apostel Paulus (1 Kor 6,19). Deswegen halten wir unseren Leib in Ehren. Es stimmt nicht, wenn immer wieder behauptet wird, die Kirche sei leibfeindlich. Das Gegenteil ist der Fall. Deswegen hat sie jahrhundertelang ihre Gläubigen angeleitet, den Leib, der Tempel des Heiligen Geistes war, ehrfurchtsvoll zu behandeln und nicht etwa gewaltsam im Feuer zu zerstören und zu entsorgen.

4. Wir können nicht sagen, was bei der Auferstehung mit den Bestandteilen des Leibes im einzelnen geschieht. Das wäre Spekulation. Aber unsere Auferstehungshoffnung ist nicht vage und unbestimmt. Wir erhoffen die Auferstehung des Leibes.

„Carnis resurrectio“ heißt es in unserem Glaubensbekenntnis, „Auferstehung des Fleisches“. Die älteren unter uns haben diese wörtliche Übersetzung noch aus ihrer Jugendzeit im Ohr.

Christus ist mit verklärtem Leib im Himmel, seine Mutter ist mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden, und wir hoffen, daß auch wir mit verklärtem Leib bei Christus sein werden. Dieser Leib – nicht mehr gebrechlich und hinfällig, sondern verklärt – aber eben dieser Leib.

Gott kann auch Menschen auferstehen lassen, wenn ihr Leib verbrannt ist. Aber können wir angesichts einer Aschenurne wirklich an die Auferstehung des Fleisches glauben?

5. Zur Frömmigkeit gehört auch, daß wir mit der Heiligen Schrift leben. Dort aber, in der Bibel, steht das Feuer durchgängig für das Gericht Gottes, für Vernichtung und Verderben. Für die vielen Stellen aus der Heiligen Schrift sollen hier nur zwei angeführt werden.
Im Matthäusevangelium sagt Christus:
Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen
(Mt 13,49 f.).

Beim Propheten Jesaja findet sich das tröstliche Wort des HERRN:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!  Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen
(Jes 43,1.2).

Freilich handelt es sich hier nur um Bilder. Aber was heißt „nur“? Unsere Seele braucht Bilder für das Unvorstellbare. Und wir müssen sorgfältig mit diesen Bildern umgehen. Sie sollen uns im Herzen erreichen und prägen können. Das unterlaufen wir, wenn wir unsere Toten verbrennen.

6. Schließlich noch ein Hinweis aus seelsorgerlicher Erfahrung. Bei einer Feuerbestattung wird der Trauerprozess empfindlich gestört. Die Trauerfeier, so haben mir Menschen gesagt und ich habe es als Trauernder selbst erlebt, findet keinen rechten Abschluß, wenn der Sarg hinter einem Vorhang verschwindet oder wenn er auf ein Auto geladen wird, und das Auto fährt davon.

Wie anders die Beerdigung: Der Sarg wird in die Erde gesenkt, an den endgültigen Ort, und die ersten Schaufeln Erde bedecken ihn. Damit ist ein gewisser Abschluß erreicht. Das ist hilfreich für die Trauernden, wenn sie sich wieder ihrem Alltag zuwenden sollen.

Eine Urnenbeisetzung erfolgt meistens nach geraumer Zeit. Sie kommt für die Trauernden eigentlich immer zu spät. Und es fällt nicht leicht, einen Zusammenhang zwischen der Urne und dem Verstorbenen herzustellen. Der Verstand kann das. Aber das Herz?

Die Art der Bestattung ist keine Äußerlichkeit und keine Nebensache. Der christliche, katholische Glaube drückt sich in der Erdbestattung aus. Durch Verbrennung und Urnenbestattung wird der Glaube geschwächt. Das geschieht unmerklich, aber wirksam.

HIER eine Stellungnahme zum gleichen Thema von einem evangelischen Autor: https://christlichesforum.info/evangelisches-plaedoyer-fuer-die-erdbestattung-und-die-wuerde-unseres-leibes/

Kommentare

17 Antworten

  1. Ich denke an einigen Heiligen deren Graeber spaeter aufgemacht wurden und sie unversehrt fanden!
    Wir sagen, das sei ein Wunder! Den haetten wir jedoch nicht erlebt, wenn man ihre Leiche verbrannt haette.

  2. Es wundert mich sehr, daß es bei ihnen keine Rasengräber gibt.
    Das wäre ein Grund, aktiv zu werden in der Gemeinde und als Anregung beim Pfarrer vorzuschlagen .
    Ansonsten erkundigen Sie sich, wo Rasengräber bestehen, um eventuell dort ein Grab zu bekommen.
    Freunde von mir haben ihre Gräbstätte schon jetzt gekauft. Obwohl sie die Frau erst 66 Jahre und ihr Mann 83 Jahre ist.
    In der Nähe von Altötting war das möglich.

    Ich wohne in einer mittelgroßen Stadt. Es gibt bei Beerdigungen so gut wie kein Seelenamt mehr. Bei einem Urnenbegräbnis fast gar nicht mehr. Nur ein Wortgottesdienst . Die Wortgottesdienste sind sehr protestantisch gehalten. Die Priester und Bistümer forcieren diese Art von Bestattung , indem sie nun die Laien zu Beerdigungsdiensten zugelassen haben.
    Viele von denen machen ihr eigenes Ding am Grab.
    Bei uns gibt es 2 Laien, die diesen Dienst machen. Also bekommt man, wenn es schlecht läuft, einen Laien am Grab.
    Da kann ich besser Messen für den Verstorbenen später halten oder bestellen. Beten für diese Verstorbenen ist immer wichtig.
    Und wenn es wirklich eine nahestehenden Person ist, gehe ich auch zu einem Urnenbegräbnis.
    Die Geistlichkeit und der Zeitgeist ist selbst Schuld , daß so viele Menschen mit Bestattungskultur nichts mehr am Hut haben.

    Schnell damit durch sein, und alle kommen in den Himmel, ist die Devise vieler. Manche fahren bei uns mit Fahrrad und Hund unachtsam zwischen den Gräbern, obwohl es ausdrücklich auf Schildern untersagt ist . Als wäre es ein Park. Das ärgert mich sehr.
    Kein Respekt vor dem geweihten Ort.

    1. Ich habe es bei der Gemeinde angeregt, ohne Erfolg. Ich habe mich erkundigt, wo es möglich ist. Muss ich nur noch regeln. Als Vater 2021 gestorben ist, wollte ich meine eigene Beerdigung planen, der Bestatter meinte, er würde am Ende vor mir sterben und ob sein Institut dann weiterbesteht, sei mehr als ungewiss. Bin zwar erst 51, aber da keine Nachkommen da sind, muss ich mich kümmern. Ich leide darunter, dass Vater kein Sterbeamt gefeiert bekommen konnte, war zu dieser Zeit nicht möglich. Heute verzichten viele beim Tod der Angehörigen darauf, auch aufs Totengebet. Ist hier auch so. Wir sind seit Januar eine neue Pfarrei aus vorher 8 eigenen Pfarreien. 12 Friedhöfe. Wie soll der Pfarrer da jede Beerdigung selbst halten? Vor Weihnachten hingen nur bei uns fast durchgehend 4 Sterbeanzeigen aus, in den anderen Orten war es nicht anders. Wie soll 1 Pfarrer, 1 Kooporator und 1 halber Pater das alles schaffen?

    2. Ich habe schon die ein oder andere „warme“ Beerdigung durch Laien erlebt, ebenso wie die ein oder andere „kalte“ durch Priester, die die Angehörigen wohl eher nicht getröstet und im Glauben an die Auferstehung bestärkt hat.

    3. Habe gestern wegen einem Gottesdienst heute in der „neuen“ Nachbarpfarrei geguckt und bin fündig geworden. Diese Pfarrei besteht aus ehemals 6 eigenen Pfarreien, 9 Friedhöfe. Der Pfarre ist mit einer Pastoralreferentin allein. Wie soll das funktionieren? Wie soll der eine Mann alleine alle Beerdigungen auf dem Friedhof persönlich leiten?

  3. Auch wir sind Gottes Kinder, die seinen Naturgesetzen unterworfen sind, unsere Hülle ist sterblich. Durch die vielen Kriege der Menschheit, der Kriegsopfer, deren menschliche Hülle zerstört wurde, auch durch geopolitische Situationen, es ist nicht die sterbliche Hülle, den Naturgesetzen unterworfen. Die Sargkultur wurde deshalb in unseren klimatischen Breitengraden eingeführt, weil die Menschen aus den Seuchen des Mittelalters gelernt hatten, ohne Kanalsystem mit verwesenden Tierkadavern und Fäkalien auf der Straße. Deshalb sind muslimische Beerdigungen die unser Trinkwasser gefährden, äußerst fragwürdig- Wir sind auch Kinder der Naturgesetze. Die grüne Khmer will alles abschaffen, die Gedächtniskultur, auch mit dem Vorstoß unsere verblichenen Überreste zu kompostieren.

  4. Ich selbst bin auch kein Fan der Feuerbestattung. Es ist aber doch die Sache des jeweiligen Verstorbenen, wie er bestattet wird und nicht meine. Ein sich sehr katholisch gebender Mensch hier nimmt an keiner Urnenbeisetzung teil. Auch nicht am Sterbeamt. Dabei kennt hier auf dem Dorf fast jeder jeden. Ich kann sein Verhalten nicht verstehen. Ist es nicht, auch wenn man die Art der Beisetzung ablehnt, christlicher, die Verstorbenen, die man jahrzehntelang gekannt hat, zu verabschieden und den Angehörigen nahe zu sein, als auf seiner eigenen Meinung zu bestehen? Die nichtmitfeier der hl. Messe kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

  5. Alles gut und richtig, ABER:
    Gräber werden in unseren Breiten nur für etwa 20 Jahre aufrecht erhalten. Danach kommt das Grab weg. Die Knochen sind bis dahin natürlich noch nicht verwest. Und was geschieht dann mit denen?

    So wie ich gehört habe, werden die dann zusammen mit den Knochen andere Menschen in ein Loch geschmissen, oder mit einer Lernerei plattgewalzt, oder Ähnliches. Da muss man sich fragen, inwieweit das dann mit de der christlichen Lehre zur Auferstehung und den anderen den oben genannten Punkten vereinbar ist.

    Kleine Anmerkung nebenbei: „Auferstehung des Fleisches“, so wie ich es verstehe, meint dass ein Mensch in seiner Einmaligkeit, in seiner Individualität aufersteht (und nicht nur irgendeine anonyme, konturlose „Seele“). Der menschliche Körper erneuert sich zu Lebzeiten ständig, und nach dem Tod zerfällt er zu Staub. Es ist kaum anzunehmen, dass bei der Auferstehung die gleichen Atome und Moleküle wieder den Körper bilden, die ihn zu Lebzeiten (beziehungsweise zum Zeitpunkt des Sterbens) gebildet haben.

    1. Überlegen Sie einmal die Worte Jesu: „Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.“
      Gott kann auf übernatürliche Weise in einer Jungfrau ein Kine zeugen und dieses ebenso übernatürlich aus dieser hervorgehen lassen.

    1. Was ist denn hygienischer an der Verbrennung als an der Erdbestattung?
      Der Bestatterberuf ist ein gelerntes Handwerk an einer
      Leiche .
      Fast schon hohe Kunst , einen Leichnam kosmetisch fertig zu machen.
      Siehe die Queen von England im letzten Jahr. Auch Pabst Benedikt war friedlich anzuschauen.
      Eine Leiche die verbrannt wird ,wird garnicht erst kosmetisch hergerichtet.
      Einfach in den Feuerofen und „unsensibel “ verbrennen.
      Eben günstig entsorgen. In den Niederlanden ist es besonders preiswert , die Verbrennung. Ich wohne an der Grenze zu den Niederlanden und viele bringen ihre Angehörigen dorthin um diese verbrennne zu lassen.

      1. Die Queen war für uns im Sarg verborgen.
        Papst Benedikt fand ich nicht gut anzuschauen. Seine Gesichtszüge waren in meinen Augen sehr verändert, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er es war, alleine von seinem Gesicht her hätte ich ihn nicht auf Anhieb erkannt. Warum haben die nicht besser auf den Kopf geachtet? Er war doch sehr überstreckt, fand ich. Diese öffentliche Küsserei von Georg Gänswein fand ich auch unpassend. Das gehört doch in stille intime Zeiten und nicht vor die Augen der Welt. Ist aber nur eine Meinung.

  6. Vielen Dank für diesen wertvollen Artikel.
    Leider entschließen sich immer mehr Menschen für eine Urnenbestattung. Viele wollen auch ihren Angehörigen durch Grabpflege nicht zur Last fallen. Aber ich finde; das ist eine Geringschätzung seiner Person.
    Im allgemeinen gehe ich zu keiner Urnenbeerdigung, wenn es nicht unbedingt sein muss. Dieses Gefäß erschreckt mich.
    Im Artikel wird es ja erklärt.
    Ein Mensch verbrannt zu Asche, passt nun in eine kleine Urne. Wo bleibt da das Menschliche?

    Wenn man die Angehörigen schonen möchte oder diese weiter weg wohnen, kann man ja ein Rasengrab nehmen.
    Diese werden von den Friedhofsgärtnern gepflegt und kosten den Angehörigen nicht viel, weil nur Rasen gemäht werden muss.

    Ich möchte wie Christus beerdigt werden. Eingesetzt in die Erde mit einem schönen Sarg wie auf dem Foto zu dem Artikel hier.

    1. Es gibt nicht überall Rasengräber für Beisetzungen im Sarg. Hier bei uns ist das (noch?) nicht möglich. Ich bin allein, was soll ich denn machen?

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