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Sehnsucht nach kirchlicher Einheit in Christus: Andreas Theurers Buch ist eine positive "Provokation"

Über einen evangelischen Pastor und sein jüngstes Sachbuch: „Warum werden wir nicht katholisch?“ 

Das 96-Seiten umfassende, eher schmale Bändchen, das soeben im katholischen Dominus-Verlag erschienen ist, sorgte jetzt für Wirbel, wie man sich schon anhand des Titels denken kann.
Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, daß ein protestantischer Pfarrer die öffentliche Frage stellt: „Warum werden wir nicht katholisch?“
Wenig verwunderlich also, daß die evangelische Landeskirche von Württemberg den theologischen Querdenker kurzerhand suspendierte, also seines Amtes als Pfarrer von Seewald-Göttelfingen enthob; in der kirchenamtlichen Begründung heißt es u.a.:

„Mit dieser für die Öffentlichkeit zugänglichen Schrift bewegt Theurer sich nicht mehr auf dem Boden der für die Evangelische Landeskirche in Württemberg geltenden Bekenntnisse und kann deshalb sein Amt nicht mehr glaubwürdig ausfüllen.“

(Den vollständigen Wortlaut der evangelischen Stellungnahme zu Pastor Theurer siehe hier: http://www.elk-wue.de/landeskirche/landessynode/sommertagung-2012/samstag-7-juli-2012/meldungen-landeskirche/detail/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=39115&tx_ttnews%5BbackPid%5D=68168&no_cache=1)
Das Buch des lutherischen Pfarrers ist tatsächlich eine „Provokation“, freilich  –  aus unserer Sicht  – in einem konstruktiven Sinne:
Es enthält keinerlei Rundumschläge, verzichtet auf jede Polemik, bringt keine pubertären Seitenhiebe, sondern erweist sich vielmehr als theologische Publikation, die in allgemeinverständlicher Sprache verfaßt ist; das Bändchen befaßt sich mit wesentlichen katholisch/evangelischen „Unterscheidungs-Lehren“  – und beleuchtet  diese sowohl aus biblischer Sicht wie auch im Licht der kirchlichen Tradition, vor allem der apostolischen Überlieferung, die dem Autor besonders wichtig ist.
Dabei gelangt der 1966 geborene Pfarrer zu sehr „katholisch“ anmutenden Schlußfolgerungen oder – wie er im Untertitel seines Buches schreibt  – „Denkanstößen“.
Das empfand seine Kirchenleitung nun als allzu „anstößig“ und suspendierte ihn sofort, so daß der amtsenthobene Pastor nun seinen bisherigen Weg wohl zum Ziel führen wird, indem er der katholische Kirche beitritt.
Für den evangelischen Theologen ist es schlichtweg  „ein Skandal, dass die Christenheit seit Jahrhunderten zerteilt ist“ – er schreibt korrekt: „die Christenheit“, nicht „die Kirche“, denn diese ist eben nicht getrennt, der Leib Christi ist unzerteilt: die katholische Kirche als Stiftung Christi ist (sich) „einig“.
Außerdem verweist er im Vorwort seines Büchleins auf das Wort des HERRN an seine Apostel: Ich will, dass alle eins seien(Joh 17,21).
Diesem Wunsch und Auftrag des HERRN möchte der evangelische Pastor dienen:
„Es ist ein Skandal, weil es dabei um den Leib Christi geht, und es der Herzenswunsch des HERRN ist, dass sein Volk eins ist im Glauben und in der Anbetung, eins im Bekenntnis und im Dienst für die Notleidenden.“
Diesen Einsatz für die kirchliche Einheit vermißt er in seinem „eigenen Lager“:
„Trotzdem geben sich die meisten Evangelischen damit zufrieden, die Trennung zu akzeptieren, die Schuld daran den Katholiken zuzuweisen und vielleicht die Vielfalt der christlichen Kirchen – der Buntheit der Schöpfung vergleichbar  – als ein besonderes Wunder Gottes zu verklären. Sonderbar!“
Der Autor überlegt sodann, ob die „Gründe für eine anhaltende Trennung“ denn „wirklich gewichtig genug“ seien, um diese Trennung „angesichts der fortschreitenden Entchristlichung und Antichristianisierung unserer Welt beizubehalten?“
Es geht dem Verfasser also auch um das christliche Zeugnis in einer weitgehend unchristlichen Welt, wobei dieses Zeugnis durch die Zerspaltenheit der Christenheit getrübt ist.
Um dieser Sehnsucht nach Einheit zu dienen, wendet sich sein Buch, wie er schreibt, „in erster Linie an Protestanten, denen ihr Glaube wertvoll ist und die diesen ihren Glauben bewusst an die Autorität der Heiligen Schrift binden wollen.“
Diesen bibelorientierten Evangelischen will er nunmehr „die Glaubensaussagen der römisch-katholischen Christen erklären“.
Dabei beschreibt er ein Grundgefühl, das vielen theologisch konservativen Protestanten (Evangelikalen) eigen ist, wenn sie an die medienwirksamen „Auftritte“ etwa des Papstes denken oder an die klare katholische Zeitansage gegen den Zeitgeist, die Evangelikale sich von ihrer eigenen Kirchenleitung vergeblich wünschen; der Autor schreibt hierzu:
„Andererseits schauen wir oft neidisch auf die katholische Kirche, wenn sie wieder einmal die geballte öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn sie es schafft, unpopulären Wahrheiten öffentlich Gehör zu verschaffen, wenn sie Klarheit in der Lehre und Geschossenheit demonstriert, während aus den Evangelischen Landeskirchen ein vielstimmiges Gewirr von unterschiedlichen Meinungen ertönt.“
Mit dieser Situationsbeschreibung hat der evangelische (Ex-)Pastor sicher vielen Evangelikalen aus dem Herzen gesprochen, wenngleich die meisten von ihnen daraus nicht seine Schlußfolgerungen ziehen oder gleich mit der Frage anrücken: „Warum werden wir nicht katholisch?“
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster
Link zum Buch: http://www.dominus-verlag.de/

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