Von Felizitas Küble
Auch in diesem Jahr fand im südbayerischen Bad Kötzting wieder die traditionelle Reiterwallfahrt statt. Am heutigen Pfingstmontag (9. Juni) haben sich erneut über 700 Teilnehmer in Trachten aufs geschmückte Pferd gesetzt, darunter Kreuzträger, Fanfarenbläser, Laternenträger, Geistliche, Mesner und Ministranten.
Der Pfingstritt führte am frühen Vormittag von Bad Kötzting durchs ländliche Zellertal in das etwa 7 km entfernte Steinbühl. Die Reiter verlassen unter dem feierlichen Geläut der Kirchenglocken die Stadt.
Die Festmesse für Reiter und Pilger wird nach gut zwei Stunden in der Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Steinbühl gefeiert. Mittags geht es dann zurück nach Bad Kötzting. Dort findet eine Andacht mit eucharistischem Segen statt, zudem werden langjährige Pfingstreiter geehrt.
Kardinal Gerhard Müller war schon zwölfmal (!) dabei und hat das Kirchenvolk hoch zu Roß feierlich gesegnet. Tausende von Gläubigen – und sicher auch einige Schaulustige – säumen die Straßen, wenn der Pferdekorso in Sicht ist.
Als Müller noch Bischof von Regensburg war, beteiligte er sich bereits an dieser Tradition im Bayerischen Wald, ebenso später als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom.
Das Bistum Regensburg hat vor 9 Jahren auf seinem Youtube-Kanal einen TV-Bericht veröffentlicht, in dem dieser tiefsinnige und schöne Brauch mit Kardinal Müller zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=z9jlh7anMWk
Der Kirchenmann betonte stets: Es handelt sich hierbei keineswegs um bloße Folklore, nicht etwa nur um ein barockes Volksfest, sondern um ein echtes Glaubenszeugnis.
BILD: Junge Leute steigen aufs Dach einer Hütte, um Kardinal Müller und die weiteren Pfingstreiter zu sehen
Darauf verweist auch der Ursprung dieser Wallfahrt, denn der Pfingstritt geht auf ein Gelöbnis aus dem späten Mittelalter zurück:
Wie die Legende erzählt, lag im Jahre 1412 ein Mann in Steinbühl schwerkrank darnieder und bat um die Sterbe-Sakramente (Beichte, Krankensalbung und hl. Kommunion bzw. „Wegzehrung“).
Der Ortspfarrer hat für diesen Weg einen Schutz benötigt, zumal er das allerheiligste Altarsakrament mit sich trug. So bat er einige Jungmänner von Bad Kötzting um ihre Begleitung.
Nachdem der gläubige Mann gut auf den Tod vorbereitet und innerlich gestärkt wurde und der Priester mit den Burschen glücklich zurückkehrte, gelobten die Einheimischen vor Freude und Dankbarkeit, diesen Ritt nunmehr jedes Jahr zu wiederholen.
2 Antworten
Ähnlich wie auch in unserer Stadt der hl. Nikolaus mit dem Schiff über die Ems fährt und dann an Land geht.
Hier in Bad Kötzing ist es der Pferderitt, um an eine Legende zu erinnern.
Möge diese wunderbare Tradition noch oft stattfinden können.
Viele jungen Leute wollen oftmals diese aufwendigen Traditionen nicht mehr machen. Kann man denen gar nicht übel nehmen. Viele studieren oder arbeiten in anderen Städten und kommen mehr oder weniger nur zu Besuch wieder in die Heimatstadt.
Shalom Aleichem,
das ist eine schöne Tradition daraus geworden. Für Sterbende bildet sich eine Gemeinschaft.
Wer selbst mal Menschen im Sterben begleitet hat, wird wissen, wie gut es ist, mit guten Freunden oder der Familie diese Aufgabe übernommen zu haben.
Ich war mal in der Zeit, wo Corona es einem schwer gemacht hat, Sterbende zu begleiten, allein mit dem Sterbenden auf der Palliativstation. Damit ich das aber nicht ganz allein machen brauchte, hatte ich unsere Freundesgruppe über Telegramm kontaktiert und gebeten, mit mir zu beten für eine gute Sterbestunde. Es hat sich gut angefühlt zu wissen, dass ich auch begleitet wurde, die Zeit mit einem Sterbenden zu verbringen.
Er ist dann in frühen Morgenstunden verstorben . Ich habe immer eine gute Erinnerung daran.