Das Land Israel war schon vor Christi Zeit vom Römischen Reich besetzt (davor vom hellenistischen Heidentum unterdrückt). Die Zerstörung des Tempels erfolgte 70 nach Christus. Die Besatzer wechselten. Über Jahrhunderte hinweg hatten islamische bzw. türkische Herrscher im Heiligen Land das Sagen. Erst seit 1948 hat Israel eine eigene Souveranität als jüdischer Staat.
Die kleine Minderheit der christlichen Araber lebte lange Zeit unter der Besatzung nicht-christlicher Herrschern. Selbst in dieser Situation haben die Christen versucht, ihren Glauben und ihre Tradition zu bewahren.
Die Mehrheit der Christgläubigen in Israel gehört entweder zur melkitischen Ostkirche (eng verbunden mit der römisch-katholischen Kirche), die von Antiochien in Syrien bis nach Alexandria in Ägypten einflußreich ist – oder zur orthodoxen Kirche.
Man kennt in Israel offiziell keine Adventszeit. Wenn die Mehrheit der Bewohner christlich ist, werden die Straßen geschmückt. Nicht geschmückte Gegenden deuten auf eine christliche Minderheit hin. In manchen Gegenden leben auch überhaupt keine Christen.
Die vielen Missionare aus der westlichen Welt, die in Israel tätig waren, haben ihre Tradition mitgebracht, so daß man in Israel an Weihnachten einen Baum – in der Regel einen Wacholder- oder Pinienbaum – schmückt.
An Heiligabend gehen die meisten Christen zur Kirche. Die Kirche ist ihre soziale Identität und bedeutet viel für die Integration und den Zusammenhalt. Danach wird in den großen Familien reichlich gegessen (es gibt aber keine spezifischen Speisen) und gefeiert. Oft liest das Familienoberhaupt die Weihnachtsgeschichte vor und es werden Lieder gesungen, die hauptsächlich aus dem europäischen Liedgut übersetzt worden sind.
Danach kommt der Nikolaus auf einem Roller (Lieferservice vom Geschenkladen) und bringt den Kindern die von ihren Eltern bestellten Geschenke. Am Weihnachtsmorgen, 25. Dezember, gehen die Christen wieder zur Kirche. Die umliegenden Straßen werden mit Lautsprechern ausgestattet, so daß die Masse der Menschen von den Gebeten und der Predigt etwas mitbekommen können.
Die Kirchen sind an den Feiertagen auch soziale Begegnungsstätten der Gläubigen. Nach dem Gang zur Kirche werden die Kranken besucht und auch jene trauernden Menschen, die seit dem letztjährigen Christfest einen nahen Angehörigen verloren haben.
Nach dem zweiten Weihnachtstag wird – abhängig davon, welche Religion in der Nachbarschaft dominiert und welchen Glauben der Arbeitgeber hat – wieder zur Arbeit oder zur Schule gegangen und der Alltag etabliert sich wieder – oder es wird noch Weihnachten gefeiert.
Quelle: Webseite „Kopten ohne Grenzen“