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Souverän und mutig: Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller und die Causa Christian Wulff

Von Felizitas Küble

Erzbischof Gerhard L. Müller   –  er ist  Chef der römischen Glaubenskongregation  –  stellt bei vielen Themen unter Beweis, daß er standpunktfest und geistig souverän auf aktuelle Ereignisse, Streitthemen und grundsätzliche Herausforderungen zu reagieren vermag.

Dies zeigt sich z.B. auch angesichts diverser Debatten um Ex-Bundespräsident Christian Wulff:

Zu einem Zeitpunkt, als dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht und Beliebtheit stand, als er sich zudem noch der besonderen Gunst der BILD-Zeitung erfreute, die das „Traumpaar“ Christian und Bettina ständig in Jubelpose präsentierte  –  genau damals, als die Medien-Sonne äußerst freundlich über dem Präsidenten leuchtete, besaß der damalige Bischof von Regensburg den Mut, das deutsche Staatsoberhaupt daran zu erinnern, daß er als Katholik durchaus keine Sonderrechte beanspruchen kann.

In jener Zeit  –  Mitte September 2011  –  ging es in der öffentlichen Diskussion u.a. darum, daß Wulff als geschieden-Wiederverheirateter nicht zum Tisch des HERRN geladen ist.

Reformorientierte Katholiken wandten sich wie üblich gegen den vermeintlich „starren“ Standpunkt der katholischen Kirche   –  und auch der Bundespräsident selbst brachte beim amtlichen Empfang von Papst Benedikt in Berlin sein persönliches Eheschicksal indirekt zur Sprache, was durchaus nicht zu seiner Aufgabe als Staatsoberhaupt gehörte.

Der damalige Bischof von Regensburg, Gerhard L. Müller, hatte seinerzeit öffentlich daran erinnert, daß geschieden-Wiederverheiratete nicht zu den Sakramenten zugelassen sind   –   und wir berichteten darüber. Der Untertitel unseres Beitrags lautete: „Der Bundespräsident hat als Katholik keine besonderen Vorrechte.“

Der damalige Oberhirte von Regensburg hatte öffentlich klargestellt: „Wir Katholiken gehen von dem hohen Gut, ja, dem Geschenk der Unauflöslichkeit der Ehe aus.” 

Das gelte auch für den Katholiken Christian Wulff, so der Bischof: „Als Bundespräsident hat Christian Wulff im staatlichen Sektor Anspruch auf besondere Achtung. Als Katholik hat er keine besonderen Vorrechte.“

Als sich Christian Wulff noch in Glanz und Gloria, in Glamour und Glück sonnen konnte, zeigte Bischof Müller klaren Mut zum Widerspruch  –  und genauso beweist er ihn jetzt, wenn er jene unfaire, geradezu verleumderische Pressekampagne vom Vorjahr kritisiert, die Christian Wulff zum Rücktritt veranlaßte.

Medienkritik hört man von Kirchenführern sonst eher selten  –  viele Bischöfe wollen es sich mit dieser mächtigen „vierten Gewalt“ im Staate wohl nicht verderben (mitunter gewinnt man den Eindruck, als hätten die Medien längst schon die „erste Gewalt“ inne).

Glaubenspräfekt Gerhard L. Müller hat sich jetzt zum Korruptionsprozeß gegen Ex-Präsident Wulff geäußert: „Wer nur ein wenig Gerechtigkeitssinn hat, kann den juristischen und finanziellen Aufwand um 700 Euro nicht verstehe“, stellte er in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazins FOCUS klar. 

Er fügte hinzu: „Es ist auch nicht zu tolerieren, dass Personen in ihrer Menschenwürde so verletzt und gekränkt werden dürfen, besonders wenn die Vorwürfe gar nicht bewiesen sind.“

Damit dokumentiert Erzbischof Müller erneut seinen wachen Gerechtigkeitssinn und seine zeitgeistkritische Courage, die allen Bischöfen zu wünschen wäre.

Foto: Bistum Regensburg

Kommentare

6 Antworten

  1. Ich verstehe nicht, warum ein Gerichtsverfahren wegen 700 Euro in Deutschland den Präfekten der Glaubenskongregation umtreibt. Hat er keine anderen Sorgen? Oder sind für den Vatikan Politiker doch ein bisschen gleicher als andere Gläubige?

    1. Guten Tag,
      es geht in der Causa Wulff (Medienkampagne) darum, daß der Bundespräsident mittels massenhafter Unterstellungen, Vorwürfen und Falschbehauptungen systematisch in den Rücktritt getrieben wurde – und wenn solche Treibjagden weiter Schule machen, ist das verhängnisvoll für Rechtsstaat und Fairneß in unserer Gesellschaft. Die rechtsstaatlich verankerte Unschuldsvermutung gilt auch für Staatsoberhäupter – also da hat der Glaubenspräfekt durchaus die richtigen Sorgen!
      Es ehrt den Erzbischof und zeigt sein Gerechtigkeitsempfinden, daß er jenen, den er einst zu Recht kritisiert hat (als er noch von den Medien hochgehimmelt wurde) – nunmehr klar verteidigt, nachdem ihm Unrecht geschah. Eine souveräne und charakterfeste Haltung, die sich an zeitlosen Prinzipien orientiert.
      Freundlichebn Gruß!
      Felizitas Küble

  2. Dann darf sich als Katholik keiner ruehmen.
    JEDE zweite Ehe wird geschieden und vor allem gibt es noch weitere neun Gebote, die auch von Treuen oder Ledigen gebrochen werden koennen.

    DIE SCHEIDUNG oder eher die Wiederverheiratung sind sind ein Fehler ; aber mangelnde Gottesliebe ist auch ein Fehler.
    Der größte Fehler aber ist mangelnde Nächstenliebe.

    1. Irrtum, liebe Ulrike, der größte Fehler ist mangelnde Gottesliebe, weil ohne Gottesliebe die Nächstenliebe dazu verkommt, dass man gute Taten tut, um sich selber noch besser vorzukommen, man also sozusagen den Notleidenden missbraucht als Staffage, um das eigene Ego zu polieren.
      Und genau darum geht es auch in der Ehe, die Ehe ist das Abbild dieser Gottesliebe, aber der Liebe Gottes zu uns, der ja, lesen sie die Schrift, von den von ihm geliebten, superbrutal zu Tode gebracht wurde und sie trotzdem geliebt hat.
      Deshalb verfehlt sich eine Wiederverheiratung auch gegen die Nächstenliebe, weil einem, von der eigenen Mutter mal abgesehen, in deren Leib jeder mal gewohnt hat, niemand so nahe gekommen ist, wie der eigene Ehemann.

      Dass das teilweise schwer hart sein kann, streite ich keineswegs ab, aber Liebe und Leiden hängen halt nun mal dicht zusammen. Ich kann dich leiden, sagt man im Deutschen, ich mag dich so, dass ich für dich leiden mag, heißt es eigentlich.

      1. Ester,

        dann bin ich also völlig normal entwickelt, das tröstet mich ja.

        In manchen Leidenssituationen wird einem schon mal von Außenstehenden das „Weggehen“ nahegelegt.

        „Sometimes I´m up, sometimes I´m down“ heißt es ja auch in einem Lied

        Viele Ehen gehen auch kaputt, weil mindestens ein Ehepartner nicht so richtig die Sicherheit geben mag, dass er wirklich immer da bleiben will – egal was kommt im Leben.
        Innerlich werden dann kleine Mauern aufgebaut aus Schutz oder Angst vor dem
        Verlassenwerden.

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