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Spezielle Prioritäten von Kardinal Dr. Reinhard Marx in Corona-Zeiten und danach

Von Reinhard Wenner

Im Blog „Katholisches.de“ ist am Gründonnerstag, dem 9. April 2020, ein Interview von KNA-Redakteur Renzikowski mit Kardinal Reinhard Marx, dem Erzbischof von München und Freising, veröffentlicht worden.

Das Interview ist nicht nur interessant, weil der Kardinal seine Ansicht zur Bedeutung der Eucharistiefeier im Leben der Kirche während der Corona-Pandemie mitteilt, sondern auch wegen der Prioritäten für künftige kirchliche Aktivitäten.

Die größte Aufgabe der katholischen Kirche sieht der Erzbischof derzeit nicht darin, trotz der Corona-Pandemie das sakramentale Leben für die Katholiken zu gewährleisten, sondern dass „wir andere schützen“. Der „Gottesdienst“ gilt gegenüber diesem „Menschendienst“ zur Zeit als nachrangig.

Unklar ist, warum Kardinal Marx eine Entweder-Oder-Situation sieht und die derzeitigen staatlichen Einschränkungen der Glaubensfreiheit als „sehr gut begründet“ akzeptiert. Die Grundsätze, die beim Einkauf von Lebensmitteln gelten, lassen sich meines Erachtens auch auf die Teilnahme an gottesdienstlichen Feiern anwenden: Sicherheitsabstände einhalten, keine Begrüßung per Händedruck oder Umarmung, ggf. noch Mund- und Nasenschutz tragen. Außerdem könnte in den Eucharistiefeiern auf Gesang verzichtet werden.

Kardinal Marx aber hält den Hinweis auf „Sicherheitsabstände“ beim Einkauf von Lebensmitteln im Hinblick auf Gottesdienste für „etwas merkwürdig“. Er meint: „Dann müsste man die Zahl der betreffenden Gottesdienstbesucher beschränken und all das auch kontrollieren“.

Aber ist das Prinzip „alle oder keiner“ für die Frage nach der Zulassung zur Eucharistiefeier angemessen?

Wenn das ein legitimes Kriterium wäre, dürfte man z.B. Leute, die am Corona-Virus erkrankt sind, nur dann an ein Sauerstoffgerät anschließen, wenn für alle Corona-Erkrankten ein Sauerstoffgerät zur Verfügung steht.

Die Frage nach einer Erhöhung der Zahl sonntäglicher Eucharistiefeiern wird nicht angesprochen.

Außerdem: Warum soll das, was in Hunderten von Lebensmittelgeschäften und in Baumärkten möglich ist, in den einzelnen Kirchen nicht machbar sein? Sind Priester, Pastoral- und Gemeindereferenten, Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände, Vorstände kirchlicher Vereinigungen nicht fähig oder nicht willens, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und auf die Einhaltung zu achten?

Den Auftrag der Kirche, das „Evangelium zu verkünden“, sieht Kardinal Marx durch die modernen Medien gut gewährleistet. Die Verkündigung (Mt 28,20) ist aber nur ein Teil des Auftrages Jesu. Hinzu kommt Jesu Wort im Abendmahlssaal: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19).

Wie kann der Verkündigungsdienst gelingen, wenn Eucharistiefeiern zumindest vorübergehend als nachrangig angesehen werden und den Laien die Teilnahme an den Eucharistiefeiern verweigert wird? Wenn Jesu Wort gilt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5), sollte an der Eucharistiefeier mit Kommunionempfang auch in Pandemiezeiten festgehalten werden.

Kardinal Marx weiß der Pandemie sogar Positives abzugewinnen: „Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen offener für unsere Botschaft werden.“

Jesus Christus hat mit seiner Botschaft vom Reich Gottes auch ohne Pandemie Aufmerksamkeit erlangt.

Auf die Frage, wo wir in keinem Fall so weitermachen können wie bisher, nennt Kardinal Marx das Gesundheitswesen, die Klima-Debatte, den entfesselten globalen Kapitalismus. Er fordert „eine neue, wirklich nachhaltige Ordnung, die möglichst allen Menschen nützt“.

Die katholische Kirche in Deutschland muss sich bei diesen Themen nicht zurückhalten. Aber vorrangig sollte sie sich gegen das himmelschreiende Unrecht der Abtreibungen wenden.

Über 42 Millionen Kinder werden nämlich jährlich weltweit vor der Geburt getötet. Vom vorrangigen Einsatz für die Ungeborenen aber ist keine Rede. Kardinal Marx spricht auch nicht das Thema „Ehe für alle“ an – als wenn es keine Schöpfungswahrheiten gäbe. Er schweigt zu all dem, was mit „Gender“ umschrieben wird. Die weltweiten Christenverfolgungen erwähnt er ebenfalls nicht, auch nicht die Kriege.

Kardinal Marx meint in dem Interview weiter, die Kirche müsse ihre Sendung neu begreifen. Sie dürfe „sich nicht in eine museale Vergangenheit zurückziehen“ und manchmal nicht „so sehr an alten Vorstellungen und Traditionen hängen“.

Und welche Kriterien sind maßgeblich? Das Neue ist nicht per se das Bessere, das Alte nicht per se der Feind des Neuen. Das Alte ist nur der Feind des schlechten Neuen. An schlechtem Neuen aber besteht in der katholischen Kirche derzeit kein Mangel.

Ein Blick auf so manchen Wildwuchs in der Messliturgie zeigt das. Und wenn es richtig ist, dass die Weise des Betens dem Inhalt des Glaubens entspricht (lex orandi – lex credendi), sollten einige Zelebranten mal wieder den Katechismus studieren. Außerdem wäre auch einigen vom „Bodenpersonal Gottes“ dringend zu empfehlen, wieder alle Gebote des Dekalogs zu befolgen.

Kardinal Marx verweist im Oster-Interview zweimal auf Papst Franziskus, erwähnt aber nicht, dass der Papst als Souverän des Vatikanstaates an die italienischen Gesetze nicht gebunden ist und damit auch nicht an die Vorschriften, die der italienische Staat zur Eindämmung der Corona-Pandemie erlassen hat.

Meines Erachtens hätten der Papst und die anderen Kleriker im Vatikan zusammen mit der Schweizer Garde etlichen Katholiken die Teilnahme an der Kar- und Osterliturgie ermöglichen können, ohne jemanden gesundheitlich zu gefährden. Papst Franziskus hätte für Kardinal Marx und für alle Pfarreien in Deutschland ein Ideengeber sein können.

Kommentare

13 Antworten

  1. „Bund Katholischer Ärzte“ (BKA) Deutschland – siehe auch zu Abtreibung und Lebensschutz und Euthanasie und Eugenik und Bioethik und Lebensrechtlern und auch Klagemauer.TV aus der Schweiz dazu und den Internetauftritt von Eva Hermann und die christliche Psychologin Christa Meves und das Zeit-Fragen Magazin aus der Schweiz und Judith Reisman aus den USA

    https://www.bkae.org

    https://www.bkae.org/index.php?id=300

    https://www.bkae.org/?id=301

    https://www.bkae.org/?id=316

    http://www.kathpedia.com/index.php?title=Bund_Katholischer_%C3%84rzte

    https://www.bkae.org/?id=437

  2. „Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft“
    „Tolerance is the last virtue of a depraved society“ – D. James Kennedy: “The New Tolerance“, „Christian Post“, 17. Mai 2007; vgl. Christian Feichtinger: „Warum Toleranz vielleicht doch nicht die Tugend einer untergehenden Gesellschaft ist“, derStandard.at, 26. August 2014

    https://de.wikiquote.org/wiki/Aristoteles

  3. Die Priorität im christlichen Leben ist die LIEBE.

    Es gab mal Pharisäer, die Jesus dafür tadelten, dass er am Sabbath Menschen heilte. Heute wird man dafür getadelt, wenn man am Sonntag Menschen vor Ansteckung schützt, indem man keine Gottesdienste abhält. Wie sich doch alles wiederholt.

    1. 1,50 m Abstand sind genug, um die staatlich verordnete LIEBE zu leben und zu praktizieren. Das sollten Sie inzwischen auch begriffen haben.

      Herr Marx, Kardinal seines Zeichens, wird aus Kirchensteuern bezahlt und nicht nach Leistung. Ob er nun sitzt oder steht, schwätzt oder schweigt, braucht er sich bisher um seine Entlohnung keine Sorgen zu machen.

      MfG

      1. Der Maßstab ist nicht „staatlich verordnete Liebe“. Ob Sie das je verstehen werden, weiß ich nicht.

        Und die Frage, nach welchen Kriterien Herr Marx bezahlt wird, hat nichts damit zu tun. Marx wird nicht aus Kirchensteuermitteln bezahlt. Sondern er bezieht monatlich 13.654,43 Euro dem allgemeinen Steuertopf.

        Sie dürfen aber gern ein Volksbegehren starten mit dem Ziel , die Konkordate und gleich noch die Kirchensteuer abzuschaffen. Nur hat das mit dem Thema hier nichts zu tun.

      2. Heute wird man dafür getadelt, wenn man am Sonntag Menschen vor Ansteckung schützt, indem man keine Gottesdienste abhält. Wie sich doch alles wiederholt.

        Wer am Sonntag, wie an sechs (!) Werktagen in Baumärkten und anderen Stätten des werktäglichen Gebrauchs, die 1,50 m einhalten kann, dürfte dafür nicht getadelt werden.

        Wer in Ihrem Sinn LIEBT, der dürfte auch keinen Baumarkt aufsuchen.

        Nun verstanden? Eher immer noch nicht. Seien Sie dazu bereit, die Menschen auch an Werktagen zu schützen. Aber Ihnen geht der Hammer, die Fliese und das Abwasserrohr im Baumarkt vor.

        MfG

      3. „Seien Sie dazu bereit, die Menschen auch an Werktagen zu schützen. Aber Ihnen geht der Hammer, die Fliese und das Abwasserrohr im Baumarkt vor.“

        Es ist interessant, was Sie angeblich über mich wissen. Nur dass es halt nicht stimmt. Aber das macht Ihnen wohl nichts aus.

      4. Es ist interessant, was Sie angeblich über mich wissen. Nur dass es halt nicht stimmt. Aber das macht Ihnen wohl nichts aus.

        Leider lassen Ihre anonymen Kommentare keinen vollständigen Einblick in Ihr Wesen zu. Von daher weiß ich nur das, was Sie hier freiwillig und bereitwillig von sich geben. Dieser Eindruck muss mir vorläufig, wenngleich auch schweren Herzens, genügen. Von daher macht es mir wirklich nichts aus, nur das über Sie zu wissen, was sich aus Ihren gehaltvollen Sympathiekundgebungen (für mich) derzeit sinnvoll ableiten lässt.

        MfG

        P.S.

        https://www.youtube.com/watch?v=ZTpljFizOvY

  4. Die Verkündigung der Worte Gottes über die Medien kommt einer Information gleich.
    Die Verkündigung im Präsenz-Gottesdienst ist weit mehr, ein unvergleichbar individueller Zuspruch, der mit dem Bekenntnis und der hl. Kommunion beantwortet wird.
    Das fehlt, wer leidet mehr unter diesen Verlusten, die Priester oder die Gottesdienstbesucher?

    Die andere Frage ist, ob der Einlass zu den Kirchen wegen großem Andrang kontrolliert werden müsste, eher wohl nicht, die Zahl der regelmäßig Mitfeiernden ist leider gering.

    Besseres Gesundheitswesen, Klima und globaler Kapitalismus, dass sind aber politische
    Themen, impulsgebend wird es erst durch das persönliche Anfangen, es besser zu machen,
    zumindest auf tierische Lebensmittel aus der Massentierhaltung, auf Selbstbelohnungs-Fern-Reisen und Hedge-Fonds zu verzichten, und hilfreich Leben zu ermöglichen bzw. zu retten.

    Reden vom Reich Gottes ist das eine, aber dafür mit individuellem Verzicht
    (und nicht mit der Billigung von Gottesdienstverboten )
    einzustehen wäre das andere, das ein heiligmäßiges Dasein begünstigt,
    und der Vorsehung Raum zu lassen.

  5. Die Bischöfe definieren sich eben offen als verlängerter Arm der Politik. Auch für Hildesheims Bischof Wilmer im Deutschlandfunk-Interview ist „der Verzicht auf die Gemeinschaft der eigentliche Verzicht“ – und nicht etwa die Hl. Messe (Zitat: „Es kann auch nicht sein, dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind!“). Der Zusammenhalt der Gesellschaft wird von Bischof Wilmer als ausdrückliches Ziel genannt, die Kirche dürfe sich da „nicht absondern und „eine katholische Nische bilden“. Vielmehr habe man zusammenzustehen (!) und auf die Experten im Gesundheitsministerium zu hören.

    Bemerkenswert, wenn man etwa von diversen Modellen hört, welche vom Management der Deutschen Fußball-Liga erarbeitet wurden, um mit behördlichen Auflagen schnell wieder starten zu können. Wann hätte man so etwas aus den Bischöflichen Ordinariaten gehört?

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