Die Forderungen, das umstrittene EKD-Familienpapier zurückzuziehen oder zumindest nachzubessern, nehmen zu. Auch in der Leitung der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) mehren sich kritische Stimmen. Das Gremium befaßt sich am 6. und 7. September mit dem Thema.
Die EKD-„Orientierungshilfe“ rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das etwa auch homosexuelle Partnerschaften und sog. „Flickenteppich-Familien“ (Patchwork) einschließt.
Bisher haben vier Ratsmitglieder öffentlich Kritik geübt – zuletzt Klaus Winterhoff (Bielefeld) – Juristischer Vizepräsident des westfälischen Landeskirchenamtes. Nach seinen Worten hat sich die Kommission, die das Papier erarbeitet hat, von ihrem ursprünglichen Auftrag entfernt, Ehe und Familie zu stärken. Der Rat müsse „aufarbeiten, was wir da unterschätzt haben“, sagte Winterhoff der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Zuvor hatte sich der stellv. EKD-Ratsvorsitzende, der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, für eine Nachbesserung ausgesprochen. In einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung sagte er: „Ich räume selbstkritisch ein, dass die unverändert große Bedeutung der Ehe in dem Papier zu kurz kommt.“ – Er könne sich vorstellen, dass die theologische Klärung, was Ehe ist, noch einmal gründlicher vorgenommen werde: „Das können wir besser, als es in der Orientierungshilfe gelungen ist.“
Zwei weitere Ratsmitglieder – die Vertreterin der schwäbischen Pietisten, Tabea Dölker, und der badische Landesbischof Ulrich Fischer – hatten nach eigenen Angaben bereits vor der Veröffentlichung im Gremium widersprochen.
Theologische Schwächen in dem Papier beklagten u.a. der Bischofsrat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit Landesbischof Ralf Meister, der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Markus Dröge, und die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, Kirsten Fehrs.
Auf Ablehnung stieß das Papier bei theologisch konservativen Gruppen in der evangelischen Kirche, aber auch bei hochrangigen Vertretern der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche.
Der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider stellte angesichts der Kritik eine Ergänzung der „Orientierungshilfe“ in Aussicht. Er könne sich vorstellen, „dass wir in einer weiteren Auflage noch erläuternde oder ergänzende Texte dazuschreiben“.
Quelle: www.idea.de