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Studie: Möglichkeit der "anonymen Geburt" senkt Zahl der Kindstötungen in Österreich

Die gesetzliche Regelung zur anonymen Entbindung in Österreich hat erwiesenermaßen positive Auswirkungen für den Lebensschutz von Kindern.
Eine jüngst von Wissenschaftlern der Medizinischen Universität Wien im BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology veröffentlichte Studie (DOI: 10.1111/1471-0528.12099) ergab, daß sich nach Einführung des Gesetzes 2001 die Zahl der Kindstötungen, die innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt stattfanden, halbierte. 

Foto: M. v. Gersdorff
Foto: M. v. Gersdorff

Die Wissenschaftler rund um Claudia Klier von der Universitätskinderklinik waren hellhörig geworden, als ihnen bei einer Untersuchung von Kindestötungen bis zum 18. Lebensjahr ein positiver „Knick“ bei Neugeborenen in Österreich auffiel. Die Erklärung liege in der 2001 neu eingeführten Regelung der anonymen Entbindung in Österreich, so die Autoren.
Die Forscher verglichen die Häufigkeit der Tötung von Säuglingen in Österreich in den Jahren 1991 bis 2001 mit jener im Zeitraum 2002 bis 2009. Neu war im Jahr 2001, dass für Frauen in Österreich auf gesetzlicher Basis die Möglichkeit geschaffen wurde, anonym und auch kostenfrei im Spital entbinden zu können.
Dem liegt ein Erlass des Bundesministeriums für Justiz vom 27. Juli 2001 über Babynest und anonyme Geburt in Österreich (JMZ 4600/42-I 1/2001) zugrunde. Mütter in besonderen Notsituationen haben demnach die Möglichkeit, ihr Kind zur Welt zu bringen und der Obhut des Jugendwohlfahrtsträgers (und damit zur Adoption) zu überlassen, ohne ihre Identität preisgeben zu müssen.
Der positive Effekt lässt sich nun erkennen:
Ab 2001 gingen Neugeborenen-Tötungen von 7,2 Fällen pro 100.000 Geburten vor der Verabschiedung des Gesetzes (1991 bis 2001) auf 3,1 Fälle pro 100.000 Geburten nach der Verabschiedung des Gesetzes (2002 bis 2009) um mehr als die Hälfte zurück (vgl. Mitteilung der Medizinischen Universität Wien, online 5. 12. 2012).
Die anonyme Entbindung ist in Österreich viel häufiger als das Benutzen von „Baby-Klappen“. Pro Jahr kommt es zu 30 bis 40 anonymen Entbindungen, während nur zwei bis drei Neugeborene „hinterlegt“ werden.
Eine vom deutschen Institut für Demoskopie Allensbach im Juni 2012 präsentierte Untersuchung (vgl. Schwangerschaftskonflikt und anonyme Geburt) zeigte, daß neun von zehn der 105 betroffenen Frauen es sehr wichtig fanden, dass es das Angebot der anonymen Geburt gäbe, insgesamt sei diese Möglichkeit aber noch viel zu wenig bekann. Zwei Drittel der Mütter, die anonym gebären konnten, wollten ihr Kind schließlich bei sich behalten und es selbst großziehen.


Quelle:

IMABE-Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik
Landstraßer Hauptstraße 4/13
A-1030 Wien

www.imabe.org

Kommentare

2 Antworten

    1. Hallo Christian,
      können denn deutsche Frauen nicht auch anonym in Österreich entbinden ?
      Noch besser wäre es ja, wenn sich die Frauen bei der Geburt dann doch für ihr Kind entscheiden könnten.
      Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, wenn man bei „ausgesetzten“ Babies nicht nach der Mutter fahndet.

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