Märtyrer des Monats November 2024
Der armenisch-katholische Pfarrer Hovsep Bedoyan (siehe Foto) aus der nordsyrischen Stadt Kamischli und sein Vater Ibrahim Hanna Bedoyan sind vor nunmehr fünf Jahren, am 11. November 2019, von Dschihadisten in Syrien ermordet worden. Die beiden Männer befanden sich in Begleitung zweier weiterer Personen, darunter ein Diakon aus der Stadt Al-Hasaka, der den Anschlag verletzt überlebte.
Ihr Ziel war der Ort Deir el-Zor, wo die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) 2015 die armenisch-katholische Pfarrkirche angegriffen hatte.
Sie wollten dort die Baustelle begehen, wo das Gotteshaus wiedererrichtet wurde. Für die Christen stellte der Wiederaufbau ein Zeichen der Hoffnung dar, was die islamistischen Kämpfer an dem Tag gezielt ins Fadenkreuz nahmen.
Der Pfarrer aus der Grenzregion zur Türkei war erkennbar als Priester gekleidet und auf dem Auto war „Armenisch-Katholische Kirche“ zu lesen, wie Erzbischof Boutros Marayati kurz darauf gegenüber dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ sagte. Später bekannte sich der IS zu dieser Gewalttat.
Der 43-jährige Pfarrer und seine Begleiter hatten arglos an einem Kontrollpunkt gehalten, wie armenische Medien damals berichteten. Das Gebiet befand sich auch zu dem Zeitpunkt unter kurdischer Kontrolle. Die Täter kamen an dieser Stelle aus einem Hinterhalt, näherten sich ihnen plötzlich, feuerten aus der Nähe auf ihre Opfer und flohen auf Motorrädern. Der Vater erlag noch am Tatort seinen Verletzungen, während Pfarrer Bedoyan auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb.
Am selben Tag gab es mehrere Bombenanschläge in Kamischli, die sich gezielt gegen Christen richteten: Die armenisch-katholische Kirche, eine katholische Schule und ein Geschäftsbetrieb, von assyrischen Christen geführt, wurden zur Zielscheibe, und mindestens sechs Menschen kamen dabei ums Leben.
„Ich bin den armenischen Katholiken von Kamischli in Syrien nahe, da sie sich zur Beisetzung ihres Pfarrpriesters Hovsep Bedoyan versammeln, der gestern zusammen mit seinem Vater ermordet wurde. Ich bete für sie, ihre Familien, und für alle Christen in Syrien“. Diese Worte twitterte Papst Franziskus am Tag nach dem Verbrechen.
In Deir el-Zor suchten 1915 viele Armenier Zuflucht vor dem Genozid der Jungtürken. Bis der IS sie am 21. September 2014 sprengte, befand sich dort seit 1990 auch eine armenisch-apostolische Völkermord-Gedächtniskirche mit Gedenkstätte und Museum, die jeden 24. April zum Gedenktag des Genozids zehntausende armenische Pilger anzog.
Hier befand sich tatsächlich auch eine Grabstätte für die Opfer. Auf dem Weg zu diesem Ort ereilte schließlich Pfarrer Hovsep Bedoyan und sein Vater Ibrahim Hanna Bedoyan der Märtyrertod.
Text: Michaela Koller – Quelle: https://stephanus-stiftung.org/er-war-als-priester-fuer-die-dschihadisten-erkennbar/ – Foto: Diocese of the Armenian Church in the UK and Ireland