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Tiefsinniger Klassiker „Die letzte Freiheit“ stärkt und belebt den Glauben

Besprechung von Cordula Mohr

Buchdaten: Die letzte Freiheit, Hermann von Altshausen. Mönch der Reichenau. Von Maria Calasanz Ziesche. Beuroner Kunstverlag, 338  S., 15,90 €

Dieser wunderbare Buch schildert das Leben des gelehrten Benediktiners und Dichters Hermann von Altshausen. Man gab diesem körperbehinderten Mönch auch den Namen „Hermann, der Lahme“ und er selbst nannte sich „der Letzte der Armen Christi“. 

Diese Roman-Biographie ist ermutigend für alle, die fest in Christus verwurzelt sind; sie stärkt den Gläubigen durch das Eintauchen in das Leben des seligen Hermann, der als „Krüppel“ unansehnlich und voller Schmerzen war, aber in allen Leiden ganz auf Gott vertraute.

Der Leser wird regelrecht in diese Schlußphase der frühmittelalterlichen Zeit im Übergang zum Hochmittelalter hineingenommen. Landschaftliche Schilderungen aus der jener Zeit werden immer wieder mit den damaligen Lebensumständen verknüpft. Die Lektüre erleichtert das Eintauchen noch besser als mit einem Spielfilm über die damalige Zeit.

Auch wie die Mönche auf der Reichenau zusammenlebten, wird eindrucksvoll erzählt. Wie kalt es in den Mönchszellen und Kirchen im Winter war und wie alle den Frühling an dem schönen Gnadensee herbeisehnten.

Es wird von der Kindheit Hermanns und dem schon frühen körperlichen Verfall berichtet. So kam er durch den adeligen Vater, der ihn zuhause auf Schloß Altshausen nicht mehr gebrauchen konnte, in das Kloster Augia auf der Insel Reichenau.

Hermann hofft in jungen Jahren auf Genesung und setzt alles daran, sie zu erlangen. Dieses Ringen mit Gott und den Menschen wird eindringlich beschrieben.

Nach seiner vergeblichen Hoffnung auf Genesung bleibt er in der Abtei Reichenau und schreibt dort schon früh das bekannte Marienlied „Salve Regina“: Gegrüßet seist du, Königin.

Dieses Gebet an die Himmelskönigin verfaßt er unter starken Schmerzen, die den Geistlichen immer wieder krampfartig überfielen. Man betet oder singt nach diesem Buch das Salve Regina inniger, denn man kennt die Umstände der Entstehung.

Hermann ist keineswegs nur ein Siecher, er ist Magister der Mönche, ein großer Gelehrter, der über viel Wissen verfügt und theologische Schriften herausbringt. Immer wieder textet der begabte Pater herrliche Lieder zu den Festmessen –  und der Orden erlangt eine gewisse „Heiligkeit“ durch Hermann.

Er hat eine besondere Beziehung zu seinem Abt Berno und zum damaligen Papst Leo IX. Auch sein Mitbruder Berthold, der sich Tag und Nacht um ihn kümmert, lernt unentwegt von diesem glaubensstarken Mönch.

Der Leser erfährt auch von den allzumenschlichen Schwierigkeiten im Kloster. Neid und Mißgunst muss auch Hermann erleben, teils durch seine Mitbrüder. Und der Leser wundert sich über manche Entscheidungen, die Hermann für sich trifft. Er will nicht wegen seiner Krankheit bevorzugt werden –  trotz seiner starken Schmerzen.

Immer wieder schön sind die Seiten zu lesen, in denen Hermann seine tiefgläubige, adelige Mutter (Gräfin Hiltrud) trifft.

Ich habe den Roman als große Bereicherung meines Glaubens empfunden. Das spannende Buch hat mich gestärkt und ich möchte es jedem empfehlen, der gerne mittelalterliche Geschichten liest und von geistlichen und religiösen Erfahrungen lernen möchte. 

Hermann von Altshausen war ein ganz besonderer Mönch. Nun möchte ich gerne dieses altehrwürdige Kloster am Bodensee besuchen.

Kommentare

2 Antworten

  1. Das ist bestimmt ein lesenswertes und sehr bewegendes Buch.
    Dazu fällt mir auch etwas ein, das mehr als traurig war über Menschen mit einer Behinderung.

    In Stuttgart hat vor einiger Zeit nach der Renovierung einer älteren Bibliothek (an anderer Stelle wurde eine neue gebaut) das interessante Stadtpalais Einzug gehalten.

    Kultur, Geschichte der Stadt, Kunst und Musik. Eine sehr schöne Spielstätte für Kinder mit einer Erzieherin, dass Eltern das schöne Haus mit mehreren Stockwerken gut besichtigen können.
    Andere Kinder gingen mit und wollten alles sehen.

    Erinnert wurde auch an Stuttgart und das Dritte Reich, besonders das Gesundheitsamt.
    Dort gab es für viele Menschen leider „Die letzte Freiheit“.

    Wir waren erschüttert, es so deutlich zu hören.
    Menschen mit einer Behinderung, besonders auf Kinder hatten sie es in Stuttgart abgesehen,
    bekamen eine starke Spritze, dass sie eingeschlafen sind. Wenig später die Todesspritze von diesen widerlichen NS-Ärzten!
    Dokumente gab es, Briefe an die Eltern, man müsse ihnen leider mitteilen, dass ihr Kind gestorben sei und sprach heuchlerisch und verlogen eine tiefe Anteilnahme aus.
    Es möge ihnen ein Trost sein, dass ihr Kind keine Schmerzen hatte. Dagegen hätte es wirksame Medikamente bekommen.
    Mir war zum Heulen zumute, die armen Kinder!
    Auch mit einer Behinderung hätte ich mein Kind geliebt. Das ist völlig klar und geht auch allen
    anderen Eltern so.
    Jedes Kind ist wertvoll. Nie wieder so eine grauenhafte Zeit!!

    Wunderbar, was dieser Mönch erfahren durfte und glücklich in seinem Glauben war, leider mit vielen Schmerzen. Die Prüfung hat er angenommen und nannte sich „der Letzte der Armen Christi“.
    Kein Mensch hätte das Recht gehabt, ihm etwas anzutun!

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