Von Pfarrer Felix Evers
Das Stephanusfest verbindet das Weihnachtsfest mit der Karwoche.
Wer an der Krippe kniet, steht unter dem Kreuz. „Warum?“ schreien viele in diesem Coronajahr gen Himmel, auch weil sie vor den Scherben ihrer Existenz stehen, finanziell nicht weiter wissen oder ihr altehrwürdiges Gewerbe aufgeben mussten.
Die Zahl der Suizide wird sehr hoch sein, Gott sei es geklagt. Die Leidfrage hat deshalb am 26. Dezember ihren richtigen Platz.
Wie viele Menschen verlieren ihren Glauben, weil sie nicht verstehen können, weshalb uns ein Gott der Liebe leiden lässt.
Maria bietet uns die Antwort als Pietá: Sie trägt den Gekreuzigten in ihrem Schoß. Dadurch stellt die Frage nach dem „Warum“ nicht länger Gott infrage, sondern wir stellen mit Maria diese Leidfrage Gott – und Gott schenkt uns seinen Sohn, der mit uns leidet und unser Trost wird.
BILD: Schmerzhafte Mutter im westfälischen Wallfahrtsort Telgte
Mit Dietrich Bonhoeffer können wir deshalb zur Jahresneige singen: „Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.“
Die Antwort auf die so bittere Theodizeefrage wird uns also nicht theoretisch gegeben – Hiob verzweifelte schier an den theoretisch möglichen Antwortversuchen auf die Frage nach dem letzten Grund für all seine Lebenswunden – , sondern personal: Wir finden Gottes Antwort auf alle Ölbergschreie dieser Welt, weshalb uns Gott verlassen habe, in der Krippe liegen und am Kreuz hängen.
So sehr liebt Gott seine Schöpfung, dass er zu unserem Trost persönlich in unser Leben tritt, sich all seiner Gewalt entäußert (wie aktuell in Zeiten aufzuarbeitenden Machtmissbrauchs kirchlicher Würdenträger) und uns bettelarme Geschöpfe in heiligem Tausch zu einer Königshochzeit einlädt, in der die Dornenkrone Jesu gewandelt wird in einen Lorbeerkranz bzw. eine Krone persönlichen Mitleidens Gottes, die er dem verwundeten Geschöpf behutsam aufsetzt; das Kirchenlied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ deutet Weihnachten ja genau auf diese mystisch-innige Weise.
Im evangelischen Schweden hat sich bis heute der Brauch erhalten, am 13. Dezember das Fest der „Lichtbraut“ (Lucia bedeutet „die Leuchtende“) zu feiern. Weiß gekleidete Mädchen tragen einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf, einen zweiten in den Händen.
Zu Epiphanie, dem Höhepunkt der Weihnachtszeit, ziehen die Kinder als Sternsinger, in Königsgewänder gekleidet und mit Kronen auf dem Haupt, von Haus zu Haus und offenbaren – den Luciamädchen gleich – jedem Zeitgenossen, worum es in der Taufe geht: Wir ohnmächtige Kreaturen sind alle Könige, Priester und Propheten, weil der himmelreiche Gott zu unseren Gunsten auf seine Königswürde verzichtet. Jeder Kinderwagen wird so zu einer Krippe, und Erlösung geschieht durch hautnahe Zuwendung, Umarmung und Liebkosung.
Die steinernen Krüge für die Unmengen an Wasser, die Jesus auf der Hochzeit zu Kana in Wein wandelt, können aus gutem Grund als Lakrimarien gedeutet werden, in denen alle Tränen auch dieses „Jahres der Wunden 2020“ vom „sympathischen“, also „mit uns leidenden“ Gott behutsam gesammelt werden, ohne dass ein Tropfen verlorengeht.
6 Antworten
There is a war on Christianity – warum uns die Medien zu Trump-Hass erziehen
https://www.thecathwalk.de/2020/09/17/there-is-a-war-on-christianity-warum-die-medien-uns-zum-trump-hass-erziehen/
https://www.thecathwalk.de/
Ich fühle, also bin ich – Die Gender-Theorie als Gefühlswende der Ethik Vernunft ist von gestern. Heute zählen nonkognitive…
https://www.thecathwalk.de/2020/09/21/ich-fuehle-also-bin-ich-die-gender-theorie-als-gefuehlswende-der-ethik/
https://www.thecathwalk.de/
Schönheit zieht an – Ein Beitrag zur Liturgie
25. OKTOBER 2018
https://www.thecathwalk.de/2018/10/25/schoenheit-zieht-an-ein-beitrag-zur-liturgie/
Mit 15.000 jungen Pilgern nach Chartres: Heute die Kirche von morgen sehen
13. JUNI 2019
https://www.thecathwalk.de/2019/06/13/mit-15-000-jungen-pilgern-nach-chartres-heute-die-kirche-von-morgen-sehen/
In der Philosophie ist die Postmoderne längst Schnee von gestern
24. Januar 2016 Reinhard Jellen
Kurt Bayertz über Berührungspunkte und Trennendes
https://www.heise.de/tp/features/In-der-Philosophie-ist-die-Postmoderne-laengst-Schnee-von-gestern-3377899.html
11. Aug. 2017 – Artikel:
Der Kaiser ist nackt
Selbst Google kann Professor Jordan Peterson
nicht mundtot machen
https://www.die-tagespost.de/feuilleton/Der-Kaiser-ist-nackt;art310,180874
Philosophia perennis
prudentes sicut serpentes, et simplices sicut columbæ Die Idee einer philosophia perennis bekennt sich zu der Vo…
https://philosophia-perennis.com/philosophia-perennis/
Buch
Beile Ratut hinterfragt in einem Essay das „westliche Denken“ der Kirchen
Von
PP-Redaktion –
20. März 20190
Die deutsch schreibende Finnin Beile Ratut, für Matthias Matussek die „wahrscheinlich … unterschätzteste Autorin des gegenwärtigen Literaturbetriebs“, rechnet in ihrem Essay „Das Fanal des Ego auf den Stufen zur Kirche“ knallhart und eloquent mit dem Denken der Kirchen der westlichen Welt ab. Ein Gastbeitrag von Rainer Buck
https://philosophia-perennis.com/2019/03/20/beile-ratut-hinterfragt-in-einem-essay-das-westliche-denken-der-kirchen/
Maria hat sich in zahlreichen Erscheinungen nach dem Vorbild bzw. Abbild der Sonnenfrau der Johannes-Offenbarung offenbart, bis hin zu Details wie den Sternen über dem Haupt bzw. dem blauen Mantel. Siehe auch die weibliche Weisheit „Sophia“ in der „Weisheitsliteratur“ des Alten Testamentes der Bibel als EINE weibliche Erscheinungsweise des Heiligen Geistes als Geist Gottes und „Geist der Weisheit und Offenbarung“. Es gab in der Kirchengeschichte aber auch schon andere. Maria ist die „neue Eva“, so wie Jesus Christus „der neue Adam“ ist.
Maria kann durch die Sonnnenfrau in der JOhannes-Offenbarung aber auch als Abbild und Abglanz des Heiligen Geistes als Geist Gottes und „Geist der Weisheit und Offenbarung“ angesehen werden. Siehe dazu auch die mystische theologische „Sophiologie“ der russisch-orthodoxen Kirche Russlands und die „Weisheitsliteratur“ des Alten Testamentes und den 1. Clemensbrief und den Barnabas-Brief, welcher noch im „Codex Sinaiticus“ Bibel-Kanon enthalten war.