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Tweet der FDP-Fraktion über Blut-Gentests bei Schwangeren führt zu einer Protestwelle

Kritik kommt auch von Liberalen /  FDP-Fraktion entschuldigt sich

In der Debatte um die Aufnahme von Gentests, mit denen im Blut von Schwangeren nach Anzeichen für eine Trisomie des ungeborenen Kindes gefahndet werden kann, hat die FDP mit  einem Tweet für Proteste gesorgt – und sogar in der eigenen Partei Kritik hervorgerufen.

„#Trisomie 21 – Test müssen allen #Frauen zur Verfügung stehen. Wir fordern, dass die Test zur #Kassenleistung werden. Jede #Schwangere muss selbst & diskriminierungsfrei darüber entscheiden können, ob & welche Untersuchungen sie durchführen lässt & wie sie mit dem Ergebnis umgeht“, twitterte die Bundestagsfraktion der Liberalen. Unter dem Text war das Bild eines Kindes mit Down-Syndrom zu sehen, das von seiner Mutter im Arm gehalten wird.

„Ich kann es gar nicht glauben, dass dieser FDP-Post echt sein soll“, schrieb Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Das Bild mit dem Kind suggeriere, bei einem Trisomie-21-Test wäre es vielleicht nicht auf der Welt.

Die „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) bezeichneten den Tweet als „eiskalt und menschenverachtend“:

Die FDP scheue nicht davor zurück, mit dem Bild eines Kleinkinds mit Downsyndrom „für die Finanzierung einer Selektionsmethode“ zu werben, die „gerade dazu führt, dass viele dieser Kinder nicht geboren werden“, erklärte der stellv. CDL-Bundesvorsitzende Hubert Hüppe. 

Selbst aus der FDP gab es Kritik. So schrieb Birgit Bergmann, die für die FDP in der Bremischen Bürgerschaft sitzt, auf Facebook: „Hier ist für mich eindeutig eine Linie überschritten, als Liberale, als Christ, als Mensch.“

Und weiter: „Wie fühlen sich Menschen, die oder deren Angehörige und Freunde selbst von Trisomie 21 betroffen sind? Sie müssen Text und Bild in Kombination als massive Entwertung und Ablehnung empfinden. Mir wird ganz schlecht, wenn ich an jemanden aus meiner Bekanntschaft denke …“

Die FDP hat sich inzwischen für den Tweet entschuldigt und diesen gelöscht: „Wir haben das Posting entfernt. Für uns ist die Perspektive eines Kindes mit Trisomie 21 nichts Negatives. Diesen missverständlichen Eindruck konnte man aber offenbar gewinnen – daher die Löschung und Entschuldigung!“, schrieb die FDP in einem neuen Tweet.

Der Deutsche Bundestag will am 11. April in einer „Orientierungsdebatte“ zwei Stunden lang über den Umgang mit den umstrittenen Gentests debattieren.

Quelle: ALfA-Newsletter

Kommentare

4 Antworten

  1. Bereits im Interview mit der „Tagespost“ vor 2 Jahren, in welchem sich FDP-Generalsekretärin Beer für Eizellspende und nicht-kommerzielle Leihmutterschaft aussprach, wurde überdeutlich, dass diese Partei auch im Bereich Familie und Kinderwunsch eine (höflich ausgedrückt) kühl-kalkulierende, geschäftsmäßige Einstellung hat. Sie stand und steht in der masonistischen Tradition des Hominismus: Der Mensch definiert sich selbst und begreift alle Hemmnisse lediglich als Störungen, die beseitigt werden müssen. Seien es Naturgesetze, ethische Gebote oder göttliche Offenbarung – was seinen Drang zur Selbstverwirklichung hemmt, muss aus dieser Sicht „überwunden“ werden. Setzt doch der „aufgeklärte“ Mensch seinen egoistischen Willen absolut und wird immer unduldsamer gegenüber Gegebenheiten, die diesem entgegen stehen.

    Wenn die Natur es eingerichtet hat, dass zwei Menschen sich (genetisch bedingt) nicht fortpflanzen können, wird dies nicht als naturgegeben akzeptiert, sondern als ärgerlicher „Betriebsunfall“ gewertet, den es nun aber schleunigst zu korrigieren gilt.
    Wenn es die Natur biologisch so eingerichtet hat, dass die Gebärfähigkeit der Frau zeitlich begrenzt ist, wird dies als empörender Affront zurückgewiesen. Steht dies doch dem „Menschenrecht“ entgegen, sein selbst-definiertes Lebensglück verwirklichen zu können. Dazu gehört auch, in jedem noch so hohen Lebensalter ein Kind zeugen bzw. gebären zu können. Entgegenstehende biologisch Gegebenheiten sollen durch die moderne Medizin korrigiert werden. In diese Gedankenkette paßt auch das „Projekt Wunschkind“: sei es, dass schlußendlich die potentiellen Kunden sich genetisch wunschgemäß ein „Katalogkind“ konstruieren lassen könnten (hier locken geradezu unvorstellbare Gewinnsummen, gelobt sei das freie Unternehmertum!), sei es, dass sie zumindest vorhersehbaren „Material-Ausschuß“ aussortieren können müssen. Wo wir ja wieder bei den Trisomie-21-Tests wären…

    Vor diesem Hintergrund ist besagter „Tweed“ wenig überraschend, die FDP war und ist für die kaum verhüllte Wolfsgesellschaft, in der die Starken ihre Interessen durchsetzen. Hat man dazu nicht die Möglichkeit, wie etwa Ungeborene oder sieche Greise, dann wird man unweigerlich zum Spielmaterial der anderen.

  2. Ich bin mir sicher, daß meine Gedanken zu diesem Thema nicht ausschließlich auf Verständnis stoßen werden, denn sie sind entgegen des „aktuellen Trends“ bezüglich Trisomie 21.

    Es steht außer frage, daß Menschen mit Trisomie 21 genau wie jeder andere Mensch geachtet und respektiert werden müssen. Die Früherkennung bzgl. der Möglichkeit von Trisomie 21, sowie die daraus resultierenden, möglichen Entscheidungen, sind meiner Ansicht nach keinesfalls verwerflich, oder gar diskriminierend.

    Anders als es in den Medien oder von einigen anderen Personen, sowie Interessenverbänden dargestellt wird, ist Trisomie eine mehr oder minder das Leben eines Menschen beeinflussende Störung, welche den betroffenen Menschen an der Teilhabe am Leben, wie sie ein nicht von Trisomie 21 betroffener Mensch nicht hat. Auch in geistiger Hinsicht wirkt sich Trisomie 21 u. U. erheblich aus. Ich selbst habe beruflich mit Menschen welche an Trisomie 21 leiden gearbeitet und konnte somit eingehend ihr Verhalten, sowie ihre Befähigung und deren Grenzen beobachten und studieren. So „gleich und simpel“ wie die Sache aktuell dargestellt wird, ist es eben nicht, nach meiner Erkenntnis, welche eben nicht nur auf Mutmaßungen beruht, sondern aus dem Umgang mit von Trisomie 21 betroffenen Menschen resultiert.

    Die werdende Mutter, bzw. die möglichen Eltern sollten sich in dem betreffenden Fall genau überlegen, ob sie ihrem Kind ein mehr oder weniger eingeschränktes Leben durch Trisomie 21 „zumuten“ wollen, denn oft ist mit dieser Erkrankung ein „normales Leben“ wie es nicht von Trisomie 21 betroffene Menschen haben, nicht möglich. Ich gehe mal davon aus, daß alle Eltern ihren Kindern ein möglichst unbeschwertes Leben wünschen und diesen Wunsch nicht der aktuellen Tendenz erzwungener Toleranz und Akzeptanz opfern. Das sind „harte Worte“ von mir, wie man sie ja schon wohl oft gelesen hat ;-), aber, wie ich meine, angesichts der Brisanz und Tragweite der Thematik notwendig.

    1. @Wolfsattacke
      Sie schreiben davon, in geistiger Hinsicht wirkt sich Tri.21 u.U erheblich aus.
      Ja mag sein, dass nicht jede Familie mit dem Down-Syndrom fertig wird. Aber es gibt beileibe wirklich schlimmere Behinderungen. Viele adoptionswillige Eltern wünschen sich ein Kind. Manche geben sogar an, dass sie ein Down-Syndrom-Kind annehmen würden, nur um ein Kind in der Familie zu haben.
      Die Behinderten-Einrichtungen kümmern sich gerade in dem gut erforschten Down Syndrom sehr gut um diese.

      Tim, der verstorbene Junge mit Tri.21, ist schon jemand, der zu den schweren Behinderungen des D.-Syndroms gehörte. Es lohnt sich, das Interview mit den Pflegeeltern auf Joutube anzuschauen. Die beiden haben weitere 2 Kinder mit dem Syndrom bei sich aufgenommen.
      Und dieses Ehepaar ist eine ganz normale Familie. Nicht besondere religiös oder versessen auf „Rettet die Menschheit“. Aber durch Tim haben sie diese Menschen mit Behinderungen lieben gelernt.
      Also es ist möglich, Down-Kinder gerne lieben zu können.
      Wenn es nicht geht, stehen die Einrichtungen gerne zu Verfügung.
      Aber bitte nicht dem Kind das Recht und die Freunde am Leben absprechen. Jedes Leben ist wertvoll.

      Als meine Freundin ein Down-Syndrom-Kind zur Welt brachte, damals schwieg man über die Diagnose, standen beide Elternteile zunächst unter einen „Schock“. Dann fragte der Vater den Oberarzt, wie lange wird so ein Kind leben?
      Er sagte, meistens werden diese Kinder 40 – 50 Jahre alt. Oftmals sterben sie früher. Das nur mal am Rande.
      Aber dieses Ableben des behinderten Menschen mit D. Syndrom hat die Natur und somit Gott eingerichtet.
      Lasst doch diesen Menschen einfach die Freude, auf dieser Erde zu sein.

  3. So eine heuchlerische Debatte.
    Die FDP hat ihr wahres Gesicht gezeigt und würde sich freuen, wenn die anderen 35 Behinderungen, die mittlerweile mit einem Bluttest festgestellt werden können, auch zur Selektion frei gegeben werden können.
    Die CDU/CSU ist ebenfalls in weiten Teilen für diesen Bluttest, denn „je eher“ das Ergebnis bekannt ist, umso einfacher für die Schwangere, sich zu entscheiden. In der 6. Woche ist alles einfacher.
    Ärzte freuen sich, dass es nicht mehr in die Spätabtreibung geht.

    Grüne und Linke fordern ja schon länger die komplette Abschaffung der §218 und 219a.

    Nur die AfD solidarisiert sich noch mit dem Downsyndrom-Kind.

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