Spannend und lebensnah: Jordans Weg zur Kirche
Wenn immer wir Menschen zu staunen beginnen, entsteht grundlegend folgende Frage: Warum existiert überhaupt etwas; warum gibt es kein absolutes Nichts? – Daraus folgt die weitere Frage: Was bin ich – und warum bin ich?
Aus unserem irdischen Dasein erhalten wir keine endgültige und befriedigende Antwort. So entstanden die Religionen, die aus einer nicht faßbaren, übernatürlichen Wirklichkeit eine tragfähige Antwort erhoffen.
Für den gläubigen Christen ist Jesus Christus die Antwort des Ewigen, das menschgewordene Wort Gottes.
Die Tragödie der Christenheit besteht in den nicht mehr überschaubaren Konfessionen und Denominationen. Der junge Historiker und Konvertit Volker Jordan ist überzeugt: Das kann nicht der Wille Gottes sein, betet doch Jesus selbst:
„Alle sollen eins sein. Wie du Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17, 21).
Volker Joseph Jordan (1972 – 2o13) gehörte bis ein Jahr nach seiner Konfirmation der evangelisch-lutherischen Kirche an, verließ diese dann und begann eine staunenerregende Suche nach einer Kirche, die für ihn die wahre Stiftung Christi sein sollte.
Durch gründliche fortlaufende Studien brachte er einerseits die notwendige geistige Ausrüstung mit, zum anderen brachte er seine unvoreingenommene Offenheit in jede kirchliche Gemeinschaft ein, die er kennenlernen konnte.
Immer war es derselbe Jordan, geprägt von seiner konservativen Grundeinstellung und einem konsequent denkenden, wachen Verstand.
Ein vorrangiges Kriterium seiner Wertungen war die Schlüssigkeit von Lehre und ihre Umsetzung in das christliche Leben. Das „sola-scriptura“ -Prinzip („Allein die Bibel“) konnte er bald nicht mehr akzeptieren, weil es theologisch und kirchengeschichtlich nicht begründbar ist und zudem selbst in der Praxis der protestantischen Konfessionen gar nicht umgesetzt werden konnte.
Durch Jordans Begegnungen, Gespräche und praktische Teilhabe am Glaubensleben der von ihm aufgesuchten christlichen Konfessionen und Gemeinschaften sowie durch – von einer unbändigen Wahrheitssuche bedingte – kritische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Theologien erhält der Leser einen bemerkenswerten Einblick in die Vielfalt und Unterschiedlichkeit dessen, was unter christliche Kirchen heute erfahrbar ist.
Auf dem Umweg über die Orthodoxie findet Jordan (siehe Foto) schließlich zur römisch-katholischen Kirche.
Was sind entscheidende Kriterien für seinen Schritt? :
1. Das organische und ganzheitliche Denken nach dem Grundsatz: Die Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie.
2. Die Bedeutung der Sakramente (Hereinbrechen des Göttlichen in unsere Welt).
3. Das tiefe Verstehen der hl. Eucharistie als Opfer und Mahl, getragen von dem nur im Glauben faßbarem Geheimnis der Realpräsenz des gekreuzigten ujnd auferstanden Christus. (Die recht ausführliche Darstellung der so unterschiedlichen Verstehensweise des Abendmahls bei Lutheranern und Calvinisten/Zwinglianern in Gegenüberstellung zur katholischen Lehre kann für manchen Katholiken zur stärkeren Wertschätzung des eigenen Glaubens führen).
In der katholischen Kirche findet Volker Jordan sowohl die mütterliche (Maria) wie auch die väterliche Komponente (den Papst) repräsentiert.
Wohltuend ist auch seine kritische und zugleich sachliche, ruhige Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Medjugorje“.
Dadurch, daß die Glaubensschritte dieses radikal suchenden jungen Menschen in Dialogform (mit Felizitas Küble als theologisch versierter Gesprächspartnerin) dargelegt wird, erfahren wir Jordans geistliche Entwicklung als spannend und lebensnah.
Neben den notwendigen Literaturangaben ist ein sehr ausführliches Stichwortverzeichnis positiv hervorzuheben.
Dieses lehrreiche Interviewbuch „Endlich zuhause“ ist jedem zu empfehlen, vor allem jenen, die ihren eigenen Glauben vertiefen möchten. Es ist im Augsburger Dominus-Verlag erschienen.
Der Autor ist pensionierter Studienrat und unserer Redaktion persönlich bekannt