Eine Umfrage der Beratungsfirma Russell Reynolds unter 9.500 Teilnehmern macht gerade einhellig erschreckende Schlagzeilen von FAZ bis taz. Es entsteht der Eindruck:
Fast die Hälfte der deutschen Unternehmenslenker betreibt in Sachen Nachhaltigkeit nur Augenwischerei und zündet dadurch den Turbo in Richtung Klimakatastrophe. Die Horror-Headlines beziehen sich vor allem auf ein Zitat aus einer Pressemeldung der Berater:
„46% der befragten deutschen Vorstände geben an, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus Marketingerwägungen getroffen werden. Damit ist das Ziel verbunden, als gesellschaftlich verantwortlich angesehen zu werden und sich über ein Nachhaltigkeitsimage vom Wettbewerb abzusetzen.“
Zunächst: „46% der befragten deutschen Vorstände“ – das klingt nicht nur nach viel, sondern auch sehr konkret und dadurch relevant. Tatsächlich ist die Aussagekraft für die deutsche Wirtschaft insgesamt ausgesprochen klein: Zum einen verteilen sich die beeindruckenden 9.500 Teilnehmer der Studie auf insgesamt elf unterschiedliche Länder auf fünf Kontinenten. Und es wurden nicht nur Führungskräfte befragt – sondern vor allem weit überwiegend Mitarbeiter und Nachwuchskräfte unterhalb der Chef-Ebene.
Die 46 Prozent aus dem Zitat beziehen sich nur auf die Untergruppe „C-Suite in Germany“ – und die umfasst 89 Befragte. Selbst wenn die Auswahl dieser Teilnehmer höchsten Repräsentativitätsansprüchen genügt, hieße das: Es besteht eine 19:1 Chance, dass der tatsächliche Wert irgendwo zwischen 36 und 56 Prozent liegt.*
Letztendlich ist es jedoch unerheblich, wo der tatsächliche Wert liegt. Denn kein Ergebnis ließe Rückschlüsse im Hinblick darauf zu, ob die Befragten es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, den Klimawandel unterschätzen oder inwieweit die Unternehmen tatsächlich effektiv nachhaltig handeln.
Denn die Frage lautete:
„Which of these statements is the closest to describing the driving force behind your company’s approach to sustainability?“**
Die Führungskräfte wurden also lediglich, gemäß der eigenen Übersetzung des Berichtbands, nach der „treibenden Kraft“ hinter dem „Nachhaltigkeitskonzept ihres Unternehmens“ gefragt – basierend auf einer beschränkten Vorauswahl.
Mit anderen Worten: Dass die Unternehmen der befragten Führungskräfte Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen, steht außer Frage – und deren Art, Umfang, Ernsthaftigkeit und Wirksamkeit wird hier gar nicht behandelt. Darüber hinaus war „Nachhaltigkeit“ in der Befragung nicht auf Klimaschutzmaßnahmen begrenzt, sondern umfasste generell sowohl ökologische als auch soziale Verbesserungen.
Es deutet also nichts darauf hin, dass die befragten Manager Greenwashing betreiben oder befürworten.
Quelle und FORTSETZUNG des Beitrags von Faktenkontor hier: https://www.faktenkontor.de/corporate-social-media-blog-reputationzweinull/russel-reynolds-umfrage-nachhaltigkeit/
Eine Antwort
Kann man nicht einfach mal völlig normal Dinge wie „gute Produkte mit langer Lebensdauer, saubere Lebensmittel, sogen. erneuerbare Energie etc.“ nur in dem Maß wie ökologisch, wirtschaftlich und Menschen zuträglich, behandeln, abfragen ?
Alle Menschen, Nationen, haben unterschiedliche Kulturen, völlig andere Voraussetzungen bzgl. Klima und Wetter, und auch in der Topografie sind die Unterschiede für den Dümmsten erkennbar.
Grönländer haben andere Interessen als Sizilianer !