Wenn die bunten Fahnen wehen,
Geht die Fahrt wohl übers Meer.
Woll’n wir ferne Lande sehen,
Fällt der Abschied uns nicht schwer.
Leuchtet die Sonne, ziehen die Wolken,
Klingen die Lieder weit übers Meer.
Sonnenschein ist unsre Wonne,
Wie er lacht am lichten Tag!
Doch es geht auch ohne Sonne,
Wenn sie uns nicht scheinen mag.
Blasen die Stürme, brausen die Wellen,
Singen wir mit dem Sturm unser Lied.
Hei, die wilden Wandervögel
Ziehen wieder durch die Nacht,
Schmettern ihre alten Lieder,
dass die Welt vom Schlaf erwacht.
Kommt dann der Morgen, sind sie schon weiter,
über die Berge, wer weiß wohin.
Wo die blauen Gipfel ragen,
Lockt so mancher steile Pfad.
Immer vorwärts, ohne Zagen;
Bald sind wir dem Ziel genaht!
Schneefelder blinken, schimmern von Ferne her,
Lande versinken im Wolkenmeer.
HINWEISE dazu von unserem Leser Ernst Friedel:
In diesem Lied kommen besonders Abenteuerlust, Fernweh und Naturbegeisterung zum Ausdruck. In der ersten Strophe ist es die Seefahrt, die besungen wird. Weil man auf interessante Erlebnisse eingestellt ist und fremde Länder sehen möchte, „fällt der Abschied uns nicht schwer.“
Im zweiten Vers geht es um die Natur mit Sonnenschein, auch um Herausforderungen. Sturm und brausende Wellen. Aber auch im Sturm erklingen die Lieder.
In Vers 3 ändert sich das Bild. Es ist nicht länger das Meer, das hier besungen wird, sondern es geht über Land den Bergen entgegen. Schon früh am Morgen ziehen die Wandervögel los und singen ihre Lieder und wecken damit die Welt aus dem Schlaf. Welcher Schlaf hier gemeint ist, will ich der Fantasie des Einzelnen überlassen. Von vielen Menschen höre ich, dass unsere Gesellschaft ein Erwachen braucht.
Zum Schluss sieht man in der Ferne die Berge, die wegen Dunst etwas blau erscheinen. Man zieht ihnen entgegen und findet manchen steilen Pfad, der zum schneebedeckten Gipfel führt, von dem man einen herrlichen Ausblick genießen kann. Man schaut auf Schneefelder, auf Seen und auf das Land hinab.
Gerne denke ich an die Wanderungen zurück, bei denen fröhliche Lieder gesungen wurden.
Das Lied finden wir gesungen hier: https://www.youtube.com/watch?v=4smHtLW27rk. Es singt der Botho-Lucas-Chor.
Text und Melodie stammen von dem Lyriker Alfred Zschiesche (1908 – 1992), der es 1933 schrieb und vertonte. In den 1970er Jahren zählte es zu den bekanntesten deutschen Wanderliedern.
Fotos: Dr. Edith Breburda
4 Antworten
Zum Kommentar von Klaus Holz:
Ja, die Regenbogenfahne schillert
t e u f l i s c h bunt ! !
(Von dieser perversen Fahne hat zur Zeit der Entstehung der traditionellen deutschen Volks- bzw. Wanderlieder noch niemand geträumt! Es wäre gut, wenn es dabei geblieben wäre!!)
Es gibt auch einen herrlich christlich-evangelikalen Text dazu: Menschen, die zu Jesus fanden, gehen fröhlich durch die Welt — denn die Ketten, die die Banden, brach entzündet Gottesheld….
Am buntesten ist aber die Regenbogenfahne!!
Eines (auch) meiner Lieblingslieder, das ich oft spiele (Akkordeon, Mundharmonika). Und nicht nur das – ich erlebe all das Besungene zur Zeit in meinem Bergwander-/Sporturlaub in der Schweiz (Gott sei Dank!) : die blauen Gipfel, die Schneefelder (nicht nur von ferne . . .); auch das Wolkenmeer im Tal bestaune ich immer wieder (die brausenden [Meeres-] Wellen sehe ich manchmal halt auf den türkisfarbenen Seen)!
Ja, ja, die guten alten deutschen Volkslieder – die alle lange vor der Hitlerzeit entstanden – und uns dann unter dem Vorwand „Nazilieder“ madig gemacht wurden! Auch wenn diese Lieder in der unseligen NS-Zeit gesungen wurden – der Hauptgrund, weshalb sie verteufelt wurden, liegt vermutlich darin, daß sehr viele, beinahe jedes zweite dieser Lieder den Herrgott erwähnt und/oder das ewige Leben und zu Dank/Gebet aufruft! Spontan fallen mir dazu ein: „Kein schöner Land“, „Auf, du junger Wandersmann“, „Laue Lüfte fühl‘ ich wehen“, „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ (Eichendorff!) !
Es ist ein (Riesen-)Jammer um diesen verschütteten Schatz!!
Herzliche Heimat-/Wehmutgruesse (unbekannterweise) an Ernst Friedel!